Finanzen

Cash ist sicher: Super-Reiche horten riesige Bargeld-Vermögen zu Hause

Lesezeit: 2 min
24.06.2014 00:44
Die Reichsten der Welt halten bis zu 40 Prozent ihres Vermögens in bar. Nach der Finanzkrise haben viele ihr Geld vor den Märkten in Sicherheit gebracht. Sie wissen nicht, wo sie investieren sollen und trauen den Banken offenkundig nicht.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Aktienkurse klettern auf immer neue Höchststände, doch die mit dem meisten Geld in der Tasche gucken nur zu. Die Superreichen haben die Rally von Dax, Dow & Co. verpasst. Sie sitzen auf hohen Bargeldbeständen – und die verlieren ständig an Wert, weil die Mini-Zinsen auf Sparguthaben unter der Inflationsrate liegen. Einer Studie von CapGemini und RBC Wealth Management zufolge halten die zwölf Millionen Reichsten der Welt 28 Prozent ihres Vermögens in barnur 26 Prozent in Aktien und 20 Prozent in Immobilien.

Vor allem seit dem Ausbruch der Finanzkrise horten sie ihr Geld, statt in volatile Märkte zu investieren: Vor 2008 lag die Barquote nur etwa halb so hoch wie heute.

Zum Vergleich: Profi-Investoren und Fondsmanager halten etwas mehr als der Hälfte ihres verwalteten Vermögens in Aktien, 36 Prozent in Anleihen und nur rund sechs Prozent in bar. Die Reichen hätten den richtigen Zeitpunkt zum Einstieg verpasst, erklärt Anlagestratege Brian Jacobsen von Wells Fargo Asset Management. Die US-Bank schätzt, dass ihre reichsten Kunden sogar 40 Prozent ihres Vermögens in Cash vorhalten. Die Aktienkurse seien nach der Finanzkrise 2008 einfach zu schnell gestiegen, fügt Jacobsen hinzu. Als sich die Vermögenden wieder mit dem Gedanken an eine Rückkehr in die Finanzmärkte anfreunden konnten, seien ihnen die Kurse sowohl bei Aktien als auch bei Anleihen zu hoch gewesen. „Ich kann ihnen gar nicht sagen, wie oft mir bei Kundenveranstaltungen Leute versichern: ‘Nach einer zehnprozentigen Korrektur steige ich wieder ein’”, sagt Jacobsen. “Da wartet man aber vielleicht auf Godot.” Denn andere Investoren sprängen schon bei geringeren Rücksetzern auf den Zug auf, so dass der zehnprozentige Rückgang niemals komme.

Hohe Cash-Quoten haben bei Reichen Tradition. Sie gelten als Garant für den Vermögenserhalt. Bargeld kann zur Steuervermeidung schnell transferiert werden. Auch als Geschenk ist es beliebt. Großartige Zinsen wirft es allerdings nicht ab. Die Aktienkurse gehen unterdessen durch die Decke: Gedopt mit immer neuen Geldspritzen der Notenbanken hat sich der Kurs des MSCI-Weltaktienindex im Vergleich zu seinem Tief im Frühjahr 2009 mehr als verdoppelt. Der Dow Jones aus den USA stieg im gleichen Zeitraum um etwa 120 Prozent und der Dax um gut 140 Prozent. Der deutsche Leitindex durchbrach sogar die Schallmauer von 10.000 Punkten.

Angesichts der anhaltenden Niedrigzinspolitik in Europa und den USA ist es schon erstaunlich, dass so viele reiche Privatinvestoren an den hohen Cash-Beständen festhalten. Für sie spielt es allerdings keine Rolle, ob sie 20, 30 oder 40 Prozent ihres Vermögens in den Sparstrumpf stecken – die restlichen Anlagen werfen meist genug ab.


Mehr zum Thema:  

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Leerstand in Innenstädten: Decathlon setzt auf Expansion gegen die Krise
24.11.2024

Leerstand prägt deutsche Innenstädte. Doch Decathlon sieht Chancen: Bis 2027 sollen mehr als 60 neue Filialen entstehen – viele davon...

DWN
Finanzen
Finanzen DWN-Sonntagskolumne: The Rational Investor - warum Emotionen bei der Geldanlage schaden
24.11.2024

Als ich gehört habe, dass in einer Umfrage des ZDF vor der US-Präsidentschaftswahl am 5. November 2024 über 70 Prozent der Deutschen...

DWN
Politik
Politik Christian Lindners Vorwurf lautet: SPD strebt "Zerstörung" der Liberalen an
24.11.2024

Seit dem Bruch der Ampel-Koalition herrscht ein scharfer Ton zwischen SPD und FDP. Nun legt der entlassene Finanzminister nach. Die SPD...

DWN
Unternehmen
Unternehmen VW hält an Werksschließungen fest - Sparansage auch bei Bosch
24.11.2024

Im Streit um Einsparungen bei VW bleibt das Unternehmen hart: Die Kapazitäten sollen schnell runter. Die IG Metall reagiert in der...

DWN
Panorama
Panorama Sammelkarten als Wertanlage: Das Geschäft mit begehrten Karten
24.11.2024

Sammelkarten sind weit mehr als nur ein Zeitvertreib. Besonders seltene Karten erzielen zum Teil Rekordpreise. Was steckt hinter diesem...

DWN
Panorama
Panorama Migration, Terrorgefahr und Krieg: Die größten Sorgen der EU-Bürger
24.11.2024

Der russische Angriffskrieg in der Ukraine wird von Menschen in Osteuropa als ernste Bedrohung wahrgenommen. Doch betrachtet man die...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Jahresgutachten der Wirtschaftsweisen: Wo die Probleme in Deutschland liegen und was passieren muss
24.11.2024

In Deutschland gab es in den vergangenen Jahren größere Versäumnisse, sowohl in der Politik als auch in der Wirtschaft, die das Wachstum...

DWN
Politik
Politik Kommt die Wegzugsbesteuerung für deutsche Fondsanleger? Neues Hindernis gegen die Abwanderung ins Ausland beschlossen
23.11.2024

Eine geplante Wegzugsbesteuerung bei Investmentfonds soll zunehmende Abwanderung von Geld und Fachkräften aus Deutschland stoppen! Wie die...