Finanzen

Paukenschlag: Frankreich muss zweitgrößte Immobilien-Bank verstaatlichen

In Frankreich erreicht die Immobilienkrise einen neuen Höhepunkt: Finanzminister Pierre Moscovici gab am Freitag bekannt, dass der Staat den angeschlagenen Immobilien-Finanzierer Crédit Immobilier de France verstaatlichen muss. Für die marode Bank hatte sich kein Käufer gefunden.
02.09.2012 00:53
Lesezeit: 1 min

In Frankreich hat die Bankenkrise einen neuen Höhepunkt erreicht: Finanzminister Pierre Moscovici gab am Samstag bekannt, dass der Staat den zweitgrößten Immobilienfinanzierer des Landes, den Crédit Immobilier de France (CIF) verstaatlichen muss. Der CIF hat vor allem Hypothekendarlehen an einkommensschwächere Franzosen vergeben. Daher wolle die Regierung, so Moscovici, sicherstellen, dass die Bank auch weiterhin all ihren Verpflichtungen nachkommen kann.

Für die Bank war in den vergangenen Monaten fieberhaft nach einem Käufer gesucht worden. Aber alle Banken hatten ablehnt, zuletzt auch die staatliche Banque Postale. Beim Verkauf hatte die britische HSBC mitgewirkt.

CIF war bereits mehrfach von der Ratingagentur Moody's herabgestuft werden. Wegen zahlreicher fauler Kredite sei das Geschäftsmodell der Bank nicht haltbar. Die Bank war jedoch dank tätiger Mithilfe der Europäischen Zentralbank (EZB) am Leben erhalten worden. CIF hatte von den erleichterten Kreditbedingungen der EZB profitiert und war durch Schrottpapiere als Sicherheiten an frische Liquidität gelangt.

Für Frankreichs Regierungschef Francois Hollande stellt die Notmaßnahme ein ernsthaftes Problem dar: Dadurch wird der französische Staatshaushalt mit neuen Milliarden-Verpflichtungen belastet. Es wird erwartet, dass die Bank aufgespalten wird, weil sie mittlerweile als nicht überlebensfähig gilt.

Die überraschende Verstaatlichung wirft ein grelles Licht auf den Zustand der französischen Banken. Sowohl Nicolas Sarkozy (gut bezahlter Festredner bei Banken-Events - hier) als auch Hollande haben die Probleme bisher beharrlich ignoriert und auf die EZB als permanenten Retter gesetzt. Nun könnte der CIF als Klotz am Bein auch die Kreditbedingungen für Frankreich verschlechtern. Die Website Mediapart spricht bereits vom Lehman-Moment für Frankreich.

Der CEO von CIF, Claude Sadoun, hat seinen Rücktritt bekanntgegeben. Sein Nachfolger wird Bernard Sevez. Die Regierung sagte, sie hoffe, dass Sadoun auf seine Abfindungszahlungen verzichten werde.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Taliban mit neuen Infrastrukturprojekten: Drohender Wasserkonflikt mit dem Iran
19.08.2025

Die Taliban treiben in Afghanistan neue Infrastrukturprojekte voran, darunter Staudämme und Bewässerungsanlagen. Diese Entwicklungen...

DWN
Politik
Politik Engere Zusammenarbeit mit Asien gefordert – Abkommen mit Indonesien soll kommen
19.08.2025

Vor dem Hintergrund wachsender Handelskonflikte mit den USA setzt Außenminister Johann Wadephul auf engere Partnerschaften in Asien. Beim...

DWN
Finanzen
Finanzen Rheinmetall-Aktie rutscht weiter ab: Schwankungen trotz voller Auftragsbücher
19.08.2025

Die Rheinmetall-Aktie gerät am Dienstag zusammen mit anderen Rüstungswerten erneut unter Druck – trotz voller Auftragsbücher und...

DWN
Finanzen
Finanzen Intel-Aktie legt zu: US-Regierung und Softbank steigen mit Milliarden-Investment beim Chiphersteller ein
19.08.2025

Die Intel-Aktie ist am Dienstag nach oben geklettert. Die Anleger reagieren positiv auf den milliardenschweren Einstieg der US-Regierung....

DWN
Politik
Politik Legaler Deal oder versteckte Steuer? Trump schöpft bei Chipriesen Nvidia und AMD ab
19.08.2025

Donald Trump erlaubt Nvidia und AMD wieder Chipverkäufe nach China – doch 15 Prozent ihrer Einnahmen müssen direkt an den US-Staat...

DWN
Politik
Politik Streit um Sicherheitsgarantien: Europa ringt nach Ukraine-Gipfel um Kurs
19.08.2025

Der Ukraine-Gipfel in Washington hat die Debatte über die Zukunft des von Russland angegriffenen Landes neu entfacht. Im Zentrum steht die...

DWN
Panorama
Panorama Bauern warnen: Heimische Ernten und Versorgungssicherheit in Gefahr
19.08.2025

Der Deutsche Bauernverband (DBV) erwartet für 2025 eine Erholung der Getreideernte auf 43,5 Millionen Tonnen, nachdem die Erträge in den...

DWN
Panorama
Panorama Deutsche Einsatzkräfte unterstützen bei Spaniens Waldbrand-Krise
19.08.2025

Deutsche Einsatzkräfte unterstützen Spanien im Kampf gegen die schlimmsten Waldbrände seit Jahrzehnten. 67 Feuerwehrleute aus...