Für den Fernsehspot mit Jogi Löw und der deutschen Nationalelf gibt die Commerzbank 20 Millionen Euro aus. Die Summe bezieht sich auf die gesamte Laufzeit, der Großteil fällt auf das Buchen der Sendeplätze. Das hatte Vorstandschef Martin Blessing bei der Hauptversammlung in Frankfurt bekanntgegeben. Die Bank ließ offen, wie viel Geld an den Deutschen Fußballbund geht, berichtet die FAZ.
Die Commerzbank musste vom Steuerzahler gerettet werden. Der Bund ist seither einer der Eigentümer der Bank. Es gibt Zweifel, ob die Commerzbank den Stresstest der EZB bestehen wird (mehr dazu hier).
Bei der Hauptversammlung wurde der teure Werbespot von einer Protestgruppe nachgestellt. Sie demonstrierten ebenfalls in grauen Jogginganzügen und leicht abgewandelten Werbeslogan gegen das Atomwaffen-Geschäft der Commerzbank. Die Bank ist Deutschlands zweitgrößter Investor in Unternehmen, die Atomwaffen und Trägersysteme herstellen (mehr hier).
Die Fußball-WM in Brasilien ist mittlerweile zu einer höchst zweifelhaften Veranstaltung geworden (zu den sozialen Hintergründen mehr bei unserem WM-Tagebuch). Der internationale Fußballverband Fifa, zu dem auch der DFB gehört, wird wegen der WM in Katar von einer schweren Korruptionsaffäre erschüttert (mehr dazu hier).
Die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF haben die Übertragungsrechte für die Fußball-WM gekauft. Über die Höhe der Summen schweigen die von Zwangsgebühren finanzierte Sender. Der Medienkritiker Hans-Peter Siebenhaar sagte dazu den Deutschen Wirtschafts Nachrichten: "ARD und ZDF haben naturgemäß kein Interesse an Transparenz. Denn würden die Kosten im Detail beispielsweise für die Fußballweltmeisterschaft in Brasilien aufgelistet, würde der Unmut der Bürger noch größer." (komplettes Interview hier).
Die deutschen Bürger sehen sich somit in der misslichen Lage, für die WM doppelt zahlen zu müssen: Über die GEZ und indirekt über die Commerzbank, die ihre Werbespots auch bei ARD und ZDF schalten werden.
Man kann, gelinde gesagt, mit öffentlichen Geldern wesentlich sinnvollere Dinge finanzieren.
Doch Fußball wurde in Deutschland zu einem Grundnahrungsmittel erklärt. Unter normalen Umständen würde man annehmen: Wer ein Kommerz-Spektakel übertragen will, muss das Geld dafür selbst verdienen. Eine Fußball-WM gehört in private Sender. Wer die Spiele sehen will, soll zahlen - dafür gibt es eine Werbewirtschaft und die privaten Konsum-Entscheidungen. Investigative Dokus über die Korruption bei der Fifa und die Missstände in Brasilien - das wäre der öffentlich-rechtliche Auftrag.
Doch offenbar gibt es ein öffentliches Interesse, die Bürger zwangsweise zu beglücken.
Brot und Spiele - steuerfinanziert.
Die Demokratie im 21. Jahrhundert treibt erstaunliche Blüten.