Unternehmen

Deutsche Wirtschaft fürchtet Verlust russischer Aufträge an China

Die deutsche Außenhandelskammer fürchtet bei schärferen Sanktionen gegen Russland den Verlust von lukrativen Aufträgen an die Konkurrenz aus Asien. Dies würde einen Verlust von Marktanteilen und Arbeitsplätzen nach sich ziehen. Daher fordert die deutsche Wirtschaft die Politik zu einer diplomatischen Lösung des Konflikts auf.
16.05.2014 17:36
Lesezeit: 1 min

Deutschlands Unternehmen befürchten bei scharfen Sanktionen gegen Russland den Verlust lukrativer Geschäfte an die Konkurrenz aus Asien. Weitergehende Wirtschaftssanktionen würden „zu einer deutlichen Hinwendung der russischen Wirtschaft und Politik nach Asien, insbesondere nach China, führen“, heißt es in einem Positionspapier der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer, das der Nachrichtenagentur Reuters am Freitag vorlag und unter anderem an die Bundesregierung gerichtet ist.

„Ein solcher Verlust von Marktpositionen europäischer und deutscher Unternehmen würde angesichts schon jetzt schwieriger Marktverhältnisse langfristig und nachhaltig sein.“

Nach Ansicht der deutschen Firmen droht ihnen bei scharfen Sanktionen gegen Russland ein Verlust an Wettbewerbsfähigkeit, Marktanteilen und Arbeitsplätzen. „Das entstehende Vakuum wird mit hoher Wahrscheinlichkeit von anderen Ländern gefüllt“, heißt es in dem Papier. Auch drohe eine verstärkte Vergabe von Aufträgen an örtliche Wettbewerber sowie die Stornierung oder zeitliche Streckung von Projekten durch russische Auftraggeber.

„Die fortgesetzte Drohung mit weiteren Sanktionen beeinträchtigt die Planungssicherheit empfindlich“, warnt die Kammer. Schon jetzt gebe es „zum Teil auch massive Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft in Russland“. Dort sind etwa 6000 deutsche Unternehmen aktiv. Die Exporte nach Russland waren im Januar/Februar um 16 Prozent eingebrochen.

Handelssanktionen würden zu einer Reaktion der russischen Seite führen, mit unabsehbaren juristischen Konsequenzen. „Die Verträge zwischen den Unternehmen sind auf privatwirtschaftlicher Grundlage geschlossen und enthalten bei Nichteinhaltung massive Kompensationen, die von russischer Seite vor internationalen Gerichten mit großer Aussicht auf Erfolg eingeklagt werden könnten“, heißt es in dem Papier weiter.

Wegen des russischen Vorgehens im Ukraine-Konflikt droht die EU mit harten Wirtschaftssanktionen. Bislang wurden Kontensperrungen und Einreiseverbote gegen Privatpersonen verhängt. Die Auslandshandelskammer fordert eine diplomatische Lösung des Konflikts, die ohne Sanktionen auskommt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trump: Die Arzneimittelpreise müssen um 59 Prozent sinken
13.05.2025

Die Pharmabranche gerät weltweit unter Druck: Mit einer neuen Ankündigung hat US-Präsident Donald Trump den globalen Arzneimittelmarkt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU-Kommission kündigt Importverbot für russisches Gas an – doch wo bleibt das Gesetz?
13.05.2025

Die EU verkündet das Ende russischer Gasimporte – aber präsentiert (noch) keine juristische Grundlage. Experten warnen: Was die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Innovation Neuro-Webdesign: „Die meisten Firmenwebsites scheitern am Menschen“
13.05.2025

Viele mittelständische Websites wirken modern, funktionieren aber nicht. Warum? Sie ignorieren die Psychologie der Nutzer. Jonas Reggelin,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Rezession 2025: Düstere Aussichten für Deutschland
13.05.2025

Die deutsche Wirtschaft tritt auf der Stelle – und das ausgerechnet in einer Phase, in der neue Impulse dringend nötig wären. Der...

DWN
Politik
Politik Rentenversicherung: Warum Bärbel Bas' Beamten-Vorschlag 20 Milliarden Euro im Jahr kosten würde
13.05.2025

Geht es nach Arbeitsministerin Bärbel Bas, sollen künftig auch Beamte in die gesetzliche Rentenversicherung aufgenommen werden. Eine neue...

DWN
Panorama
Panorama Reichsbürger-Verbot: Dobrindt zerschlägt "Königreich Deutschland"
13.05.2025

Sie erkennen den Staat nicht an, verbreiten Verschwörungstheorien und zahlen häufig keine Steuern. Die Szene der Reichsbürger war...

DWN
Politik
Politik Geopolitischer Showdown in der Türkei: Selenskyj, Putin – und Trump im Anflug
13.05.2025

Ein historisches Treffen bahnt sich an: Während Selenski den russischen Präsidenten zu direkten Friedensgesprächen nach Istanbul...

DWN
Panorama
Panorama Umwelt? Mir doch egal: Klimaschutz verliert an Bedeutung
13.05.2025

Klimaschutz galt lange als gesellschaftlicher Konsens – doch das Umweltbewusstsein in Deutschland bröckelt. Eine neue Studie zeigt, dass...