Unternehmen

Schwere Verluste: Norwegischer Pensionsfonds muss russische Investments neu bewerten

Lesezeit: 1 min
28.07.2014 01:47
Norwegens Pensionsfonds muss seine russischen Assets in Höhe von acht Milliarden Dollar neu bewerten. Die angekündigten Sanktionen lassen Russland zur Gefahr für ausländische Investments werden, so der norwegische Finanzausschuss.
Schwere Verluste: Norwegischer Pensionsfonds muss russische Investments neu bewerten

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Das Nicht-EU-Land Norwegen bekommt als einer der Ersten die angekündigten Russland-Sanktionen aus Brüssel zu spüren. Im weltgrößten Staatsfonds liegen 890 Milliarden Dollar. Die Norweger müssen nun Assets in (momentaner) Höhe von 8 Milliarden Dollar neu bewerten.

„Russland scheint eine Bedrohung für ausländische Investitionen zu sein“, sagte Hans Olav Syversen, der Leiter der Finanzausschuss des norwegischen Parlaments, der den Fonds betreut.

Die Wirtschaftssanktionen der EU gegen Russland werden nämlich konkreter: Nächste Woche könnte die Europäische Union nach Angaben von Diplomaten erstmals Strafmaßnahmen gegen russische Banken unter staatlicher Kontrolle verhängen. Die Kreditgeber vieler Firmen des Landes sollen so geschwächt werden. Darüber hinaus werden Exportverbote für verschiedene Branchen diskutiert, die aber zeitlich begrenzt werden sollen.

Diplomaten zufolge schlägt die EU-Kommission darüber hinaus vor, den Kauf neuer Aktien oder Anleihen zu untersagen, die von staatseigenen russischen Banken in der EU ausgegeben werden. Damit soll die Refinanzierung der Banken erschwert und deren Fähigkeit zur Kreditvergabe beeinträchtigt werden. „Solche Sanktionen würden die russische Wirtschaft empfindlich treffen und die wahrscheinliche Rezession noch verschärfen“, sagt Analyst Michal Dybula von der französischen Bank BNP Paribas.

Das Kaufverbot würde sich auf Papiere mit einer Laufzeit von mehr als 90 Tagen beziehen. Auch die Emission neuer Aktien oder Anleihen an Börsen in der EU soll dann nicht mehr erlaubt sein. Ein Kaufverbot für russische Staatsanleihen ist in den Vorschlägen der Kommission in der Fassung von Donnerstag nicht vorgesehen.

Norwegen hält laut Jahresbericht 2013 rund 3,6 Milliarden Dollar in russischen Aktien und rund 4 Milliarden Dollar in russischen Staatsanleihen. Der Staatsfonds beobachte die Situation in Russland sehr genau, zitiert Bloomberg die Fonds-Sprecherin Marthe Skaar. Ob der Fonds seine Beteiligungen bereits zurückfährt, wollte sie nicht beantworten.

Der norwegische Staatsfonds hat allerdings Ende Juni bereits angekündigt, seinen Anteil an Staatsanleihen zu halbieren. Stattdessen setzt der Fonds auf Start-ups und krisengeschüttelte Unternehmen. Der norwegische Pensionsfonds ist für viele Fonds ein Vorbild. Sein Ausstieg aus Staatsanleihen ist deutliches Signal gegen die Politik der Zentralbanken (mehr dazu hier).

Die Sanktionen beunruhigen auch den europäischen Banksektor: Denn ein Wirtschafts-Krieg gegen Russland ist für Europas Banken besonders gefährlich: Die Banken haben massiv Kredite an russische Unternehmen vergeben und riskieren, dass diese nicht bedient werden können. Der Ökonom Yanis Varoufakis hält eine neue Bankenkrise in Europa für möglich (mehr dazu hier).

Auch die Russen bereiten sich auf die Sanktionen vor: Staatsunternehmen und strategisch wichtige Unternehmen soll es künftig verboten werden, Konten bei ausländischen Banken zu unterhalten (mehr dazu hier).

 


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von Treibstoffen, wie Benzin und Diesel....

DWN
Politik
Politik Sunak in Berlin: Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Präsident: Zinssenkungspfad unklar, digitaler Euro erstrebenswert
24.04.2024

Spannende Aussagen von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel: Ihm zufolge wird die EZB nach einer ersten Zinssenkung nicht unbedingt weitere...

DWN
Technologie
Technologie Habeck sieht großes Potenzial in umstrittener CO2-Einlagerung
24.04.2024

Die Technologie "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung) ist in Deutschland ein umstrittenes Thema. Inzwischen gibt...

DWN
Panorama
Panorama Fahrraddiebe nehmen vermehrt teure E-Bikes und Rennräder ins Visier
24.04.2024

Teure E-Bikes und Rennräder sind seit Jahren immer häufiger auf den Straßen zu sehen - die Anzahl von Diebstählen und die...

DWN
Technologie
Technologie KI-Hype in Deutschland: Welle von neuen Startups formiert sich
24.04.2024

Obwohl die Finanzierung von Jungfirmen allgemein ins Stocken geraten ist, werden in Deutschland gerade unzählige KI-Startups gegründet....

DWN
Politik
Politik USA kündigen massive Waffenlieferungen in die Ukraine an - Selenskyj äußert Dank
24.04.2024

Der US-Kongress hat die milliardenschweren Ukraine-Hilfen gebilligt. Jetzt könnte es laut Pentagon bei der ersten Lieferung sehr schnell...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Preiskrieg in China: Volkswagen im harten Wettbewerb der Elektroauto-Branche
24.04.2024

Volkswagen, lange Zeit der unangefochtene Marktführer in China, sieht sich nun einem intensiven Wettbewerb um den Elektroautomarkt...