Politik

EU bleibt hart: Zypern-Bailout wird nicht gelockert

Der Vorschlag Zyperns, die Reform- und Sparauflagen zu lockern, wurde von der EU einstimmig zurückgewiesen. Die Umsetzung des Programms sei unumgänglich. Zyperns Präsident hatte zuvor in einem Brief die hohen Auflagen an das Land kritisiert. Mit der Ablehnung will die EU ein Exempel statuieren.
21.06.2013 13:54
Lesezeit: 1 min

Der zyprische Präsident, Nicos Anastasiades, stößt bei der EU auf Ablehnung seines Vorschlages, die strengen Auflagen für die Hilfsgelder der EU zu lockern. Damit will die EU ein Zeichen setzen: Die Ziele werden verfolgt, Abweichungen vom Plan werden nicht mehr zugelassen. Das kleine Zypern muss gehorchen. Anastasiades hatte den Bailout in einem Brief als nicht „sorgfältig vorbereitet“ gewesen“ (mehr dazu –  hier).

Die „entschlossene Umsetzung des Programmes ist unabdingbar“, sagte Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem auf einer Pressekonferenz nachdem die EU über den Vorschlag aus Zypern beraten hatte. Die Probleme Zyperns stammen nicht von dem Bailout-Programm, sondern von seinem Bankensektor. Eine Aufweichung des Programms „wäre jetzt nicht gut für Zypern, denn Kredite müssen zurückgezahlt werden“. Das sei auch der Grund, warum Zypern nur zehn Milliarden Euro bekommen habe.

EU-Währungskommissar Rehn ergänzte, die Maßnahmen für Zypern seien gerade erst beschlossen worden und man werde „auf der Basis des Programmes arbeiten“. Es gebe „keine brauchbare Alternative“, sagte EZB-Direktoriumsmitglied Jörg Asmussen Bericht von Cyprus Mail zufolge.

Das Anliegen Zyperns war den EU-Politikern anscheinend nicht wichtig genug. Die Eurogruppe hatte nämlich in der gleichen Nacht noch eine lange Debatte darüber, wie die Rekapitalisierung der EU-Banken mittels des Geldes aus dem ESM am besten organisiert werden könnte (mehr hier).

Nach der Zwangsabgabe in Zypern, in der tausende Menschen ihr Erspartes verloren haben, ist der Kapitalverkehr zum Erliegen gekommen (hier). Grund sind die scharfen Kapitalkontrollen, die ein Austrocknen des zyprischen Finanzmarktes verhindern sollen. Der zyprische Präsident hatte daher von der EU mehr Zeit verlangt, um den Bankensektor zu verkleinern. Dadurch könnte die „tiefe Rezession und der Vertrauensverlust in den Bankensektor“ verhindert werden.

Eine Stellungnahme des IWF zu der Anfrage Anastasiades steht noch aus. Dass Zypern jedoch nach der schroffen Absage durch die EU noch Zugeständnisse erhält, gilt als unwahrscheinlich. Zypern ist einfach zu klein und zu weit weg, um derartige Forderungen zu stellen. In Spanien hingegen würde man – so wie Finanzminister Schäuble, der Spanien einfach so ein Globaldarlehen gibt  (hier) –  ein ganz anderes Verhalten an den Tag legen (hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen CBDCs und Gold – Kontrolle oder Freiheit?

In einer Zeit rasanter Veränderungen stellt sich mehr denn je die Frage: Wie sicher ist unser Geld wirklich? Die Einführung von CBDCs...

DWN
Technologie
Technologie PwC-Studie: Künstliche Intelligenz könnte Weltwirtschaft bis 2035 um 15 Prozent beflügeln – doch der Preis ist hoch
01.05.2025

Während viele Volkswirtschaften unter dem Druck multipler Krisen taumeln – Energiepreise, geopolitische Spannungen, ein fragiles...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Politik schwächt den Dollar – Rogoff sieht Machtverschiebung zugunsten Europas
01.05.2025

Kenneth Rogoff sieht in Trumps Politik den Katalysator für das Ende des Dollar-Zeitalters. Europa steht vor der historischen...

DWN
Finanzen
Finanzen JPMorgan: Zinsschock voraus – Warum US-Bonds Europa ausstechen
01.05.2025

JPMorgan sieht in US-Anleihen den neuen Renditetreiber – Europas zögerliche EZB-Politik wirkt abschreckend auf Investoren.

DWN
Panorama
Panorama Jung oder KI: Zwei Wege zur Lösung des Lkw-Fahrermangels
01.05.2025

Angesichts des anhaltenden Fahrermangels setzt die EU auf die Senkung der Altersgrenze für Lkw-Führerscheine, während die USA auf eine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Unternehmer weltweit in Alarmbereitschaft: Handelskriege, Schuldenkrisen und KI – Was kommt als Nächstes?
01.05.2025

UBS-Report: Unternehmer zwischen Angst vor Handelskriegen, Hoffnungen auf KI und dem Wettlauf um Nachhaltigkeit.

DWN
Finanzen
Finanzen Versteckte Risiken: Wie die Rentenversprechen zur Illusion werden
01.05.2025

Vorsorge mit Risiko: Warum viele Pensionslösungen nur scheinbar sicher sind – und wie mangelnde Transparenz zum größten Feind der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Die abgestürzten Börsenstars: Was tun, wenn die Raketen landen?
01.05.2025

Die Illusion der Dauer-Rendite zerplatzt – Anleger zwischen politischem Versagen und technologischer Ernüchterung

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wird es in Europa durch Trumps Zölle billiger? Nicht so schnell!
01.05.2025

Während Donald Trump die Stimmung mit protektionistischen Zöllen gegen China anheizt, stellt sich in Europa die Frage: Wird unser Markt...