Im März hatten sich zahlreiche Hedge Fonds geweigert, einen Schuldenschnitt auf die von ihnen gehaltenen griechischen Staatsanleihen mitzumachen. Trotz der damaligen Drohungen von Finanzminister Evangelos Venizelos stehen diese Hedge Fonds und andere Spekulanten heute als die großen Gewinner der Griechenland-Krise dar. Insgesamt waren 5,5 Milliarden Euro nicht am Schuldenschnitt beteiligt. Einem Bericht des österreichischen Standard zufolge seien seit Mai zwei Anleihen vollständig bedient worden - mit "Geld, das Griechenland aus den Rettungsfonds ziehen konnte". Das Blatt zitiert Andreas Koutras von ITC Markets in London mit den Worten: "Die Fonds haben gepokert und gewonnen. Das war eine gute Wette."
Aber auch neue Spekulanten reissen sich offenbar um griechische Staatsanleihen. Nach Angaben von Markit sollen griechische Anleihen mit einer Laufzeit bis 2023 seit Juni ein Plus von 150 Prozent verzeichnet haben. Mit den knapp 60 Milliarden Euro an nominell ausstehenden Anleihen sollen nach Standard-Recherchen Anleger seit Juni knapp zehn Milliarden Euro an Kursgewinnen eingestrichen haben.
Ein Grund: Die Spekulanten glauben nicht, dass Europa es riskieren werde, Griechenland fallen zu lassen. Die Troika, die immer härtere Sparmaßnahmen von der griechischen Bevölkerung verlangt, möchte ein Situation wie nach der Argentinien-Pleite vermeiden. Die EU habe panische Angst vor den unbekannten Folgen einer Griechenland-Pleite und bediene daher still und leise die Forderungen der Hedge Fonds.
Ein weiterer Grund ist die Rechtslage: Die fraglichen Anleihen sind nach britischem Recht ausgegeben worden (die DMN berichteten bereits im März, dass die Hedge Fonds auf dem längeren Ast sitzen - hier). Aus Angst vor langwierigen Rechtsstreitigkeiten versucht die Troika offenkundig, das Geld, welches zur "Griechenland-Rettung" aus den anderen europäischen Staaten fließt, direkt an die Hedge Fonds weiterzuleiten. In Griechenland selbst steigt indes der Zorn der Opposition auf die immer neuen Forderungen nach Sparmaßnahmen (hier). Die Griechen vermuten nicht ganz zu Unrecht, dass die ganze Sparorgie vor allem den Europäern selbst dient: Ein Großteil der "Hilfsgelder" geht an die EZB und den IWF als Vertreter der offiziellen Gläubiger.