Unternehmen

Zahl der Tarifverträge sinkt weiter

Lesezeit: 1 min
02.06.2014 14:12
Die Zahl der Arbeitnehmer, die von Branchentarifverträgen profitieren, sinkt seit 20 Jahren kontinuierlich. Dies geht aus einer Befragung des Instituts für Arbeits- und Berufsforschung hervor. Als Gründe werden die Auslagerung von Betriebszweigen und der Mitgliederschwund der Gewerkschaften angeführt.
Zahl der Tarifverträge sinkt weiter

Immer weniger Menschen in Deutschland profitieren von Branchentarifverträgen. Im vergangenen Jahr galt dies nur noch für rund 50 Prozent der Arbeitnehmer, wie aus einer am Montag vorgestellten Umfrage des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) unter mehr als 15.000 Betrieben hervorgeht.

Allein im Westen fiel die Zahl der Beschäftigten, die in Betrieben mit Branchentarifverträgen arbeiteten, von 70 Prozent 1996 auf 52 Prozent 2013. Im Osten gab es einen Rückgang von 56 auf 35 Prozent. „In der langen Sicht ist die rückläufige Tendenz eindeutig“, sagte IAB-Expertin Susanne Kohaut. Zuletzt habe sich die Entwicklung allerdings verlangsamt.

Einen Grund für den Rückgang der Tarifbindung sehen Fachleute im Strukturwandel. „Es gibt weiter einen Prozess hin zu mehr Dienstleistung und zu kleineren Betrieben“, sagte der Tarifexperte Reinhard Bispinck vom gewerkschaftsnahen WSI-Institut zu Reuters. Hagen Lesch vom arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) sieht dies ähnlich und ergänzte, es gehe oft Tarifbindung verloren, wenn Unternehmen bestimmte Betriebsteile wie Fuhrpark oder Kantine auslagerten. Auch der Mitgliedsschwund der Gewerkschaften in den vergangenen Jahren spielte beiden Experten zufolge hier eine Rolle.

Lesch kritisierte die schwindende Tarifbindung, da sich nun die Politik etwa mit der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns 2015 in die Lohnfindung einmische. „Das schwächt die Tarifautonomie“, sagte der IW-Forscher.

Laut IAB arbeiteten 2013 rund 21 Prozent der westdeutschen und 25 Prozent der ostdeutschen Beschäftigten in Betrieben, die zwar keinem Branchentarifvertrag unterlagen, sich aber an einem solchen orientierten. Für weitere acht Prozent im Westen und zwölf Prozent im Osten galt ein Firmentarifvertrag, den Betrieb und Gewerkschaft miteinander ausgehandelt hätten. Hier sei die Entwicklung zuletzt weitgehend stabil, während die Zahl der Beschäftigten ohne Tarifvertrag langfristig gestiegen sei.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

 

DWN
Politik
Politik Der wahre Grund für den Abschwung in der Baubranche

Die Baubranche wird von einem kräftigen Abschwung erfasst. Eine der wichtigsten Ursachen – vielleicht die wichtigste – für die Krise...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Brasilien ignoriert Energiewende, sieht Zukunft im Erdöl

Brasiliens staatlicher Ölkonzern Petrobras schert sich nicht um die globale Energiewende und wäre CEO Prates zufolge auch gern der letzte...

DWN
Finanzen
Finanzen Kredit-Krise: Drama um Credit Suisse wird zum „Alptraum“ für Europas Banken

Die nicht ohne Kollateralschäden abgelaufene Abwicklung der stark angeschlagenen Schweizer Großbank hat die Finanzmärkte aufgewühlt. Es...

DWN
Finanzen
Finanzen Märkte in Europa: Bank-Aktien stehen unter Druck

Die Aktien von Finanzinstituten standen am Freitag europaweit unter Druck

DWN
Politik
Politik Baden-Württemberg überprüft Altersgrenze für Minderjährige im Strafrecht

Nach dem brutalen Mord an der 12-jährigen Luisa in Freudenberg durch gleichaltrige Mädchen wird die Altersgrenze im Strafrecht...

DWN
Politik
Politik Greta Thunberg wird Ehrendoktorin der Theologie

Die schwedische Klima-Aktivistin Greta Thunberg wird dieses Jahr die Ehrendoktorwürde der Theologischen Fakultät der renommierten...

DWN
Politik
Politik UN-Generalsekretär Guterres warnt Europäer vor Ausgrenzung Chinas

UN-Generalsekretär António Guterres hat die Europäer vor einer Teilnahme an der amerikanischen Kampagne gegen China gewarnt.

DWN
Politik
Politik Das Ringen der Großmächte um Moldau hat begonnen

Um das kleine Moldau tobt ein Ringen um Macht und Einfluss zwischen dem Westen und Russland, berichten Medien.