Politik

TTIP: Bürgerrechtler legen Beschwerde wegen Geheimverhandlungen ein

Lesezeit: 2 min
04.02.2015 23:32
Die EU-Kommission verweigerte fünf NGOs den Zugang zu TTIP-Dokumenten. Diese haben daraufhin Beschwerde eingereicht. Derzeit werde geprüft, ob eine Untersuchung gegen die Kommission eingeleitet werde, bestätigte die Europäischen Bürgerbeauftragte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten.
TTIP: Bürgerrechtler legen Beschwerde wegen Geheimverhandlungen ein

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Bis zum 6. Februar findet in Brüssel die mittlerweile achte Verhandlungsrunde zum Freihandelsabkommen in Brüssel statt. Die Diskussion über die spärliche Veröffentlichung von Dokumenten, die TTIP betreffen, geht indes weiter. Über „Missstände in Bezug auf den Zugang“ zu TTIP-Dokumenten klagen auch fünf Nichtregierungsorganisationen und haben nun Beschwerde bei der Europäischen Bürgerbeauftragten Emily O'Reilly eingereicht. Konkret geht es dabei um den Zugang zu Dokumenten bezüglich des Investor-Staat-Streitschlichtungsverfahrens, des Energie- und Chemiesektors, der Lebensmittelsicherheit und zu Papieren hinsichtlich der europäisch-amerikanischen Zusammenarbeit bei Regulierungsfragen.

Das erste Mal hatten die Organisationen den Zugang zu diesen Dokumenten vor etwa einem Jahr, am 17. Februar, angefragt. Am 6. Mai, nach der maximalen 30-Tage-Frist, habe die Kommission erst geantwortet, so die Organisationen in ihrer Beschwerde. Dabei habe die Kommission „nicht nur die Anfrage abgelehnt, sondern versäumte es auch, stichhaltige Gründe“ für das Nein anzugeben. Die Pressesprecherin der Europäischen Bürgerbeauftragten O’Reilly bestätigte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten den Eingang der Beschwerde. Man prüfe derzeit, ob eine Untersuchung eingeleitet werde, so Gundi Gadesmann.

Den Nichtregierungsorganisationen zufolge verstoße die Kommission mit der Verweigerung des Zugangs zu den Dokumenten einerseits gegen die Aarhus Konvention und andererseits gegen ein Urteil des Europäischen Gerichtshof. Die Aarhus Konvention „ist der erste völkerrechtliche Vertrag, der jeder Person Rechte im Umweltschutz zuschreibt“. So bestehen die Rechte „in der Information über Umweltfragen, in der Beteiligung an Verwaltungsverfahren zu Projekten mit Umweltauswirkungen sowie in der Möglichkeit, Klage gegen Umweltbeeinträchtigungen zu führen“. Und im Juli hatte der Europäische Gerichtshof entscheiden, dass die Öffentlichkeit Zugang zu institutionellen Dokumenten erhalten solle. Nur in Ausnahmefällen sei eine Verweigerung möglich. Die Richter urteilten damals, dass Dokumente mit internationalem Bezug (wie es TTIP ist) nicht automatisch von den Europäischen Transparenz-Anforderungen ausgenommen seien.

Die Chancen für eine Untersuchung stehen EurActiv zufolge nicht schlecht. Für die Europäische Bürgerbeauftragte ist die Geheimhaltung um TTIP kein Neuland. „Am 7. Januar haben wir der Europäischen Kommission bereits zehn Vorschläge unterbreitet, wie die Transparenz der TTIP-Verhandlungen weiter verbessert werden kann“, so die Pressesprecherin der Bürgerbeauftragten zu den Deutschen Wirtschafts Nachrichten. Denn schon seit längerem laufe eine eigene TTIP-Untersuchung. Im Zuge der Untersuchungen erklärte die Bürgerbeauftragte damals:

„Die Kommission hat echte Anstrengungen unternommen, um die TTIP-Verhandlungen transparenter zu machen. Mir ist klar, dass die Kommission bisweilen auf Vertraulichkeit angewiesen ist, um effektiv mit den USA zu verhandeln. Amerikanischer Einspruch gegen die Veröffentlichung bestimmter TTIP-Dokumente allein ist jedoch kein ausreichender Grund, sie der europäischen Öffentlichkeit vorzuenthalten. Die Kommission muss jederzeit sicherstellen, dass Ausnahmen zum Grundrecht der EU-Bürger auf Zugang zu Dokumenten gerechtfertigt und gut begründet sind.“


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tarifrunde der Chemieindustrie: Gewerkschaft fordert mehr Lohn
26.04.2024

Im Tarifstreit in Ostdeutschlands Chemieindustrie fordert die Gewerkschaft IG BCE eine Lohnerhöhung von 7 Prozent. Arbeitgeber warnen vor...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Automesse China 2024: Deutsche Autohersteller im Preiskrieg mit BYD, Xiaomi und Co.
25.04.2024

Bei der Automesse in China steht der eskalierende Preiskrieg bei Elektroautos im Vordergrund. Mit hohen Rabatten kämpfen die Hersteller...

DWN
Technologie
Technologie 3D Spark: Ein Hamburger Start-up revolutioniert die Bahnbranche
25.04.2024

Die Schienenfahrzeugindustrie befindet sich in einem grundlegenden Wandel, in dessen Verlauf manuelle Fertigungsprozesse zunehmend...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lieferdienste in Deutschland: Bei Flink, Wolt und anderen Lieferando-Konkurrenten geht es um alles oder nichts
25.04.2024

Getir, Lieferando, Wolt, UberEats - das Angebot der Essenskuriere ist kaum noch überschaubar. Wer am Markt letztlich bestehen wird,...

DWN
Politik
Politik Bericht: Habeck-Mitarbeiter sollen Kritik am Atom-Aus missachtet haben
25.04.2024

Wichtige Mitarbeiter von Bundesministern Habeck und Lemke sollen laut einem Bericht interne Zweifel am fristgerechten Atomausstieg...