Politik

Freihandel mit den USA gefährdet Vielfalt bei Obst und Gemüse

Lesezeit: 1 min
28.04.2014 00:39
Die Saatgut-Industrie möchte offenbar das Freihandelsabkommen TTIP zwischen den USA und der EU nutzen, um mit ihren Patenten auf dem europäischen Markt zu reüssieren. In den USA hat Monsanto allein im vergangenen Jahr 142 Prozesse gegen Bauern wegen der Vermischung von Saatgut geführt. Die Taktik könnte auch in Europa funktionieren.
Freihandel mit den USA gefährdet Vielfalt bei Obst und Gemüse

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Vor dem Kippen des Gesetztes-Entwurf zur Saatgut-Verordnung im März 2014 haben allein in Deutschland und Österreich mehr als 700.000 Bürger die Petition gegen die Verordnung unterschrieben. Organisiert wurde die Aktion durch „Freiheit für die Vielfalt“. Die EU hatte auf den Druck der Bürger reagiert, die sich nicht vorschreiben lassen wollen, welches Obst und Gemüse sie in ihren Gärten anbauen wollen (mehr hier).

Die Initiative hofft, dass nun spätestens der neue EU-Kommissar den in erster Lesung abgelehnten Entwurf zurückzieht und mit allen Beteiligten einen neuen Anlauf unternimmt.

Denn ein erneuter Versuch der Saatgut-Industrie, die Sortenvielfalt einzuschränken, könnte im Herbst bevorstehen. Die österreichischen Grünen warnen davor in ihrem EU-Wahlkampf mit landesweiten Plakaten „Meine Tomate darf nicht illegal werden“ (hier).

„Eine Möglichkeit ist, dass ein neue Kommissar nach der EU-Wahl einen neuen Entwurf einbringt, allerdings sicher nicht vor Ende dieses Jahres“, so Benedikt Haerlin, Initiator von Initiative auf Nachfrage der Deutschen Wirtschafts Nachrichten.

„Dann geht der Kampf für die Freiheit der Vielfalt in die zweite, entscheidende Runde. Die internationalen Saatgutkonzerne werden nach neuen Mitteln suchen, ihre Industriestandards und Hybridsaatgut-Normen gegen sich selbst vermehrende, samenfeste Sorten und die Vielfalt von unten durchzusetzen. Dabei könnte auch das geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA eine Rolle spielen.“

Das käme den Saatgut-Herstellern sehr entgegen. Genmanipulierten Pflanzen werden in den USA leicht zugelassen. Zudem erlaubt den Herstellern ein Gesetz, sich über Gerichtsurteile hinwegzusetzen. Monsanto und Co sind damit immun gegen Klagen (mehr hier).

Auf der anderen Seite hat Monsanto in den USA als Kläger bereits zahlreiche Verfahren gegen Landwirte gewonnen. Ein amerikanisches Höchstgericht hat einen Farmer zu einer drakonischen Strafe verurteilt, weil er das Saatgut von Monsanto mit einem anderen Saatgut vermischt hatte (hier).

Bis zum Jahr 2013 hat Monsanto 142 Prozesse wegen angeblicher Patentverletzungen bei Saatgutarten geführt. Mehr als 23 Millionen Dollar an Entschädigungszahlungen hat der Konzern bisher erstritten (hier).

Mit dem TTIP könnten die US-Konzerne diese Taktik auch nach Europa tragen. Mit dem Vorwurf der Verunreinigung könnten sie den Bauern erhebliche Schwierigkeiten bereiten. Begleitet von entsprechenden Investment-Schutzabkommen würden sich die Staaten gezwungen sehen, den Konzernen freie Märkte zu garantieren und Verletzungen dieser Freiheiten mit Steuermitteln abzugelten (mehr dazu hier).


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik Steinmeier unter Feuer: Kontroverse um Ukraine-Hilfen und Taurus-Lieferungen
30.04.2024

Bundespräsident Steinmeier steht wegen seiner Aussagen zur Ukraine-Hilfe in der Kritik. Politiker werfen ihm vor, seine Rolle nicht...

DWN
Unternehmen
Unternehmen SAP Stellenabbau: Abfindungsangebote stehen, 2600 Jobs sollen wegfallen
30.04.2024

Im Rahmen der weltweiten Umstrukturierung von SAP sollen 2600 Arbeitsplätze in Deutschland abgebaut werden. Nun wurden...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Ukraine-Krieg: So ist die Lage
30.04.2024

Ukraine ruft nach dringender Militärhilfe, während tägliche Raketenangriffe weiterhin zivile Opfer fordern. Selenskyj und Stoltenberg...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Massenprotest bei Thyssenkrupp: Beschäftigte fordern Arbeitsplatzerhalt
30.04.2024

Bei Deutschlands größtem Stahlhersteller Thyssenkrupp Steel ist viel im Umbruch. Arbeitnehmervertreter fordern Standortgarantien und...

DWN
Immobilien
Immobilien Vonovia dreht das Blatt: Gewinn nach Milliardenverlust
30.04.2024

Nach einem harten Jahr meldet Deutschlands Immobiliengigant Vonovia einen beeindruckenden Gewinn – ein Wendepunkt. Seine Aktie springt...

DWN
Finanzen
Finanzen Einzelhandel erlebt Umsatzsprung: Hoffnung auf Konsumaufschwung wächst
30.04.2024

Deutschlands Einzelhandel verzeichnet den stärksten Umsatzanstieg seit über zwei Jahren, mit realen Zuwächsen und positiven Aussichten...

DWN
Technologie
Technologie Rakete eines deutschen Start-ups soll in den nächsten Tagen ins Weltall starten
30.04.2024

Elon Musk hat auch klein angefangen: Erstmals seit Jahrzehnten soll nun eine kommerzielle Trägerrakete eines deutschen Unternehmens...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschlands Wirtschaft trotzt Erwartungen: Wachstum statt Rezession im ersten Quartal
30.04.2024

Deutschlands Wirtschaft wächst trotz düsterer Prognosen: 0,2 Prozent Wachstum im ersten Quartal. Auch der Einzelhandel gibt Anlass zur...