Politik

Grönland: Trump ernennt Sondergesandten und verschärft den Ton

Grönland rückt erneut ins strategische Visier Washingtons. Mit der Ernennung eines Sondergesandten sendet US-Präsident Donald Trump ein klares Signal an Dänemark und die Nato-Partner. Alte Kaufideen, neue Machtansprüche und eine Insel, die für Sicherheit und Geopolitik immer wichtiger wird.
22.12.2025 10:32
Lesezeit: 2 min
Grönland: Trump ernennt Sondergesandten und verschärft den Ton
Nuuk, Hauptstadt von Grönland. Das von US-Präsident Trump umworbene Grönland erhält in Kürze erneut Besuch aus Washington. Wenige Monate nach einem aufsehenerregenden Kurztrip des Präsidentensohnes Trump Jr. kommt nun die Frau von US-Vizepräsident Vance, wie das Weiße Haus ankündigte. (Foto: dpa) Foto: Zhao Dingzhe

Trump ernennt Sondergesandten für Grönland

US-Präsident Donald Trump ernennt den Gouverneur des südlichen Bundesstaats Louisiana, Jeff Landry, zum Sondergesandten für das offiziell zu Dänemark gehörende Grönland. Dieser verstehe, wie wichtig die Insel im Nordatlantik für die Sicherheit der USA sei, schrieb Trump auf seiner Plattform Truth Social. Landry werde sich energisch für die Interessen und die Sicherheit der USA sowie für das "Überleben unserer Verbündeten" und der ganzen Welt einsetzen, schrieb der Republikaner weiter über seinen Parteifreund.

Trump hat seit seinem Amtsantritt im Januar immer wieder unter Verweis auf die nationale Sicherheit umstrittene Besitzansprüche auf Grönland angemeldet. Die Debatte darüber war zuletzt jedoch etwas abgeflaut.

Grönland ist zu vier Fünfteln mit Eis bedeckt und sechsmal so groß wie Deutschland, hat aber nur knapp 57.000 Einwohner. Die Insel ist weitgehend autonom, gehört jedoch offiziell zum Königreich Dänemark.

Der dänische Außenminister Lars Løkke Rasmussen teilte der Nachrichtenagentur Ritzau zufolge schriftlich mit, dass die Ernennung Landrys zum US-Sondergesandten zeige, "dass das amerikanische Interesse an Grönland weiterhin besteht." Er forderte die USA auf, "die territoriale Integrität des Königreichs" zu respektieren.

US-Regierung hofft auf direkten Draht nach Grönland

Dänische Medien hatten jüngst berichtet, dass die US-Regierung versuche, direkte Kontakte zur Regierung Grönlands aufzubauen. Politische Praxis im Königreich Dänemark ist es jedoch, dass sowohl dänische als auch grönländische Vertreter an Gesprächen beteiligt sind, wenn es um Außen-, Sicherheits- oder Verteidigungsfragen geht, die Grönland betreffen. Grönland ist flächenmäßig die größte Insel der Erde.

Landry bezeichnete es auf der Plattform X als eine Ehre, dazu beitragen zu dürfen, "Grönland einen Teil der USA zu machen". Er ist seit Anfang 2024 Gouverneur von Louisiana. Weshalb Trump ausgerechnet ihn als Sondergesandten einsetzen will, bleibt unklar. Geografisch näher an Grönland lägen etwa die Bundesstaaten im Nordosten der USA, doch dort dominieren politisch eher die Demokraten. Von Baton Rouge, der Hauptstadt Louisianas, sind es Luftlinie rund 4.600 Kilometer bis nach Nuuk, der Hauptstadt Grönlands.

Louisiana wurde einst von den USA gekauft

1803 hatten die USA ein riesiges Gebiet namens Louisiana, das den heutigen US-Bundesstaat einschließt, Frankreich abgekauft. Trump hatte bereits während seiner ersten Amtszeit (2017-2021) davon gesprochen, Grönland für die USA kaufen zu wollen. Dänemark und die autonome Regierung Grönlands lehnen diese Bestrebungen ab.

Sondergesandte wurden bei früheren Präsidenten vor allem für schwierige Verhandlungen und Krisenherde ernannt. Die Beziehungen zu Verbündeten wie dem Nato-Partnerstaat Dänemark wurden traditionell federführend von einer US-Botschafterin oder einem Botschafter gepflegt.

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