Politik

Nach Grubenunglück: Türkei will Atomkraftwerke beschleunigen

Das Minen-Unglück in Soma könnte auch Auswirkungen auf den türkischen Energiesektor haben. Bei der Energiewende setzt die Regierung derzeit auf den Ausbau von AKWs. Dieser Prozess könnte nun beschleunigt werden. Das würde auch das Handelsbilanz-Defizit des Landes senken.
16.05.2014 01:16
Lesezeit: 1 min

Nach dem Minen-Unglück in Soma mit bereits über 283 Toten, steht nun der Energiesektor im Fokus der Öffentlichkeit. Der türkische Energiebedarf wir derzeit zu gut einem Drittel mittels Kohle gestillt. Der Anteil der Kohlekraftwerke am Energiemix liegt derzeit bei über 25 Prozent.

Die Kohle-Branche beschäftige fast 49.000 Menschen in 740 registrierten Minen- und Braunkohleunternehmen. Gemeinsam generierten sie eine Leistung von 61,5 Terrawatt-Stunden (TW-h), berichtet die Hürriyet. Die Zahlen verdeutlichen die Abhängigkeit des Landes von der Kohleenergie.

Kohlebergwerke gelten in der Türkei nicht als sicher. Die Katastrophe von Soma markiert einen traurigen Höhepunkt in einer Reihe von Unfällen in türkischen Minen.

Während man unter dem Begriff „Energiewende“ in Europa eine Wende hin zu erneuerbarer und grüner Energie assoziiert, setzt die türkische Regierung auf den Ausbau von AKWs. Die Planung für den Bau von zwei AKWs in Akkuyu und Sinop sind mit Risiken verbunden. Für dieses Vorhaben hat die Regierung nicht die Unterstützung der Bevölkerung. Der Bau berge nämlich erhebliche Risiken.

Die Regierung könnte die Situation in Soma für ihr Vorhaben verwerten. Die Absicht den Bürgern näher zu bringen könnte gelingen. Mit dem Vorhaben verfolgt die Regierung mehrere Ziele. Mit dem wirtschaftlichen Wachstum steigt auch der Energieverbrauch. Zum einen soll man unabhängiger von ausländischer Energie werden. Zum anderen könnte man das Handelsbilanzdefizit dezimieren. Das Defizit für das aktuelle Jahr habe sich im April auf 2,7 Mrd. Türkische Lira (936 Mio. Euro) erhöht.

Derzeit befinde sich die türkische Regierung in engen Verhandlungen mit der Internationalen-Atomenergie-Organisation (IAEA) für den Bau den AKWs. Energieminister Taner Yildiz traf sich mit dem Leiter der Organisation Yukiya Amano. Dieser habe den Fortschritt des Landes in der Atomenergie gelobt und gesagt, dass die Türkei ein wichtiger Partner für die IAEA sein, berichtet haberler.com.

Gerade in Krisensituationen werden ad-hoc-Entscheidungen getroffen. Unentschlossene Bürger lassen sich so für schnelle Lösungen gewinnen. Die Katastrophe in Soma könnte somit zum Ausgangspunkt für die beschleunigten Bau-Prozesse werden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Politik
Politik Dritter Jahrestag des Ukraine-Kriegs: EU-Politiker besuchen Kiew - und ringen um die Rolle Europas
24.02.2025

Zum dritten Jahrestag der großflächigen Invasion Russlands in die Ukraine werden EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sowie...

DWN
Politik
Politik Bundestagswahl-Endergebnis: Union gewinnt vor AfD, Fiasko für SPD - das sind die Konsequenzen
24.02.2025

CDU und CSU gehen als klare Sieger aus der Bundestagswahl hervor – für die SPD ist es das schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte. Die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlands Wirtschaft am Limit: Arbeitgeber fordern radikale Reformen!
24.02.2025

Bürokratie, hohe Abgaben und Fachkräftemangel setzen Unternehmen unter Druck. Ohne schnelle Maßnahmen droht der Standort Deutschland an...

DWN
Politik
Politik Wahlsieger Merz: Trotz Wermutstropfen Rambo-Zambo
23.02.2025

Der CDU-Chef bringt den Vorsprung aus den Umfragen ins Ziel: Die Union gewinnt die Bundestagswahl. Doch ein wichtiges selbstgestecktes Ziel...

DWN
Politik
Politik Historisches Debakel für die SPD: Scholz' Tage sind gezählt
23.02.2025

Trotz Widerstands innerhalb seiner Partei wollte er es noch einmal versuchen – und ist kläglich gescheitert. Die kürzeste Amtszeit...

DWN
Politik
Politik Erwartungen verfehlt: FDP erleidet mit Lindner herbe Wahlniederlage
23.02.2025

Die FDP bleibt unter den eigenen Erwartungen und hat sich von der Krise in der Ampel-Koalition nicht erholt. Parteichef Lindner und seine...

DWN
Politik
Politik Merz triumphiert, Scholz geschwächt: Die Konsequenzen der Wahl
23.02.2025

Deutschland hat entschieden, und es gibt einen klaren Gewinner. Dennoch dürfte die Regierungsbildung herausfordernd werden, da die Zeit...

DWN
Politik
Politik Wie es nach der Bundestagswahl weitergeht
23.02.2025

Nach der Bundestagswahl beginnt die nächste Phase: die Regierungsbildung. Dabei sind zahlreiche Schritte erforderlich, die sich über...