Kurz vor Erhöhung der Mehrwertsteuer haben die Verbraucher in Japan ihre Konsumausgaben so stark gesteigert wie seit rund 40 Jahren nicht mehr. Sie gaben im März 7,2 Prozent mehr aus als vor Jahresfrist, wie am Freitag aus Daten der Regierung hervorgeht.
Der Verkauf von Kühlschränken und Staubsaugern vervierfachte sich. Zudem langten die Konsumenten auch bei Gütern des täglichen Bedarfs - wie Toilettenpapier und Shampoo - kräftig zu. Auch kauften sie im März massiv Gold (mehr hier). Die Mehrwertsteuer war im April von fünf auf acht Prozent gestiegen.
Solche Vorzieheffekte sind vor Steuererhöhungen üblich. Der Einzelhandelsumsatz war im März mit elf Prozent so stark geklettert wie seit 17 Jahren nicht mehr. Nun müsse man abwarten, wie sich der Konsum im Mai und Juni entwickle, sagte Takeshi Minami, Chefvolkswirt beim Forschungsinstitut Norinchukin. Bei der vorigen Erhöhung der Umsatzsteuer 1997 waren die Konsumausgaben zunächst um 5,8 Prozent gestiegen und danach um ein Prozent gesunken.
Die japanische Notenbank hat wiederholt betont, dass die nach USA und China drittgrößte Volkswirtschaft der Welt die Steuererhöhung wegstecken könne. Die Arbeitslosenquote war im Februar auf ein Sieben-Jahres-Tief von 3,6 Prozent gefallen und verharrte im März auf diesem Niveau.
Die Preise für Elektrizität stiegen sogar um 8,7 Prozent. Dies liegt jedoch nicht nur an der Steuererhöhung, sondern auch daran, dass Japan aufgrund des Fukushima-Unfalls seine Atomkraftwerke abstellte und Energie nun teuer importieren muss. Doch die Regierung bereitet schon die Rückkehr zur Atomkraft vor (mehr hier).
Zentralbank-Chef Haruhiko Kuroda und Premier Shinzo Abe versuchen, die Bevölkerung davon zu überzeugen, dass steigende Preise eine gute Sache seien. Doch die meisten Japaner betrachten Preissteigerungen als unvorteilhaft. Denn die Löhne sind im letzten Jahr nicht gestiegen.