Schwarzarbeit in deutschen Haushalten
Neun von zehn Haushalte mit Haushaltshilfe beschäftigen diese schwarz. Das entspricht rund vier Millionen Haushalten in Deutschland. Die Zahlen stammen aus einem neuen Bericht des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW).
Die Gründe für eine illegale Beschäftigung sind vielfältig: Laut einer Umfrage, die im Auftrag des IW Mitte des Jahres durchgeführt wurde, gab ein Viertel der Befragten an, die Haushaltshilfe wolle aus verschiedenen Gründen keine Anmeldung. Rund 15 Prozent setzten ihre Haushaltshilfe schwarz ein, weil sie eine legale Beschäftigung für zu teuer hielten. Acht Prozent nannten bürokratische Hürden als Grund, warum eine Anmeldung scheitere.
Umsatz in Milliardenhöhe
Der häufigste Grund, den fast 35 Prozent der Befragten angaben, ist, dass die Haushaltshilfe lediglich Nachbarschaftshilfe leiste und deshalb nicht anmeldepflichtig sei. Laut IW werde der Begriff der Nachbarschaftshilfe jedoch überdehnt: Oft handele es sich bei den Tätigkeiten tatsächlich um anmeldepflichtige Arbeit.
Laut IW kostet eine Haushaltshilfe, die illegal oder auf Minijobbasis beschäftigt wird, je nach Region, Berufserfahrung und Zuverlässigkeit zwischen 15 Euro und 25 Euro pro Stunde. Unterm Strich ergab sich daraus für das Jahr 2023 ein Umsatz in Milliardenhöhe: 8,63 Milliarden Euro wurden für das regelmäßige oder gelegentliche Beschäftigen einer Hilfe bezahlt, ohne dass Steuern entrichtet wurden. Diese Summe dürfte laut IW bis zum Jahr 2025 noch gestiegen sein.
Boom von Schwarzarbeit bei Abschaffung von Minijobs
Etwa ein Viertel der Befragten gibt an, dass die Haushaltshilfe keine Anmeldung will. Weitere 15 Prozent halten eine legale Beschäftigung für zu teuer – obwohl sie bei Anmeldung bei der Minijobzentrale dank Steuererleichterungen oft weniger zahlen als bei Schwarzarbeit. Denn Haushalte können Kosten für Putzen, Einkaufen, Gartenarbeit oder Kinderbetreuung von der Steuer abziehen. Nur acht Prozent klagen über Bürokratie.
Aus der Unions-Bundestagsfraktion kamen zuletzt Forderungen, Minijobs abzuschaffen. IW-Experte Dominik Enste warnt jedoch vor einem solchen Schritt: "Wer Minijobs abschafft, sorgt für einen massiven Zuwachs an Schwarzarbeit." Wichtig sei es stattdessen, Haushaltshilfen in den legalen Arbeitsmarkt zu integrieren. "Minijobs eröffnen vielen den Zugang zu regulärer Arbeit und erleichtern die Integration", so der Studienautor. Ein Gutscheinmodell wie in Schweden könne den Zugang zu legaler Beschäftigung erleichtern und illegale Geldströme verhindern.
Befugnisse der Behörden sind begrenzt
Im November hat der Bundestag ein Gesetz verabschiedet, das der Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) im Kampf gegen illegale Beschäftigung mehr Befugnisse einräumt. Mittels Künstlicher Intelligenz und mehr Digitalisierung könnten auffällige Betriebe schneller identifiziert werden.
Laut IW fallen private Haushalte jedoch durchs Raster. Mehr Kontrollen im privaten Raum seien wegen der Unverletzlichkeit der Wohnung, die in Artikel 13 des Grundgesetzes geregelt ist, nicht möglich.
Dem Bericht zufolge werden Privathaushalte oft nicht als regulärer Arbeitsort betrachtet. Auch bei einer Langzeitbeschäftigung mit einem hohen Maß an Vertrauen vermeiden die Beteiligten eine vertragliche Bindung. Ebenso würden Lohnfortzahlungen im Krankheitsfall oder im Urlaub als ungewöhnlich oder unerwünscht wahrgenommen.


