Gemischtes

Medizintechnik-Unternehmen planen milliardenschwere Mega-Fusion

Die beiden Medizintechnik-Konzerne Medtronic und Covidien loteten einen Zusammenschluss im Volumen von 45 bis 50 Milliarden Dollar aus. Covidien hat seinen Sitz in Irland. Die Insel lockt seit den 60er-Jahren US-Konzerne mit günstigen Steuersätzen.
16.06.2014 16:29
Lesezeit: 2 min

Der amerikanische Medizintechnik-Konzern Medtronic greift mit einer Milliardenübernahme in Irland den Marktführer Johnson & Johnson an. Das Unternehmen übernimmt für 42,9 Milliarden Dollar die in Dublin ansässige Gesellschaft Covidien, wie Medtronic mitteilte. Der Konzern verlegt seinen Hauptsitz in der Folge ebenfalls nach Irland und verschafft sich damit Steuervorteile. Nach den Worten von Konzerchef Omar Ishrak ist dies aber nicht der Beweggrund der Milliardenübernahme. Medtronic stellt unter anderem Herzschrittmacher, Herzklappen und Insulinpumpen her. Covidien bietet unter anderem chirurgische Instrumente an. Beide Unternehmen sind auch in Deutschland aktiv.

Nicht Steuererwägungen sondern das sich gut ergänzende Angebot beider Konzerne stehe hinter dem Schritt, erklärte Medtronic-Chef Ishrak. „Der wahre Zweck ist schließlich strategisch, sowohl mittel- als auch langfristig“, sagte der Manager. „Es ist gut für die USA, dass wir weitere Fusionen in US-Technologien tätigen, was wir vorher nicht tun konnten.“ Die Unternehmenssteuer, die derzeit bei rund 18 Prozent liege, werde sich kaum verändern. Der Konzern rechnet nach der Übernahme mit einer Verringerung um ein bis zwei Prozentpunkte. Irland ist für seine vergleichsweise niedrigen Steuersätze bekannt. Die Verlegung von Firmenzentralen auf die Insel spielte zuletzt bei einer Reihe von Fusionen in der Branche eine Rolle, weil sie den Sparkurs im Gesundheitsbereich zu spüren bekommt.

Mit Covidien gewinnt Medtronic unter anderem erheblich an Größe, um in den USA im Ringen um Aufträge der Krankenhäuser vorne mitmischen zu können. Denn dort drücken die Gesundheitsreform und sinkende Erstattungsbeträge der Krankenkassen auf die Preise für Medizingeräte. Viele Überschneidungen gibt es zwischen Medtronic und Covidien nach Einschätzung von Analysten nicht. Die Übernahme sei sinnvoll, weil der Konzern in viele neue Bereiche vordringe, sagte Raj Denhoy, Analyst der Bank Jefferies über die Medtronic-Pläne.

Medtronic mit Sitz in Minneapolis im US-Bundesstaat Minnesota erzielte im Geschäftsjahr 2013/14 (bis 26. April) einen Umsatz von 17 Milliarden Dollar. Der 1949 gegründete Konzern hat weltweit rund 46.000 Beschäftigte. Die Deutschland-Tochter sitzt in Meerbusch bei Düsseldorf – und 750 Beschäftigte arbeiten dort in Verwaltung und Vertrieb. Dazu kommt eine Produktion im bayrischen Deggendorf mit 110 Mitarbeitern, wo Implantate für Wirbelsäulen gefertigt werden.

Covidien ist etwas kleiner – der Umsatz lag 2013 bei rund zehn Milliarden Dollar. Das Unternehmen hat weltweit nach eigenen Angaben 38.000 Beschäftigte. Die Deutschlandzentrale liegt im bayerischen Neustadt an der Donau. Dort hat Covidien auch eine Produktion. Insgesamt hat Covidien hierzulande 850 Beschäftigte.

Der Übernahmeplan bewertet jede Covidien-Aktie mit 93,22 Dollar. Die Covidien-Aktionäre sollen 35,19 Dollar in bar plus 0,956 Medtronic-Aktien je Covidien-Papier erhalten. Das entspricht einem Aufschlag von 29 Prozent auf den Schlusskurs der Covidien-Aktie am Freitag. Der Zukauf soll im vierten Quartal dieses Jahres oder Anfang 2015 in trockenen Tüchern sein.

 

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