Die Zahl der Toten am Unglücksort in Soma ist am frühen Abend auf 245 gestiegen. Erste Schätzungen gehen davon aus, dass diese Zahl bis auf 400 steigen könnte. Hunderte Kumpel sind noch unter Tage eingeschlossen. Die Bergungsarbeiten gehen weiter. Die türkische Regierung hat eine dreitägige Staatstrauer ausgerufen.
Unterdessen wird nach den Verantwortlichen gesucht. Für die Gewerkschaften stehen die Schuldigen schon fest. Sie beschuldigen die Soma Holding die das Kohlewerk leitet, Sicherheitsstandards gesenkt zu haben. Soma Holding gehört zu den größten Minen-Unternehmen in der Türkei. 2005 öffnete die türkische Regierung ihre Kohlekraftwerke für private Unternehmen. Soma Holding beschäftige 5.500 Mitarbeiter, 500 von ihnen seien unter Tage tätig. Für 2014 plane das Unternehmen einen Umsatz von 700 Mio. TL (ca. 246 Mio. Euro), berichtet radikal.com.
Beobachter beschuldigten das Unternehmen ungenügende Sicherheitsvorkehrungen getroffen zu haben. Man werfe ihnen vor, „fahrlässig“ gehandelt zu haben. Der ehemalige Gewerkschaftsführer Çetin Uygur sagt: „Der Minen-Unfall, den wir bei dieser privaten Einrichtung gesehen haben, ist in der Tat ein Mord auf höchster Ebene. Im Moment erleben wir den schlimmsten beruflichen Mord, den das Land je erlebt hat.“
Der Führer der Konföderation der Revolutionären Arbeitergewerkschaften der Türkei (DISK), Kani Beko, sagt: „Es arbeiten Arbeiter aus zwei- und drei-schichtigen Subunternehmen in dieser Mine. Was der Explosion folgte, ist ein Massaker“, zitiert Hürriyet Daily News. Während man auf die Gewinne achtete, habe man die Sicherheitsvorkehrungen missachtet, so Beko weiter. Zudem würden Subunternehmen gering qualifizierte Arbeiter beschäftigen.
Soma Holding wehrt sich gegen die Vorwürfe. Die letzte Inspektion sei gerade erst vor zwei Monaten durchgeführt worden. In der Zeche habe es nichts zu beanstanden gegeben. Alle Sicherheitsstandards seien eingehalten worden.
In der Türkei häufen sich Medienangaben zufolge Unfälle, die durch Arbeiter von Subunternehmen verursacht werden. Im März dieses Jahres kam es in Mersin zu einem Unfall mit zehn Toten. Erst später sei bekannt geworden, dass der Verursacher über ein Subunternehmen beschäftigt wurde, berichtet reyhaber. Arbeiter aus Subunternehmen würden unter schwierigen Bedingungen bis zu zwölf Stunden am Tag arbeiten.