Unternehmen

ThyssenKrupp: Wurden Opfer eines Cyber-Angriffs

Lesezeit: 2 min
09.12.2016 11:56
Professionelle Hacker haben nach Angaben des Unternehmens den Industriekonzern ThyssenKrupp attackiert.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der Industriekonzern Thyssenkrupp ist nach eigenen Angaben Ziel einer großangelegten Hacker-Attacke geworden. Einer Cyberbande war es bereits Anfang des Jahres gelungen, in IT-Systeme des Unternehmens einzudringen. Das Unternehmen teilte mit:

"Es handelte sich um einen professionellen Angriff, der nach unseren Informationen einer Angreifergruppe im südostasiatischen Raum zugeordnet werden kann. Nach unseren Analysen der Vorgehensweise zielte der Angriff im Wesentlichen auf den Diebstahl von technologischem Know How und Forschungsergebnissen in einigen Bereichen der Business Area Industrial Solutions (Industriespionage). Dabei wurden auch Systeme der Business Area Steel Europe genutzt.

Speziell abgesicherte IT-Systeme für besonders kritische Bereiche, wie die IT der Business Unit Marine Systems oder die Produktions-IT der in Duisburg betriebenen Hochöfen und Kraftwerke, waren nicht betroffen. Gleiches gilt für sonstige Produktionsanlagen und -prozesse im Konzern sowie für thyssenkrupp Produkte und Dienstleistungen sowie deren Qualität. Anhaltspunkte für Sabotage sind nicht entdeckt worden. Es gibt darüberhinaus keine Anhaltspunkte für Manipulationen von Daten und Applikationen oder sonstige Sabotageakte.

Der Angriff wurde in der thyssenkrupp-eigenen IT-Sicherheitszentrale CERT (Computer Emergency Response Team) entdeckt, fortlaufend beobachtet und analysiert. Die Chief Information Officer (CIO) aller Business Areas waren in den Vorgang eingebunden; die befallenen IT-Systeme sind durch entsprechende Gegenmaßnahmen vor Ort gereinigt worden. Seither werden die IT-Systeme von thyssenkrupp laufend auf erneute Versuche dieser Cybercrimeattacke überprüft (24/7 Monitoring).

Ergänzende Informationen:

Die IT-Funktionen des Konzerns haben bei der Abwehr eng mit der Deutschen Cyber-Sicherheitsorganisation (DCSO) zusammengearbeitet, deren Mitglied thyssenkrupp ist. Unter Einschaltung des Datenschutzes und der Rechtsabteilung sowie externer Anwälte wurde der Vorgang rechtlich begleitet; die jeweils zuständigen Mitbestimmungsgremien, die Landesdatenschutzbehörde NRW sowie das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) sind informiert worden. thyssenkrupp hat beim Landeskriminalamt NRW Strafanzeige erstattet; die Ermittlungen sind aufgenommen worden. Der Vorstand thyssenkrupp AG ist frühzeitig und laufend informiert worden.

Derzeit kann nicht verlässlich eingeschätzt werden, ob durch den Angriff ein Schaden (etwa Verlust geistigen Eigentums) entstanden ist. Es wurde festgestellt, dass über die betroffenen Bereiche Daten-Fragmente gestohlen worden sind. Der Inhalt des Datenabflusses ist mit Ausnahme bestimmter Projektdaten in einer operativen Einheit aus dem Bereich Anlagenbau bisher noch nicht bekannt.

Der Vorfall lässt sich nicht auf Sicherheitsmängel bei thyssenkrupp zurückführen. Menschliches Versagen kann ebenfalls ausgeschlossen werden. In den komplexen IT-Landschaften von Großunternehmen gibt es nach Expertenmeinung keinen hundertprozentigen Schutz gegen organisierte, hochprofessionelle Hackeraktivitäten. Wichtig sind frühzeitiges Erkennen eines Angriffs und rechtzeitige Gegenmaßnahmen; beides ist thyssenkrupp in diesem Fall gelungen. Wir kooperieren weiterhin mit verschiedenen Behörden und den Spezialeinheiten für Cybercrime der Polizei, um die Informationssicherheit im thyssenkrupp Konzern weiter zu entwickeln.

Gut organisierte und hochprofessionelle Cyberangriffe nehmen deutlich zu und sind deshalb ein ernstes Problem für die gesamte Wirtschaft. Gemäß einer aktuellen Umfrage des deutschen Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnologie gaben 66 Prozent der teilnehmenden Firmen an, dass sie das Ziel von Hacker-Angriffen geworden seien. Nur 44 Prozent der betroffenen Unternehmen konnten die Angriffe erfolgreich abwehren."

Ende November wurde auch die Deutsche Telekom nach eigenen Angaben Opfer eines Hackerangriffs.

 


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Europawahl Endspurt: Was die Parteien in Ihren Wahlprogrammen versprechen
04.06.2024

Im Endspurt vor dem 9. Juni ist der Funke auf viele Bürgerinnen und Bürger noch nicht so richtig übergesprungen. Europawahl, war da was?...

DWN
Finanzen
Finanzen Ex-Bundesbankchef Axel Weber: Die Gefahr vorzeitiger Zinssenkungen der EZB
03.06.2024

Die Europäische Zentralbank steht kurz davor, einen neuen Zinssenkungszyklus einzuleiten, nachdem die Inflationsraten im Euroraum deutlich...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Litauen: Rheinmetall will 180 Millionen Euro in Munitionsfabrik investieren
03.06.2024

Der größte deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall plant eine 180 Millionen Euro teure Munitionsfabrik sowie eine Artilleriefabrik in...

DWN
Politik
Politik DWN-SERIE zur Europawahl (Teil 7): Das Wahlprogramm der CDU/CSU für die EU
03.06.2024

Am Sonntag, dem 9. Juni, findet in Deutschland die Abstimmung zur Europa-Wahl statt. Erstmals werden auch 16-Jährige über die...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnungskrise: Wo die Mieten in Deutschland am stärksten steigen
03.06.2024

Seit Jahren steigt der Druck auf den Mietmarkt in Deutschlands Großstädten. Neue Zahlen zeigen nun: Kräftig teurer wird es auch in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Traditionsbruch nach 90 Jahren: Kritik am Umzug von Spielzeughersteller Schleich nach München
03.06.2024

Der Oberbürgermeister von Schwäbisch Gmünd, Richard Arnold (CDU), hat stocksauer auf den Umzug des Spielwarenherstellers Schleich nach...

DWN
Politik
Politik Demografie: Bevölkerung in der EU altert rasant
03.06.2024

Europa überaltert: Der Anteil der Über-65-Jährigen in der Europäischen Union dürfte bis zum Jahr 2070 auf rund 30 Prozent steigen,...

DWN
Politik
Politik "Kleine Energierevolution": Halbe Million Balkonkraftwerke am Netz
03.06.2024

Die Zahl der Mini-Solaranlagen in Deutschland hat sich seit Mitte vergangenen Jahres mehr als verdoppelt. Inzwischen gelten weniger...