Politik

EU-Kommission verhindert mehr Transparenz bei Eurostat

Verhandlungen über mehr Transparenz bei der Statistik-Behörde Eurostat sind gescheitert, sagen EU-Abgeordnete. Die Kommission weigert sich, für Eurostat dieselben Regeln aufzustellen, die für nationale Statistik-Behörden längst gelten.
08.04.2014 00:05
Lesezeit: 1 min

Seit 2012 arbeiten Abgeordnete an der Überarbeitung der EU-Verordnung zu den nationalen und der Europäischen Statistikbehörde.

Anlass war, eine Wiederholung des Betrugsskandals in Griechenland zu verhindern. Dort wurden die Daten über die Größe des Haushaltsdefizits absichtlich gefälscht. Das prognostizierte Haushaltsdefizit betrug im Jahr 2009 rund 3,7 Prozent. Schließlich musste die griechische Regierung ein Defizit von 15,4 Prozent eingestehen. Die Kommission verurteilte das Land wegen der Manipulation von Wirtschaftsstatistiken.

Der Skandal stürzte das Land in die Krise – und in zwei EU-finanzierte Rettungspakete im Gesamtwert von 240 Milliarden Euro (mehr hier).

Die nationalen Regierungen müssen als Folge des Griechenland-Skandals nun nach EU-Recht sicherstellen, dass die nationalen statistischen Ämter gesetzlich unabhängig und frei von politischer Einflussnahme sind. Staaten, die ihre statistischen Defizit-Ziele nicht erreichen, können hinsichtlich der Governance-Regeln der Eurozone bestraft werden.

Die im Jahr 2012 eingereichte Gesetzesänderung gilt nur für nationale Statistik-Behörden. Die Abgeordneten wollten den Geltungsbereich auch auf Eurostat ausweiten.

Nach einer Reihe von Geheimverhandlungen im diversen Trilog-Treffen (hier) sollte eine „Whistleblower“-Klausel den Chef von Eurostat-Behörde das Recht geben, die Kommission anzufechten, wenn sie die Unabhängigkeit der Behörde in Gefahr sieht.

Die Abgeordneten wollten auch, dass das Parlament bei der Ernennung des Eurostat-Chefs gehört wird. Dieser sollte auch vor den Wirtschaftsausschuss der Versammlung erscheinen.

Die Klausel würde absichern, dass „der Vorsitzende in unabhängiger Art und Weise handeln kann, und keine Anweisung von einer Regierung oder einer anderen Institution, Einrichtung, Amt oder Behörde einholen oder annehmen darf. Wenn der Vorsitzende der Auffassung ist, dass eine Maßnahme der Kommission die Unabhängigkeit der Behörde in Frage stellt, muss er oder sie das Europäische Parlament informieren.“

Doch die Kommission war gegen diesen Vorschlag. Sie argumentiert, dass Eurostat, die rechtlich ein Teil der Kommission ist, in gleicher Weise behandelt wird, wie die anderen Dienststellen der Europäischen Kommission.

Die Abgeordneten weigerten sich, auf die Whistleblower-Klausel zu verzichten. Die Verhandlungen über das Dossier sind nun aufgegeben worden.

„Der Passus sollte sicherstellen, dass diejenigen, die die Statistiken für ihre politischen Zwecke verwenden, nicht dieselben sind, die sie machen. Die Kommission lobt diesen Grundsatz auf nationaler Ebene. Es ist schamlos, dass sie glauben, für die EU gelte das nicht, so der französische Abgeordnete Liem Hoang Ngoc zum EUObserver.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

DWN
Technologie
Technologie Fahrerlose Taxis in Hessen: Chinesische Technik, deutscher Pilotbetrieb
01.06.2025

In Deutschland startet das erste Pilotprojekt für autonome Taxis: Ohne Fahrer, aber mit Überwachung aus der Ferne. Ein Modell mit...

DWN
Technologie
Technologie Goldrausch 2.0: Wie Google KI neu definiert – und Europa zuschaut
01.06.2025

Google I/O 2025 bietet einen tiefen Einblick in die nächste Ära der Künstlichen Intelligenz – von echten 3D-Videocalls bis hin zu...

DWN
Panorama
Panorama Nur noch fünf Minuten: Schlummertaste in Deutschland beliebt
01.06.2025

Mit der Schlummertaste kann man das Aufstehen verzögern. Ärzte raten davon ab, aber die Praxis ist gerade in Deutschland gängig....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Gesundheitscheck vor der Einstellung: Rechte und Grenzen für Bewerber
01.06.2025

Ein Vorstellungsgespräch ist erfolgreich verlaufen, doch bevor der Arbeitsvertrag unterschrieben wird, fordert der potenzielle Arbeitgeber...

DWN
Technologie
Technologie SaaS ist tot – die Zukunft gehört der KI, nicht Ihrer Plattform
01.06.2025

Niemand will die Nutzung Ihrer Plattform lernen – Unternehmen wollen Ergebnisse. Künstliche Intelligenz ersetzt Tools durch fertige...

DWN
Panorama
Panorama EU-Reform könnte Fluggastrechte deutlich schwächen
01.06.2025

Von Verspätungen betroffene Fluggäste haben in Zukunft möglicherweise deutlich seltener Anspruch auf Entschädigung. Die EU-Staaten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wettlauf um die Zukunft: Wie die USA ihre technologische Überlegenheit retten wollen
01.06.2025

China wächst schneller, kopiert besser und produziert billiger. Die USA versuchen, ihre Führungsrolle durch Exportverbote und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freelancer: Unverzichtbare Stütze in flexiblen Arbeitswelten
01.06.2025

Trotz Homeoffice-Boom bleibt die Nachfrage nach Freelancern hoch. Warum Unternehmen auf Projektarbeiter setzen, wo die Vorteile liegen –...