Politik

Merkel gegen Ramelow: Linker Ministerpräsident gefährdet Europa-Politik

Lesezeit: 1 min
09.11.2014 01:31
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich überraschend deutlich gegen die Wahl von Bodo Ramelow zum Ministerpräsidenten in Thüringen geäußert. Ein Mann von der Links-Partei an der Spitze eines Bundeslandes sei geopolitisch, außenpolitisch und europapolitisch ein großes Problem für Deutschland.
Merkel gegen Ramelow: Linker Ministerpräsident gefährdet Europa-Politik

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den Koalitionspartner SPD wegen der geplanten Wahl eines linken Ministerpräsidenten in Thüringen scharf angegriffen. Die SPD riskiere damit eine völlige europa- und außenpolitische Blockade Deutschlands, kritisierte die CDU-Vorsitzende auf dem Parteitag der CDU Mecklenburg-Vorpommern in Wismar am Samstag. Das Vorgehen der SPD in Thüringen könne nicht als isolierte landespolitische Entscheidung gesehen werden. "Denn ich kann ja nicht sagen, in Thüringen mache ich es mal und in Mecklenburg dann nicht. Das ist eine Gesamtlinie der Partei", sagte Merkel. Die SPD stärke die Linkspartei im Osten Deutschlands durch die Wahl eines Ministerpräsidenten der Linkspartei. Das könne zu ähnlichen Bündnissen in allen ostdeutschen Bundesländern führen.

Dies wiederum habe erhebliche Konsequenzen auch für den Bund. "Dann werden Sie im Bundesrat keine Zweidrittelmehrheit finden, keine einzige Entscheidung mehr treffen können, die für uns geopolitisch, außenpolitisch, europapolitisch von größter Bedeutung sein kann", warnte die Kanzlerin. Denn etwa der EU-Fiskalvertrag oder Vertragsänderungen in Europa müssten immer mit Zweidrittelmehrheit auch in der Länderkammer beschlossen werden. "Das bringt Deutschland in der Frage wirklich gewichtiger Veränderung auch gerade in Richtung Europa in eine ganz komplizierte Situation und in die völlige Abhängigkeit von den Linken, die mit Europa - so wie wir es wollen - nichts am Hut hat." Sie appelliere deshalb an die staatspolitische Verantwortung der SPD, sagte die CDU-Vorsitzende.

Die SPD in Thüringen verhandelt mit Grünen und Linken über eine Koalition unter Führung des Links-Politikers Bodo Ramelow, der dadurch der erste Ministerpräsident der Linkspartei in Deutschland würde.

Merkel widersprach dem Argument, dass es keine Auswirkungen der thüringischen Entscheidung auf die Arbeit der großen Koalition in Berlin gebe. Sie finde es "komisch", wenn eine Bundespartei sage, Entscheidungen in den Kommunen oder in den Ländern hätten mit der Gesamtpolitik einer Partei nichts zu tun. "Wer sind wir denn? Wir sind eine Partei, die den Menschen überhaupt nur verständlich zu machen ist, wenn wir von Kommunen über das Land über den Bund bis zu unseren Europaabgeordneten mit möglichst einer Stimme sprechen", sagte sie.

Der Landesvorsitzende der CDU in Mecklenburg-Vorpommern, Lorenz Caffier, kritisierte auch ausdrücklich SPD-Chef Sigmar Gabriel. "Das ist der Sargnagel für SPD in Thüringen. Das ist auch ein abenteuerliches Verhalten von Sigmar Gabriel", sagte Caffier, der in Mecklenburg-Vorpommern einer großen Koalition mit der SPD angehört.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tesla Grünheide - Protesttage: Polizei schützt Autofabrik mit Großaufgebot
10.05.2024

Die Kundgebungen gegen den Autobauer Tesla in Grünheide erreichten am Freitag einen neuen Höhepunkt. Während eines...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Chefredakteur kommentiert: Deutsche Bahn, du tust mir leid!
10.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Technologie
Technologie Kein Erdgas mehr durch die Ukraine? Westeuropa droht erneute Energiekrise
10.05.2024

Eines der größten Risiken für die europäische Erdgasversorgung im nächsten Winter ist die Frage, ob Gaslieferungen weiterhin durch die...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch: Deutscher Leitindex springt auf Allzeithoch bei über 18.800 Punkten
10.05.2024

Der DAX hat am Freitag mit einem Sprung über die Marke von 18.800 Punkten seinen Rekordlauf fortgesetzt. Was bedeutet das für Anleger und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Streik am Bau: Gewerkschaft kündigt Proteste in Niedersachsen an
10.05.2024

Die IG Bauen Agrar Umwelt hat angekündigt, dass die Streiks am Bau am kommenden Montag (13. Mai) zunächst in Niedersachsen starten...

DWN
Politik
Politik Selenskyj drängt auf EU-Beitrittsgespräche - Entwicklungen im Ukraine-Krieg im Überblick
10.05.2024

Trotz der anhaltenden Spannungen an der Frontlinie im Ukraine-Krieg bleibt Präsident Selenskyj optimistisch und setzt auf die...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Spahn spricht sich für breite Analyse aus mit allen Blickwinkeln
10.05.2024

Im deutschen Parlament wird zunehmend eine umfassende Analyse der offiziellen Corona-Maßnahmen, einschließlich Masken und Impfnachweisen,...

DWN
Politik
Politik Pistorius in den USA: Deutschland bereit für seine Aufgaben
10.05.2024

Verteidigungsminister Boris Pistorius betont in Washington eine stärkere Rolle Deutschlands im transatlantischen Bündnis. Er sieht den...