Politik

Die Verbündeten der EU: Neo-Nazis vom Asow-Bataillon wollen Diktatur

Lesezeit: 3 min
17.09.2014 00:08
Die Regierung in Kiew setzt in ihrem Kampf gegen die Rebellen auf eine gefürchtete Neonazi-Truppe. Es ist unklar, ob finanzielle Hilfe aus der EU auch beim Asow-Bataillon ankommt. Dessen Kämpfer fordern ganz unverhohlen die Errichtung einer Diktatur.

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Viele Mitglieder des Asow-Bataillons haben Verbindungen zu Neonazigruppen oder sind selbst Neonazis. Sie wollen in der Ukraine eine Diktatur errichten. Asow ist einer der vielen Freiwilligenverbände, die auf der Seite der ukrainischen Armee gegen die Separatisten kämpfen.

Bei den anhaltenden Kämpfen in der Ostukraine ist Asow eine der wirksamsten Waffen auf Seiten der Regierung. Doch zugleich stellt das Bataillon eine ernste Bedrohung für die Regierung dar. Möglicherweise bedroht Asow sogar den Staat Ukraine insgesamt, sobald die Kämpfe in der Ostukraine beendet sind.

„Ich habe nichts gegen die russischen Nationalisten oder gegen ein Großrussland“, zitiert der Guardian einen Bewohner der Ostukraine, der sich Dmitry nennt und Mitglied des Asow-Bataillons ist. Aber Putin sei noch nicht einmal ein Russe, so Dmitry. „Putin ist ein Jude.“

Das Symbol des Bataillons erinnert an die Wolfsangel, ein von rechten Gruppen verwendetes Symbol, das in Deutschland auf der Liste verbotener Zeichen steht. Doch das Bataillon sagt, sein Zeichen repräsentiere die Buchstaben N und I übereinander, die für „nationale Idee“ stehen.

Dmitry sagt, er sei kein Nazi. Aber er schwärmt von Adolf Hitler als einem militärischem Führer und glaubt, dass der Holocaust niemals stattgefunden hat.

Zwar denken nicht alle im Asow-Bataillons wie Dmitry. Doch der Guardian hat in der vergangenen Woche in der Hafenstadt Mariupol und Umgebung mit Dutzenden Kämpfern gesprochen, und viele von ihnen haben beunruhigende politische Ansichten. Fast alle haben die Absicht, „den Kampf nach Kiew zu tragen“, sobald der Krieg im Osten vorbei ist.

Viele Asow-Kämpfer sagen den Guardian-Reportern, sie seien keine Neonazis. Doch ihre Erklärungen sind nicht sehr überzeugend.

„Es gibt einfach eine Menge Leute, die sich für nordische Mythologie interessieren“, sagte einer, der sich selbst politisch als „Nationalsozialist“ betrachtet. Zur Hakenkreuz-Tätowierung eines Kameraden sagte er: „Das Hakenkreuz hat nichts mit den Nazis zu tun, es war ein sehr altes Zeichen für die Sonne.“

Asow hat auch Freiwillige aus dem Ausland angezogen. Der 37-jährige Schwede Mikael Skillt wurde in der schwedischen Armee als Scharfschütze ausgebildet. Er bezeichnet sich selbst als „ethnischen Nationalisten“ und kämpft an vorderster Front für das Bataillon. Auch ein Freiwilliger aus Russland kämpft für Asow. Russisch ist die gängige Sprache im Bataillon.

Die Asow-Kämpfer machen die Generäle in Kiew für die massiven Verluste der ukrainischen Armee in den letzten Wochen verantwortlich. Vor allem für den Rückzug aus Ilovaysk haben sie nichts als Verachtung.

„Solche Generäle wie in Ilovaysk sollten wegen Verrats ins Gefängnis geworfen werden“, so der Schwede Skillt. „Die Köpfe werden rollen, das ist sicher. Ich denke, es wird eine Schlacht um die Macht geben.“

Die ukrainischen Truppen seien „eine Armee von Löwen, geführt von einem Schaf“, sagt Dmitry. Und dies könne nicht so weitergehen. Bei so vielen bewaffneten, kampferprobten und wütenden jungen Männern, die von der Front zurückkehren, bestehe die Gefahr, dass Köpfe rollen mehr als nur eine Metapher ist.

Dmitry sagte, in Ukraine müsse „ein starker Diktator an die Macht kommen, der viel Blut vergießen könnte, aber auf diese Weise die Nation vereint“. Viele Asow-Kämpfer teilen diese Ansichten. Der russische Freiwillige sagte, die Ukraine brauche „ein Junta, welche die Bürgerrechte für eine Weile einschränkt, aber so hilft, dem Land Ordnung zu bringen und es zu vereinen“.

Die Disziplin ist im Asow-Bataillon sehr sichtbar. Alkohol ist streng verboten. „Einmal gab es einen Typen, der sich betrank. Aber der Kommandeur schlug ihm ins Gesicht und gegen die Beine, bis er sich nicht mehr bewegen konnte, dann wurde er rausgeschmissen“, so ein Kämpfer.

Auch andere Freiwilligenverbände sind die Kritik geraten. In der vergangenen Woche forderte Amnesty International (AI) von der ukrainischen Regierung, Menschenrechtsverstöße und mögliche Exekutionen durch das Aidar-Bataillon zu untersuchen (mehr hier). AI-Generalsekretär Salil Shetty sagte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten:

„Der rechtliche Status der Freiwilligen-Verbände wie des Aidar-Bataillons muss geklärt werden. Sie müssen in klare Kommandoketten, Kontrolle und Verantwortlichkeit integriert werden. Geschieht dies nicht, werden sich die Spannungen in der Ostukraine nur noch weiter verschärfen.“

Wie die Asow-Kämpfer sagten bereits im vergangenen Monat auch Kämpfer des Aidar-Bataillons dem Guardian, dass sie eine „neue Revolution“ in der Ukraine erwarten, die einen entschlosseneren Militärführer an die Macht bringen wird.

Das Asow-Bataillon erhält Geld und Unterstützung vom Gouverneur der Donezk-Region, dem Oligarchen Serhiy Taruta. Dessen Mitarbeiter Alex Kovzhun sagte, die politischen Ansichten einzelner Kämpfer seien „deren eigene Sache, solange sie keine Gesetze brechen“. Zudem sei das Symbol des Bataillons kein Nazisymbol.

Neben dem Kampf gegen die Separatisten dient Asow auch als „eine Art Polizeieinheit“, so ein Kommandeur. Die Kämpfer sind Polizisten, die an keinerlei Regeln gebunden sind. Die Bürger in und um Mariupol sind dem Freiwilligenverband ausgeliefert.

Zwar ist das Asow-Bataillon zahlenmäßig relativ klein, dafür aber sehr gut bewaffnet. Die freiwilligen Mitglieder kämpfen dafür, dass die Ukraine in naher Zukunft ganz anders aussieht. Präsident Petro Poroschenko werde innerhalb von Monaten getötet und durch einen Diktator ersetzt, sagt Dmitry.

„Was soll die Polizei schon machen? Sie konnten nicht einmal etwas gegen die friedlichen Demonstranten auf dem Maidan ausrichten. Sie werden wohl kaum gegen bewaffnete Kampftruppen standhalten.“

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Ratgeber
Ratgeber Sicher beschaffen in Krisenzeiten

Die Auswirkungen von Krisen wie die Corona-Pandemie oder der Ukraine-Krieg und damit verbundene Versorgungsengpässe stellen auch den...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Chemiebranche enttäuscht: Energiekosten bleiben hoch
27.09.2023

Die Bundesregierung hat der Chemiebranche in einem Spitzengespräch am Mittwoch Unterstützung zugesichert. Doch Maßnahmen zur Senkung der...

DWN
Politik
Politik Abgang eines Vordenkers - die CDU zerlegt sich in der AfD-Debatte
27.09.2023

Mit dem Rücktritt des Chefs ihrer Grundwertekommission, dem Historiker Andreas Rödder, ist das Debakel in der CDU nicht mehr zu...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Melonis Italien wird zur Gefahr für Europas Finanzsystem
27.09.2023

Weithin unbemerkt steuert Italien unter seiner Ministerpräsidentin Giorgia Meloni auf eine neue Finanzkrise zu. Die Reformen, die Italien...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB droht den Banken die Daumenschraube anzuziehen
27.09.2023

EZB-Ratsmitglied Holzmann schlägt eine Verzehnfachung der Mindestreserve vor. Den Banken drohen Kosten in Milliardenhöhe, die sie an die...

DWN
Politik
Politik Bayern soll Gas aus Italien geliefert bekommen
27.09.2023

Bayern kann mit Gas-Lieferungen aus Italien rechnen. Mit der neu entstehenden Pipeline "Adriatic Line" wird eine Alternative zu Russland...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Deutscher Arbeitsmarkt im Strudel der schwachen Konjunktur
27.09.2023

Wegen der schwachen Konjunktur fehlen die Aufträge. Die Bereitschaft der Unternehmen, neue Mitarbeiter einzustellen, liegt daher auf dem...

DWN
Politik
Politik KfW-Studie: Mittelstand kommt mit teurer Energie gut klar
27.09.2023

Der deutsche Mittelstand hat die hohen Energiepreise gut verkraftet, so eine Studie der staatlichen Förderbank KfW. Die Unternehmen heizen...

DWN
Immobilien
Immobilien Mehrheit der Immobilienbesitzer verweigert Klima-Sanierung
27.09.2023

Die meisten Immobilienbesitzer in Deutschland planen einer Umfrage zufolge in nächster Zeit keine Sanierungsmaßnahmen wie den Einbau...