Politik

Stahlkonzern Voestalpine schließt Werke in Europa

Lesezeit: 1 min
19.04.2014 11:21
Der österreichische Stahlkonzern Voestalpine will seine Werke aus Österreich in die USA umsiedeln, wenn sie das Ende ihrer Lebensdauer erreicht haben. In Europa seien die Energiepreise, Personalkosten und Grundstückspreise zu hoch. Zudem kritisiert Voestalpine die wechselhafte Umwelt- und Klimapolitik der EU.
Stahlkonzern Voestalpine schließt Werke in Europa

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der österreichische Stahlkonzern Voestalpine erwägt, Kapazitäten aus seiner Heimat abzuziehen. „Das ist keine Drohung, sondern einfach eine Anwendung der Grundrechenarten im globalen Wirtschaftsgeschehen“, sagte Voestalpine-Chef Wolfgang Eder der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Amerika biete heute viel bessere Rahmenbedingungen als Österreich und der Rest Europas. Dort seien die Energiepreise, Personalkosten und Grundstückspreise deutlich niedriger.

Mitte nächsten Jahrzehnts würden eine Kokerei und zwei Hochöfen in Linz das Ende ihrer Lebensdauer erreichen, sagte Eder. In etwa fünf Jahren müsse Voestalpine entscheiden, wo Ersatzanlagen entstehen sollen. „Wir müssen uns dann die grundsätzliche Frage stellen, was langfristig der richtige Standort ist“, sagte Eder.

Der Konzern baut derzeit seine Kapazitäten in den USA kräftig aus. In Cartersville im Bundesstaat Georgia nimmt in wenigen Tagen ein 50 Millionen Euro teures Werk die Produktion auf, in dem Auto-Chassis-Teile hergestellt werden.

Für 2016 plant Voestalpine ein weiteres Werk in den USA. Im texanischen Corpus Christi soll hochreines Eisen, das als Vormaterial für die Stahlerzeugung dient, produziert werden. Mit einer Investition von 550 Millionen Euro ist das Projekt das größte außereuropäische Vorhaben in der Unternehmensgeschichte.

Nicht nur die niedrigen Energiepreise, die in den USA wegen der umstrittenen Förderung von Öl und Gas aus Schiefergesteinsschichten (Fracking) stark gefallen sind, locken Voestalpine. In Europa seien die Personalkosten um 30 Prozent höher als in Amerika, Grundstücke seien sogar zwanzigmal so teuer, sagte Eder.

Zudem kritisierte Eder die Umwelt- und Klimapolitik der EU, die sich permanent ändere und dabei aus Sicht der Industrie zu einer immer größeren Belastung werde, zum Beispiel mit strengeren Vorgaben für die Reduzierung von Kohlendioxidemissionen. Eders Fazit: „Im Moment sehen wir nur Nordamerika als langfristig kalkulierbaren Standort.“

Bis 2020 will Voestalpine den Anteil des Amerika-Geschäfts am Konzernumsatz von zuletzt acht auf 15 Prozent ausbauen. Allein die neue Anlage in Texas werde den Umsatz in Amerika deutlich steigen lassen, zudem kann sich Eder Akquisitionen mit Kaufpreisen in den Dimensionen von einigen hundert Millionen Euro vorstellen. „Milliardenübernahmen sehe ich nicht, dazu fehlt mir zumindest derzeit die Fantasie.“


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...