Finanzen

Griechischer Finanzminister wird neuer Notenbank-Chef

Lesezeit: 1 min
11.06.2014 18:14
Der ehemalige Finanzminister Griechenlands, Yannis Stournaras, wird neuer Zentralbank-Chef. Stournaras gilt als Verfechter einer strikten Sparpolitik im Sinne der Troika. Sein Nachfolger im Finanzministerium, Gikas Hardouvelis, wird diese Politik fortsetzen.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Griechenlands Ex-Finanzminister Yannis Stournaras wird neuer Chef der nationalen Notenbank. Der 57-Jährige gilt als Verfechter des Sparkurses, mit dem Griechenland die Staatspleite abwendete. Er werde Amtsinhaber George Provopoulos ablösen, dessen Vertrag in gut einer Woche auslaufe, teilte die Zentralbank am Mittwoch mit. Damit zieht der Ökonom und frühere Chef einer Geschäftsbank auch automatisch in den Rat der Europäischen Zentralbank ein, der etwa über die Leitzinsen in der Euro-Zone entscheidet.

Stournaras hatte erst vor wenigen Tagen seinen Regierungsposten bei einer Kabinettsumbildung abgegeben. Bekannt wurde er vor allem, als er 2012 Finanzminister wurde und das Land unter den Auflagen des Euro-Rettungsschirms auf strikten Sparkurs trimmte. Geldgeber wie die EU-Kommission, die EZB und der Internationale Währungsfonds (IWF) schnürten Pakete über rund 240 Milliarden Euro.

Unter Stournaras gelang Griechenland, das rund vier Jahre von den Kapitalmärkten abgeschnitten war, im April ein überraschendes Comeback. Begleitet wurde die Rückkehr an die Finanzmärkte ausgerechnet von Goldman Sachs, jener Bank, die Griechenland überhaupt erst den Eintritt in die Euro-Zone ermöglichte (mehr hier).

Viele Kritiker in Griechenland werfen Stournaras vor, er habe einen zu harten Sparkurs gefahren. „Herr Stournaras wird auf seinem neuen Posten weiter die Rettungsschirm-Politik verteidigen“, sagte ein Sprecher des oppositionellen Linksbündnisses Syriza dem Internetportal skai.gr. Erst am Dienstag hatte der IWF gewarnt, dass neue Finanzhilfen für Griechenland nötig sein könnten.

Der bisherige Notenbank-Chef Provopoulos verlässt seinen Posten nicht freiwillig. Er hatte öffentlich eine zweite Amtszeit angestrebt. „Ich habe viele schlaflose Nächte verbracht und wusste nicht, was mich für eine Währung erwartet, wenn ich aufwache“, sagte Provopoulos zu Reportern. Der 63-jährige überwachte die Rekapitalisierung des Bankensystems, die Bedingung für die Milliardenhilfen der Geldgeber war.

Die griechische Regierung suchte bis vor Kurzem fieberhaft einen geeigneten Nachfolger für den Posten des Finanzministers. Doch die Suche gestaltete sich schwierig: Alle gangbaren Kandidaten lehnten zunächst ab, weil sie die finanziellen Leichen im Keller des griechischen Haushalts fürchten (mehr hier). Nun wurde Gikas Hardouvelis zum neuen Minister für Finanzen ernannt. Der 58-jährige Ökonomie-Professor gilt als Technokrat und kündigte bereits eine Fortführung des strikten Sparkurses an.


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...