Finanzen

VW-Aktie: Volkswagen startet Batteriefabrik in Salzgitter

Volkswagen startet in Salzgitter die eigene Zellproduktion – ein strategischer Schritt mit Signalwirkung für Europa und direkt relevant für die VW-Aktie. Doch der Anlauf ist klein, die Pläne wurden gekürzt und China bleibt im Spiel: Reicht das?
17.12.2025 09:33
Aktualisiert: 17.12.2025 09:33
Lesezeit: 4 min
VW-Aktie: Volkswagen startet Batteriefabrik in Salzgitter
VW-Batteriefabrik: Start in Salzgitter, die VW-Aktie bleibt davon kaum berührt (Foto: dpa). Foto: Moritz Frankenberg

VW-Aktie: VW startet Volkswagen-Batteriefabrik in Salzgitter – Akkus für ID. Polo

Der Volkswagen-Konzern (ISIN: DE0007664039) startet die eigene Batterieproduktion. In Salzgitter ist im ersten Werk der Batterietochter PowerCo die Produktion angelaufen, wie das Unternehmen mitteilte – pünktlich zum angekündigten Produktionsstart bis Ende 2025.

An der Volkswagen-Batteriefabrik auf dem Gelände des bisherigen VW-Motorenwerks war seit Juli 2022 gebaut worden. Mehr als eine Milliarde Euro wurde investiert. Weitere Werke entstehen nach demselben Muster in Valencia in Spanien und in St. Thomas in Kanada, die 2026 und 2027 anlaufen sollen. Konzernchef Oliver Blume bezeichnete den Neubau als "starkes, technologisches Signal für Europa" und wichtigen Baustein seiner Konzernstrategie. "Als erster europäischer Automobilhersteller haben wir eine eigene Entwicklung und Produktion von Batteriezellen aufgebaut. Damit stärken wir unsere Position und Unabhängigkeit im globalen Wettbewerb."

Stückzahlen sollen steigen

Noch sind die Stückzahlen bescheiden: Nur einige Hundert Batteriezellen pro Tag verlassen anfangs die VW-Batteriefabrik. Doch die Zahl soll schnell wachsen: Am Ende sollen es 600.000 bis 700.000 Zellen pro Tag sein, die allein Salzgitter liefert. Angepeilte Jahreskapazität: 20 Gigawattstunden, genug für etwa 250.000 E-Autos.

Erstmals zum Einsatz kommen sollen die Zellen aus Salzgitter bei den neuen Elektro-Kleinwagen VW ID. Polo und Cupra Raval, die 2026 in Spanien anlaufen sollen. Dorthin werden nun auch die ersten Zellen geliefert. "Dort gehen sie für finale Tests in die Fahrzeuge", sagt Technikvorstand Thomas Schmall im Gespräch mit der dpa. "Der eigentliche Hochlauf der Produktion in Salzgitter erfolgt dann im nächsten Jahr, parallel zum Hochlauf der Fahrzeuge in Spanien."

Technologisch sieht Schmall die konzerneigene Einheitszelle, die in Salzgitter und später auch in Spanien und Kanada gebaut wird, "mindestens auf Augenhöhe mit dem Wettbewerb". Das sei auch wichtig. "Die Batterie ist die Schlüsseltechnologie der E-Mobilität. Wer die Batterie beherrscht, der beherrscht das Auto." Schließlich ist die Batterie das mit Abstand teuerste Bauteil im E-Auto. Laut VW entfallen darauf 30 bis 40 Prozent der gesamten Fahrzeugkosten. Die Einheitszelle für bis zu 80 Prozent aller E-Autos des Konzerns soll hier helfen, die Kosten zu senken.

Chinesische Dominanz

Bisher dominieren hier Hersteller aus Asien, allen voran aus China. Autoexperte Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach spricht von einem großen Vorsprung der dortigen Anbieter. "Es wird ganz schwer sein, den Rückstand aufzuholen." Umso wichtiger sei es, dem etwas entgegenzusetzen. "Wir brauchen in Europa eine vernünftige Batteriezellenproduktion von deutschen Spielern." Die VW-Batteriefabrik in Salzgitter komme hier zwar nun etwas spät. "Aber es ist gut, dass sie kommt."

Vor allem die Pleite des schwedischen Herstellers Northvolt hatte Europas Batteriehoffnungen zuletzt ausgebremst. Und auch bei VW seien die Batteriepläne deutlich zusammengeschrumpft. Von den ursprünglich geplanten zwei Produktionsblöcken in Salzgitter geht zunächst nur einer in Betrieb. Der zweite baugleiche direkt daneben wurde zwar errichtet, steht aber bis auf weiteres leer. Einen Termin für dessen Eröffnung nennt VW nicht.

E-Auto-Flaute bremst Unternehmen und VW-Aktie

"Wenn der Gesamtbedarf langsamer wächst als ursprünglich geplant, dann wächst auch die PowerCo langsamer", sagt Schmall. "Wir hängen am Hochlauf der E-Mobilität." Und auch von den sechs Batteriefabriken, die der frühere Konzernchef Herbert Diess einst bauen wollte, ist längst keine Rede mehr. "Wir sind mit den Standorten in Salzgitter, Valencia und St. Thomas sehr gut aufgestellt", sagte Schmall. "Weitere Standorte sind im Moment nicht in der Planung."

Zweifel am Elektro-Kurs will PowerCo-Chef Frank Blome aber gar nicht erst aufkommen lassen. "Wir glauben an die Elektromobilität", sagt er. Daran ändere auch die Diskussion um ein Aus für das Verbrenner-Aus in der EU nichts. "Es kommt vielleicht alles ein bisschen langsamer als ursprünglich gedacht", sagt er. "Aber es kommt."

Ganz ohne Hilfe aus China klappt es aber auch bei Volkswagen bisher nicht: Partner beim Aufbau der Sparte ist Gotion aus der Volksrepublik. Und die erste Erprobungsanlage für die VW-Zellproduktion steht in China. Mehr als 100.000 Einheitszellen für Testwagen seien dort bereits produziert worden, berichtet Blome. Und die Anlagen liefen "seit langer Zeit sehr robust". Das gebe ihm Hoffnung, dass es nun auch in Salzgitter klappe.

Zur Wochenmitte steht die VW-Aktie aktuell unter Druck: Bei 105,85 Euro büßte die VW-Aktie im frühen Börsenhandel am Mittwoch annähernd ein Prozent ein. Seit Jahresbeginn steht unter dem Strich ein Kursplus von rund 25 Prozent, was im Vergleich zur gesamten Marktentwicklung überdurchschnittlich ist: Der DAX kletterte im selben Zeitraum lediglich rund 20 Prozent nach oben.

VW-Aktie: Analystenmeinungen und aktuelle Kursziele

Für die VW-Aktie liegen Mitte Dezember 2025 unterschiedliche Signale vor: Deutsche Bank Research, Bernstein Research und die DZ Bank halten an ihren Bewertungen und Kurszielen weiter fest. In der Einordnung dominiert der Blick auf 2026 als Übergangsjahr mit Geopolitik, China und US-Zollpolitik.

Am 9. Dezember bestätigte Deutsche Bank Research „Buy“ für Volkswagen mit 110 Euro. Tim Rokossa erwartet 2026 ein Übergangsjahr, in dem sich die Branche von negativen Einmaleffekten aus 2025 weitgehend erholen und wieder zu Gewinnwachstum finden sollte; Autobauer vor Reifenherstellern, Zulieferer bleiben „höchst selektiv“. Volkswagen ist „Top Pick“ in Europa. Bereits am 5. Dezember beließ Bernstein Research die VW-Aktie auf „Market-Perform“ mit 88 Euro, nach einer Konferenz mit Investor-Relations-Vertretern von Mercedes, BMW, Volkswagen und Renault: Tenor positiv; ID kam nicht gut an, daher setzt VW auf Xpeng-Fahrzeuge und die China Main Platform (CMP). Ende November bestätigte die DZ Bank „Halten“ für Volkswagen-Vorzugsaktien bei 95 Euro. Michael Punzet schrieb, die schwache Entwicklung der Premiummarken, vor allem Porsche, belaste den Wolfsburger Mutterkonzern auch 2026. Zudem werde er von der aktuellen US-Zollpolitik negativ beeinflusst. Für die VW-Aktie bleibt das Bild gemischt.

Der Produktionsstart in Salzgitter ist für Volkswagen ein sichtbarer Schritt hin zu mehr Kontrolle über die Schlüsseltechnologie Batterie – und damit ein Thema, das Anleger bei der VW-Aktie genau beobachten. Noch sind die Volumina klein, doch der geplante Hochlauf ist ambitioniert und eng mit dem Erfolg der neuen Elektro-Kleinwagen verknüpft. Gleichzeitig zeigen der ungenutzte zweite Block und die gedämpften Ausbaupläne, wie stark Nachfrage und Marktzyklen die Strategie bestimmen. Dass VW weiter auf Partner und Vorleistungen aus China angewiesen ist, unterstreicht: Unabhängigkeit bleibt vorerst ein Ziel, kein Zustand.

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