Politik

Chinas Online-Riese Alibaba geht in den USA an die Börse

Lesezeit: 2 min
07.05.2014 01:35
Der chinesische Online-Händler Alibaba wird einen Börsengang in den USA versuchen. Das ist ein riskantes Unterfangen, aber die Chinesen wollen sich um jeden Preis mit Facebook messen.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Internet  
China  

Chinas führender Online-Händler Alibaba nimmt nach monatelangen Planspielen seinen mit Spannung erwarteten Börsengang in den USA in Angriff. Der Konzern reichte am Dienstag nach eigenen Angaben bei der Börsenaufsicht SEC einen Antrag auf eine Neuemission in New York ein. Dies ist der erste Schritt in Richtung Gang aufs Parkett. Als Emissionsvolumen nannte Alibaba zunächst eine Summe von einer Milliarde Dollar. Dieser Wert sei jedoch nur eine Schätzung, um die Antragsgebühren zu berechnen. Es könnte der größte Börsengang seit Facebook im Mai 2012 mit damals 16 Milliarden Dollar werden. Zu den Konsortialführern Alibabas zählen Deutsche Bank, Credit Suisse, Goldman Sachs, JP Morgan, Morgan Stanley und Citigroup. Einen Termin für den Börsengang gibt es noch nicht.

Ein Börsengang ist meist ein gutes Geschäft für Banken, Gründer und Berater. Bei Internetfirmen besteht immer noch die Gefahr, dass sie vor allem aus heißer Luft bestehen.

So verlor der gehypte Dienst Twitter am Dienstag 17,8 Prozent. Hintergrund ist der Ablauf einer Haltefrist nach dem Börsengang im November, womit bestimmte Aktionäre nun ihre Papiere verkaufen dürfen. Marktteilnehmer hatten bereits im Vorfeld erwartet, dass viele von ihnen ihre Twitter-Anteile nun zu Geld machen werden und damit der Aktienkurs fällt.

Der US-Konzern mausert sich nicht so schnell zu einem Massenmedium im Internet wie der Rivale Facebook. Das zweite Quartal in Folge wuchs die Zahl der Twitter-Nutzer nicht stark wie von Experten erwartet. Zudem machten die bestehenden Kunden weniger Gebrauch von dem Kurznachrichtendienst. Das schürte die Sorge, dass Twitter entgegen den hohen Erwartungen vor dem Börsengang im November 2013 eher ein Nischen-Anbieter bleiben könnte: Die Aktie brach am Mittwoch im frühen US-Handel um fast zwölf Prozent ein. Schon im Januar waren viele Investoren ausgestiegen.

Twitter gab vergangene Woche einen Anstieg der Nutzer-Zahl um sechs Prozent auf 255 Millionen bekannt. Die für Börsianer enttäuschende Zahl fand am Markt stärkere Beachtung als der Umsatz, der sich mit 250 Millionen Dollar mehr als verdoppelte. Der Verlust verfünffachte sich jedoch fast und lag bei 132 Millionen Dollar.

Experten waren zuletzt durchaus davon ausgegangen, dass Twitter sich zu einer Branchengröße wie Facebook entwickeln könnte. Das hatte den Börsenwert im Dezember bis auf 46 Milliarden Dollar getrieben, bei einem Umsatz von gerade einmal 665 Millionen Dollar im Jahr 2013. Ab Februar ging es für die Aktie steil bergab, sie verlor rund 40 Prozent an Wert. Im Mai läuft bei vielen Aktionären eine Haltefrist aus. Dann könnten bis zu 489 Millionen Twitter-Aktien verkauft werden - 83 Prozent der ausstehenden Papiere.

Facebook hatte dagegen zuletzt seine Kundenzahl auf knapp 1,3 Milliarden und den Umsatz um rund 70 Prozent auf 2,5 Milliarden Dollar gesteigert. Zwar eint beide Unternehmen, dass sie nach ihrem Börsengang zuerst in schwieriges Fahrwasser kamen. Während Facebook allerdings der Platzhirsch bei den Internet-Netzwerken geworden ist, kämpft Twitter nun um Größe. Dass der "Zwitscher"-Dienst einmal eine ähnliche Stellung erreichen könne, sei "unrealistisch und wirklichkeitsfremd", sagte Brian Wieser, Branchenexperte beim Analysehaus Pivotal Research. "Twitter ist und bleibt ein Nischenanbieter, wenn auch ein starker."

Für Alibaba könnte sich die Lage anders darstellen: Immerhin hat das Unternehmen ein Geschäftsmodell und einen starken Heimatmarkt.


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: Russland und Ukraine haben wohl eine Million Soldaten verloren
18.09.2024

Seit zweieinhalb Jahren führt Russland seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Offiziell gibt keine Seite ihre Verluste bekannt - doch die...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Krankheitsausfälle auf Rekordniveau: Die Kosten explodieren
18.09.2024

Der Krankenstand in Deutschland ist auf Rekordniveau und kostet die Arbeitgeber viele Milliarden Euro. Die Kosten für den Arbeitsausfall...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschland: ZEW-Konjunkturerwartungen fallen erneut deutlich
17.09.2024

Die wirtschaftlichen Perspektiven für Deutschland haben sich im September weiter verschlechtert. Die ZEW-Konjunkturerwartungen der...

DWN
Politik
Politik Sozialabgaben und Bemessungsgrenzen steigen kräftig: Lauterbach will Beitragszahler blechen lassen
17.09.2024

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat es angedroht: Gutverdiener müssen sich 2025 auf deutlich höhere Kosten einstellen. Neben...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Ein neuer China-Schock? Wie neue Exportwellen aus China die deutsche Industrie treffen könnten
17.09.2024

Chinas Wirtschaft scheint dieser Tage unberechenbar. Nun könnte ein neuer China-Schock die Kernindustrie Europas bedrohen. Wie groß ist...

DWN
Finanzen
Finanzen DSV ist ein Börsenwunder: Gewinn von rund 76.100 Prozent
17.09.2024

Keine andere dänische Aktie kann es mit der DSV-Aktie aufnehmen, wenn es um die Rendite geht. Eine Übernehme von DB Schenker baut diese...

DWN
Politik
Politik Merz wird Kanzlerkandidat der Union
17.09.2024

CDU-Chef Merz und CSU-Chef Söder haben sich in der Kanzlerkandidatur für Merz entschieden. Für den Mittag haben sie zu einer...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Intel stoppt Megaprojekt: Zweifel an Staatshilfen wachsen
17.09.2024

Der US-Chiphersteller Intel stoppt den Bau seiner Fabrik in Magdeburg, trotz zugesagter Staatshilfen im Umfang von 9,9 Milliarden Euro....