Politik

Barack Obama verweigert Argentinien Unterstützung gegen Geierfonds

Barack Obama hätte wohl die Mittel, Argentiniens Probleme mit den Geierfonds zu lösen. Aber dann müsste er sich mit Geierfonds-Manager Paul Singer und seinen finanzkräftigen Kampagnenfonds anlegen.
15.09.2014 00:20
Lesezeit: 2 min

Offenkundig ist Argentiniens Präsidentin Christina Fernandez de Kirchner auch persönlich enttäuscht von ihrem Kollegen Barack Obama. Denn im Streit mit dem Geierfondsmanager Paul Singer vor New Yorker Gerichten war die Unterstützung der amerikanischen Regierung für Kirchner eher lau. In einer Stellungnahme für den Prozess unterstützte die Regierung Obama zwar die juristischen Argumente Argentiniens, vermochte aber in keiner Weise den Richter Thomas Griesa zu beeindrucken.

So blockierte Griesa Zahlungen an andere Gläubiger Argentiniens solange, bis die Forderungen von Paul Singer erfüllt werden. Und Singer besteht auf volle Rückzahlung seiner zu einem Bruchteil des Nennwerts erworbenen argentinischen Anleihen. Dagegen haben 93 Prozent der Anleihegläubiger einem Schuldenschnitt zugestimmt.

Da überrascht es also nicht, dass Kirchner sich von Obama abwendet. Umso herzlicher waren jüngst die Gespräche mit Chinas Präsident Xi Jinpeng. Dass Xi Jinpeng bei seinem Argentinienbesuch sogar Kredite über 7,5 Milliarden Dollar vereinbarte, die Chinas Entwicklungsbank bereitstellt, bekam eine Bedeutung, die weit über das Finanzielle hinausging. Mit den Geldern aus den Krediten sollen Energie- und Bahnprojekte umgesetzt werden, allen voran zwei Wasserkraftwerke in Patagonien.

China ist schon jetzt der zweitgrößte Handelspartner Argentiniens nach Brasilien. Sowohl bei Exporten als auch bei Importen steht China für Argentinien vor den USA, obwohl die ja sowohl wirtschaftlich größer als auch geografisch näher sind.

Obama müsste also alarmiert sein. Argentinien könnte zu einem weiteren Problemfall für die amerikanische Außenpolitik in ihrem einstigen Hinterhof Lateinamerika werden. Noch ein Land mit einer feindseligen Haltung an ihrer Südflanke können sich die USA aber nicht wünschen. Obama hätte wohl auch die Mittel, Christina Fernandez de Kirchner glücklich zu machen. Das behauptet zumindest Greg Palast im Artikel für „The Guardian“.

Greg Palast hat sich einen Namen als investigativer Journalist gemacht. Er wurde im Jahr 2000 international bekannt, als er über Manipulationen an den Wählerregistern in Florida berichtete. Bekanntlich gewann damals George W. Bush die Präsidentschaftswahl nur aufgrund einer hauchdünnen Mehrheit von 537 Wählerstimmen in Florida. Palast hat auch sehr viel über die Geierfonds, insbesondere über Paul Singer recherchiert. Ein Ergebnis seiner Arbeit ist sein Buch „Frühstück für Aasgeier“.

Greg Palast nun fragt, warum Obama den Streit der Geierfonds mit Argentinien nicht zu einer offiziellen Angelegenheit der amerikanischen Außenpolitik erklärt. In diesem Fall könnte sich der Präsident auf seine alleinige Befugnis, die amerikanische Außenpolitik zu leiten, berufen, und er könnte Paul Singer in die Schranken weisen. Eine Erklärung Obamas gegenüber dem zuständigen New Yorker Gericht würde reichen und der Fall sei erledigt.

Paul Singer ist allerdings Gründer und wichtiger Spender von „Restore our Future“, eines den Republikaner nahestehenden Fonds für politische Kampagnen. Außerdem spendete er jüngst für einen Kampagnenfonds von Karl Rove, ehemals Stabschef von George W. Bush. Da liegt es nahe, dass sich Obama nicht in die direkte Schusslinie von Paul Singer und seinen finanzkräftigen PR-Fonds stellen will. Die Interessen der amerikanischen Außenpolitik sind da zweitrangig.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.

DWN
Finanzen
Finanzen Warren Buffett: Was wir von seinem Rückzug wirklich lernen müssen
10.05.2025

Nach sechs Jahrzehnten an der Spitze von Berkshire Hathaway verabschiedet sich Warren Buffett aus dem aktiven Management – und mit ihm...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber kaufen: Was Sie über Silber als Geldanlage wissen sollten
10.05.2025

Als Sachwert ist Silber nicht beliebig vermehrbar, kann nicht entwertet werden und verfügt über einen realen Gegenwert. Warum Silber als...