Politik

Ukraine: US-Falken drängen EU zu mehr Härte gegen Russland

Zbigniew Brzeziński, graue Eminenz der US-Außenpolitik und mehrfacher Präisdenten-Berater, fordert Waffen aus dem Westen für die Ukraine und deutsche Bodentruppen für das Baltikum. Es müsse eine wirksame Abschreckung gegen Russland errichtet werden. Die Falken sind verärgert, dass Obama den Kampf gegen den IS-Terror für wichtiger hält als die Ukraine-Krise.
10.09.2014 10:35
Lesezeit: 1 min

Zbigniew Brzeziński (86), Berater von US-Präsident Barack Obama, hat sich für Waffenlieferungen des Westens an die ukrainische Regierung ausgesprochen. «Wir müssen die Ukraine mit Waffen unterstützen. Nicht um Russland anzugreifen, sondern zur Selbstverteidigung», sagte er am Dienstag in einem Interview mit der Deutschen Welle. «Wenn die Ukrainer sich wehren, werden die Kosten für Putin steigen und er muss seine Strategie überdenken.»

Die Haltung von Russlands Präsident Wladimir Putin nannte Brzeziński «antiquiert»: «Er wird damit nicht durchkommen. Aber wenn er trotzdem versucht, eine neue Sowjetunion mit Gewalt durchzusetzen, könnte das jede Menge Unruhe in Europa auslösen», betonte der einstige Leiter des Nationalen Sicherheitsrats unter Präsident Jimmy Carter.

Im Kampf gegen die Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) übt Brzeziński überraschend Kritik an Präsident Obama. Brzeziński  drängt auf mehr Zurückhaltung des Westens gegen die IS-Terroristen. «Obama wurde in die Enge getrieben. Ohne zu überlegen, fordern viele eine amerikanische Militäraktion aus der Luft und auf dem Boden.» Die USA hätten allen Grund, sehr vorsichtig zu sein. «Aber reagieren müssen sie - als Teil einer größeren Koalition, in der die Rolle Amerikas genau definiert ist», betonte Brzeziński .

Der Grund für Brzezińskis Mutation zur Taube: Der ehemalige Sicherheitsberater und mehrfache Präsidentenberater gehört zum Team von Hillary Clinton. Clinton will noch einmal den Versuch wagen und für die US-Präsidentschaft kandidieren. Brzeziński hat auch Obama beraten und vertritt seit den neunziger Jahren die Haltung, dass Russland im Grund wie die Sowjetunion zu behandeln sei. Brzeziński fürchtet offenbar, dass die Verlagerung des Fokus auf den islamistischen Terror zu einer Lockerung der US-Position gegenüber Putin führen könnte.

Erst kürzlich hatte Brzeziński von Kanzlerin Angela Merkel die Entsendung von deutschen Bodentruppen ins Baltikum gefordert. Er sucht nach Möglichkeiten, um Russland abzuschrecken.

Der politische oder militärische Vorstoß Russlands müsse verhindert werden. Denn Moskau könnte auch - wie in der Ukraine -  im Baltikum einen neuen Kraftakt vornehmen. Estland, Lettland und Litauen seien NATO-Staaten und müssten geschützt werden.

Deutschland könne hier eine wichtige Rolle einnehmen. Doch auch Frankreich und Großbritannien müssten in die Baltikum-Mission eingebunden werden. Dann könnten sich die Länder im Rotations-Prinzip mit ihren Bodentruppen abwechseln, zitiert das Council on Foreign Relations Brzeziński.

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.

DWN
Finanzen
Finanzen Warren Buffett: Was wir von seinem Rückzug wirklich lernen müssen
10.05.2025

Nach sechs Jahrzehnten an der Spitze von Berkshire Hathaway verabschiedet sich Warren Buffett aus dem aktiven Management – und mit ihm...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber kaufen: Was Sie über Silber als Geldanlage wissen sollten
10.05.2025

Als Sachwert ist Silber nicht beliebig vermehrbar, kann nicht entwertet werden und verfügt über einen realen Gegenwert. Warum Silber als...