„Wir müssen, wenn es notwendig wird, in jedem Moment für einen Krieg bereit sein“, zitiert die türkische Tageszeitung Hürriyet Premier Erdoğan. „Wenn man nicht bereit ist, ist man kein Staat und kann auch keine Nation sein. Der Staat, der nicht jederzeit für einen Krieg bereit ist, ist nicht voll entwickelt. Die Türkei muss in jedem Fall für einen Krieg bereit sein“, so Erdoğan bereits am vergangenen Sonntag.
Seit dem Granateneinschlag am 3. Oktober im Dorf Akçakale mit fünf Toten und 13 Verletzten konnte sich die Lage an der türkisch-syrischen Grenze nicht wieder beruhigen. Mittlerweile gibt es den sechsten Tag in Folge Vergeltungsschläge. Erdoğan hat das syrische Regime im Zuge dessen erneut aufgefordert die Gewalt gegen die eigenen Bürger zu stoppen und den Beschuss türkischen Territoriums zu unterlassen (bereits am Freitag erklärte er, der Krieg sei nicht fern - mehr hier). Nun bekräftigte er noch einmal die Haltung der Türkei. Das Land wolle zwar keinen Krieg, warnte aber gleichzeitig davor, die Entschlossenheit der Türkei nicht auszutesten. Ankara, so Erdoğan eindringlich, bluffe nicht. Derartige Aktionen werde man nicht tolerieren. In Richtung Damaskus gewandt signalisierte er, dass man nicht vor einem Krieg zurückschrecken werde, wenn man provoziert würde.
„Niemand sollte versuchen, die Empfindlichkeit dieser Nation zu testen“, erklärt Erdoğan jetzt ein zweites Mal. Die Türkei sollte bereit für einen Krieg mit Syrien sein, ein entsprechendes Memorandum gebe es bereits (das Parlament genehmigte am Donnerstag einen Kriegseinsatz in Syrien - mehr hier). In Richtung Oppositionspartei CHP gewandt, versicherte der Premier, dass die Regierung auch weiterhin alles tun werde, um die nationale Sicherheit zu gewährleisten. Diese hatte bei der Abstimmung in der vergangenen Woche gegen den Gesetzesentwurf gestimmt. Ihnen war der Text zu schwammig formuliert, in welchen konkreten Fällen das Gesetz greife. Die AKP wiederum versicherte, dass es sich hierbei nicht um ein Kriegs-Mandat handeln würde. Erdoğan warf der CHP vor, hier auf der Seiten des syrischen Machthabers Bashar al-Assad zu stehen.
Vergeltungsschläge den sechsten Tag in Folge
Am Montag kam es nun erneut zu einem Grenzzwischenfall in der Provinz Hatay, der abermals mit Vergeltungsschlägen von türkischer Seite beantwortet wurde. Die jüngste Granate aus Syrien landete gegen 15 Uhr (Ortszeit) am Nachmittag etwa 150 bis 200 Meter hinter der türkischen Grenze im Bezirk Hacipasa. Bereits in den vergangenen Tagen hatte das türkische Militär seine Präsenz entlang der 900 Kilometer langen Grenze verstärkt (auch im Mittelmeer wurden die Kräfte zusammengezogen - mehr hier).