Politik

Wirtschaftsspione unterwandern EU-Zentrale in Brüssel

Lesezeit: 1 min
17.09.2012 22:56
Weil Brüssel ein Ballungszentrum von internationalen Institutionen ist, tummeln sich dort hunderte Spione aus allen Teilen der Welt. Wer glaubt, Spionage gäbe es seit Ende des Kalten Krieges nicht mehr, täuscht sich gewaltig. Vor allem wirtschaftliche Informationen sind in den Fokus der Agenten gerückt. Die EU versucht mit einer neuen Behörde der Flut von Spionen Einhalt zu gebieten. Doch noch sind die Sicherheitsdienste überfordert.
Wirtschaftsspione unterwandern EU-Zentrale in Brüssel

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Die Hauptstadt der Europäischen Union ist zu einem Zentrum der weltweiten Spionage geworden. Die zahlreiche Institutionen, die in Brüssel ihren Sitz haben, sind zu einem Magneten für Agenten aus allen teilen der Welt geworden. Dabei haben nicht nur Einrichtungen der EU die Aufmerksamkeit anderer Mächte auf sich gezogen: Die Nato hat beispielsweise ebenfalls eine Niederlassung in der Belgischen Hauptstadt: „Wir sprechen nicht von duzenden sondern von hunderten Agenten“, sagte Alain Winants, Chef des Belgischen Geheimdienstes (VSSE) im Interview mit dem Euobserver.

Ihm zufolge nehme die Informationsbeschaffung Ausmaße wie zur Zeit des Kalten Krieges an. Dabei gebe es kaum einen Unterschied, ob es sich um Agenten von verbündeten oder eher feindlich gesinnten Staaten handelt: Es wäre naiv zu denken, dass nur Russland, China oder der Iran Spione in Brüssel einsetzen würden. Sie geben sich als Diplomaten, Journalisten, Lobbyisten, Studenten oder Geschäftsleute aus.

Dabei geht es inzwischen um wirtschaftliche und politische Informationen genauso wie um „klassische“ Fragen der Landesverteidigung: „Eins der Dinge für die sich die Geheimdienste anderer Länder interessieren, ist die Energiepolitik der EU-Institutionen“, sagte Winants dem Euobserver. Dafür gab es zuletzt mit den EU-Ermittlungen gegen Gazprom wegen angeblicher Preisabsprachen einen prominenten Anlass.

Informanten aus den Institutionen werden nicht in direktem Zusammenhang mit ihrer Tätigkeit in Brüssel angeworben. Die Verbindungsoffiziere sprechen sie oft erst an, wenn sie wieder in ihr Heimatland zurückkehren. Beamte und Politiker können Personen melden, die sie überreden wollen, vertrauliche Informationen preiszugeben, diese werden dann durch den VSSE des Landes verwiesen.

Aktuell sind die Sicherheitsdienste der EU und der Nato, welche die Spionage bekämpfen sollen, nicht stark genug besetzt. Außerdem haben sie einen eingeschränkten Aktionsradius. Weil in vielen Fällen der eigentlichen Informationsaustausch außerhalb der EU stattfindet, müssen dort dann nationale Geheimdienste aushelfen.

Der European External Action Service (EEAS), den Catherine Ashton umsetzen möchte, soll diese Lücke schließen.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Yulin Delegation - Erfolgreich veranstaltetes Wirtschafts- und Handelsaustauschtreffen in Berlin

Am 25. April 2024 organisierte eine Delegation aus der chinesischen Stadt Yulin ein erfolgreiches Wirtschafts- und Handelsaustauschtreffen...

DWN
Politik
Politik Militärhistoriker Dr. Lothar Schröter im DWN-Interview: Die Folgen des Massenmords von Odessa 2014
02.05.2024

Der Militärhistoriker Dr. Lothar Schröter ordnet im DWN-Interview den Massenmord in Odessa vom 2. Mai 2014 ein. Dabei geht er auch auf...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Ukraine-Krieg - Zehn Jahre nach dem Massenmord von Odessa
02.05.2024

Am 2. Mai 2014 ist es in der ukrainischen Stadt Odessa zu einem Massenmord gekommen, bei dem fast fünfzig Menschen qualvoll ums Leben...

DWN
Politik
Politik Heimatschutz: Immer mehr Bürger dienen dem Land und leisten „Wehrdienst light"
01.05.2024

Ob Boris Pistorius (SPD) das große Ziel erreicht, die Truppe auf über 200.000 Soldaten aufzustocken bis 2031 ist noch nicht ausgemacht....

DWN
Immobilien
Immobilien Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?
01.05.2024

Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Weltweite Aufrüstung verschärft Knappheit im Metallsektor
01.05.2024

Die geopolitischen Risiken sind derzeit so groß wie seit den Hochzeiten des Kalten Krieges nicht mehr. Gewaltige Investitionen fließen in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nachhaltigkeit als Schlüsselfaktor für Unternehmenserfolg
01.05.2024

Die Studie „Corporate Sustainability im Mittelstand“ zeigt, dass der Großteil der mittelständischen Unternehmen bereits Maßnahmen...

DWN
Finanzen
Finanzen Private Pflegezusatzversicherungen: Wichtige Absicherung mit vielen Varianten
01.05.2024

Die gesetzliche Pflegeversicherung reicht oft nicht aus, um die Kosten im Pflegefall zu decken. Welche privaten Zusatzversicherungen bieten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 22-Prozent unbezahlte Überstunden: Wenn Spitzenkräfte gratis arbeiten
01.05.2024

Arbeitszeit am Limit: Wer leistet in Deutschland die meisten Überstunden – oft ohne finanziellen Ausgleich? Eine Analyse zeigt,...