Die EZB-Entscheidung vom Donnerstag kann die schlechte wirtschaftliche Lage in vielen Euro-Ländern nicht unter den Tisch kehren. Wie das nationale Statistikbüro Italiens, ISTAT, am Montag mitteilte, ist die italienische Wirtschaft im zweiten Quartal stärker geschrumpft als zunächst angenommen. Statt 0,7 Prozent Kontraktion rechnet die Behörde nun mit einem Schrumpfen um 0,8 Prozent. Damit wäre das italienische Wirtschaftswachstum 2,6 Prozent kleiner als noch vor einem Jahr. Die Nachfrage im Inland ist um 1 Prozent gesunken, die Importe fielen um 0,4 Prozent.
Die schlechten Wirtschaftszahlen bescherten den Italienern gleich zu Beginn der Woche einen erneuten Anstieg der zuvor gefallenen Zinssätze. Die Rendite für zehnjährige Anleihen stieg am Vormittag um 2,77 Prozent auf 5,193, die für fünfjährige um 4,51 Prozent auf 3,999 Prozent und die zweijährigen um 7,67 Prozent. Aber auch die Renditen für spanische, deutsche, niederländische und portugiesische Anleihen unterschiedlicher Laufzeiten kletterten am Montagmorgen wieder nach oben.
Sowohl Mario Monti (hier) als auch Spaniens Premier Mariano Rajoy machten erst am Wochenende deutlich, dass die noch keine Hilfe durch die EZB benötigten (hier) – angesichts der steigenden Zinssätze könnte sich das aber wieder schnell ändern. Wenn Spanien „gezwungen sein wird, sich für das Anleihen-Kaufprogramm der EZB zu bewerben, wird auch Italien das müssen“, kommentiert Nick Spiro von Spiro Sovereign Strategy die Lage am Anleihenmarkt aus der Sicht der Investoren. Zumal fragwürdig ist, ob die Ankündigungen der EZB-Beschlüsse überhaupt in vollem Umfang durchsetzbar sind (mehr hier).