Finanzen

Österreichische Banker zockten systematisch kroatische Schuldner ab

Tausende Kreditnehmer aus Kroatien erheben schwerste Vorwürfe gegen die österreichische Raiffeisenbank. Die Banker haben die Zwangsversteigerung der Häuser ihrer Kunden erzwungen. Und diese dann selbst erworben.
17.02.2014 00:09
Lesezeit: 1 min

Die Raiffeisen-Bank soll Tausende Kunden in Kroatien mit dubiosen Kreditvergaben geschädigt haben. Eine kleine Bankzentrale in einem kleinen Dorf im Bundesland Steiermark soll dabei die Hauptrolle spielen. Betroffen sind rund 10.000 bis 20.000 Kroaten.

Mithilfe von kroatischen Kreditvermittlern sollen österreichische Banker kroatische Schuldner massiv geschädigt haben, etwa durch Wucherprovisionen und nicht vereinbarte Extrazahlungen. In weiterer Folge sollen Immobilien-Exekutionen unverhältnismäßig schnell beantragt worden sein. Die zwangsversteigerten Häuser sollen von Privatfirmen aufgekaut worden sein, die wiederrum den Raiffeisenbank-Managern gehörten.

Zudem ist unklar, ob die Banken in Kroatien legal tätig waren. Die Bank behauptet, sämtliche Verträge seien ausschließlich in Österreich unterzeichnet worden. Kroatische Geschädigte sagen das Gegenteil aus. Bei dieser Frage geht es für die Bank um hunderte Millionen Euro. Denn ungültige Kreditverträge müssen die Schuldner nicht abzahlen.

„Immer betrifft es Schuldner mit geringer Kreditwürdigkeit, die von anderen Banken in Kroatien abgewiesen werden - und keine Sicherheiten außer ihr eigenes Haus anzubieten haben. Immer gelangen sie an lokale Kreditvermittler. Immer geraten sie dadurch in ein undurchsichtiges Zusammenspiel von kroatischen Kreditvermittlern und österreichischen Raiffeisen-Bankern, das sie - wie die Schuldner allesamt behaupten - teuer zu stehen kam. In geschätzt 100 Fällen bisher gipfelte dies in fragwürdigen Exekutionen ihrer Häuser,“ so das österreichische Magazin Falter, das den Skandal aufdeckte, über das Vorgehen der Banker.

Die Kreditopfer vermuten hinter dem Vorgehen System. Die Banker hätten ihr Insiderwissen für den persönlichen Vorteil genützt. Die Raiffeisen beschreibt die Privat-Firmen ihrer Manager als „eine Art Hilfseinrichtung der Bank für Schuldner bei den Zwangsversteigerungen“. So hätten die Firmen den Preis bei den Zwangsversteigerungen im Interesse der Schuldner in die Höhe getrieben.

Die Staatsanwaltschaften in Graz und Zagreb haben mittlerweile umfangreiche Ermittlungen gegen verantwortliche Manager von 22 Raiffeisen-Regionalbanken eingeleitet.

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