Krieg als Börsentreiber: Verteidigungs-Aktien 2026 im Höhenflug?
In den vergangenen Wochen wurde die regionale Presse von einer Welle von Berichten über russische Militärflugzeuge überschwemmt, die illegal den Luftraum verletzten. So mussten NATO-Jets Ende letzter Woche vom Stützpunkt Šiauliai aufsteigen, um fünf russische Maschinen abzufangen. Hinzu kommt, dass Drohnen unbekannter Herkunft inzwischen zur Normalität geworden sind und Flughäfen zeitweise lahmlegen. Auch russische Militärdrohnen, die jüngst in Polen auftauchten, verschärfen die Lage. Laut „Bloomberg“ warnten europäische Diplomaten den Kreml in Gesprächen, dass die NATO bereit sei, mit voller Härte auf weitere Luftraumverletzungen zu reagieren – einschließlich des Abschusses russischer Flugzeuge. Diese Möglichkeit wird immer realistischer und deutet auf eine weitere Eskalation hin.
Solche Schlagzeilen erzeugen naturgemäß Sorgen. Doch Gesellschaften und Anleger sollten überlegen, wie sie dies in einen konstruktiven Rahmen setzen können – sei es zur politischen Einordnung oder als Chance, aus der Situation Kapital zu schlagen. Das berichten die Kollegen von Mano pinigai. Im Investmentumfeld richtet sich der Blick daher erneut auf die Aktien europäischer Rüstungsproduzenten. Gerade diese Unternehmen bestimmen, wie sicher Europa sein wird und wie stark es sich verteidigen kann. Hersteller militärischer Technik werden zweifellos hohe Gewinne erzielen. Warum also nicht Aktionär werden und von diesem Trend profitieren?
Kein Licht am Ende des Tunnels
Die geopolitische Lage spricht dafür, dass die Kurse europäischer Verteidigungs-Aktien 2026 weiter steigen. Zwar kam der starke Anstieg seit dem Frühjahr ins Stocken, da Investoren angesichts hoher Bewertungen andere Wachstumschancen suchten. Doch dies könnte lediglich eine Atempause sein. Ein zusätzlicher Faktor ist die veränderte Rhetorik von US-Präsident Donald Trump zum Ukraine-Krieg. Forderte er bisher eine rasche Einigung – auf Kosten Kiews –, so erklärte er vergangene Woche, die Ukraine müsse „ihr gesamtes von Russland besetztes Territorium zurückgewinnen“. Dies sei mit europäischer Unterstützung möglich. Beobachter sahen darin zwar erneut ein Zeichen für US-Isolationismus, doch Europa wird so noch stärker gezwungen, seine Verteidigung auszubauen.
„Das wäre ein signifikanter Kurswechsel und könnte bedeuten, dass der Krieg länger andauert, während die US-Unterstützung für die NATO stabil bleibt. Zugleich ist die wachsende Spannung zwischen NATO und Russland ein klarer Grund, warum Anleger auf Verteidigungs-Aktien setzen“, zitiert „Reuters“ die Analysten von „Saxo Markets“. „Trumps Äußerungen lassen sich als Bestätigung der europäischen Aufrüstungsstrategie werten, und die Märkte reagieren entsprechend“, ergänzen die Experten von „Wisdomtree“. Gleichwohl ist Vorsicht geboten. Trumps Rhetorik kann sich jederzeit wieder ändern – wie bei vielen politischen Aussagen fehlt oft der feste Kern.
Rheinmetall-Aktie als Symbol des Umdenkens
Die Kursentwicklung der deutschen Rheinmetall-Aktie steht sinnbildlich für die Stimmung am Markt. Seit Jahresbeginn legte sie 220 Prozent zu, seit Februar 2022 sogar fast 2.000 Prozent. Erst kürzlich wurde bekannt, dass Lettland mit Rheinmetall für 275 Mio. Euro eine Munitionsfabrik errichtet. Parallel steigt die Zahl der börsengehandelten Fonds (ETF), die den Verteidigungssektor abbilden. Noch vor kurzem war dies undenkbar – Politiker wie Banker lehnten die Branche gleichermaßen ab und hielten sie für „unverantwortlich“.
Nun aber setzt ein Umdenken ein. Beispiel: Der WisdomTree Europe Defence UCITS ETF bildet die Performance führender europäischer Rüstungskonzerne ab, darunter Rheinmetall, Thales, BAE Systems, Leonardo, SAAB, Airbus, Rolls-Royce Holdings, Safran und Hensoldt - lesen Sie dazu unseren Ratgeber zu Rüstungs-ETFs mit weiteren konkreten Börsenprodukten.
Verteidigungs-Aktien 2026 im Fokus der Finanzwelt
Parallel wandeln sich gesellschaftliche Narrative. Verteidigung wird inzwischen als Teil nachhaltiger Verantwortung interpretiert – ein Gedanke, der zuvor tabuisiert war. Das führt zu neuen Kapitalströmen in die Branche. So berichtete die „Financial Times“ jüngst, dass BNP Paribas sein Verbot zur Finanzierung kontroverser Waffen aufgehoben hat. Auch andere Banken und Asset Manager lockern Restriktionen oder bauen ihre Verteidigungsportfolios aus. „Wenn hohe Gewinne locken, wird Moralisieren schnell überdacht“, konstatiert das Blatt. „Finanzakteure haben zwei Dinge geändert: Verteidigung gilt nun als öffentliches Gut – gestützt durch den offenkundigen Unwillen der USA, Europas Sicherheit zu garantieren. Zweitens: die Angst, eine gewaltige Investmentchance zu verpassen“, schreibt die FT.
Auch der öffentliche Sektor baut Barrieren für Geldflüsse in den Verteidigungssektor ab. „Wahrscheinlich beginnt das Wachstum der Verteidigungs-Aktien 2026 gerade erst. Selbst wenn die weltweit 110 Konflikte enden sollten, muss Europa jahrzehntelanges Investitionsdefizit aufholen“, so die FT. Die Absicherung demokratischer Ordnungen erfordert einen massiven Ausbau des Waffenarsenals – von Streubomben über Minen bis hin zu Nuklearwaffen. In Extremszenarien zeigt sich, dass „lieber etwas haben“ besser sein kann, als völlig wehrlos dazustehen. Bewegungen, die ausschließlich moralisch argumentieren, laufen Gefahr, die Realität auszublenden.


