Die Staatsanwaltschaft München durchsucht im Zusammenhang mit ihren Ermittlungen wegen versuchten Betrugs im Kirch-Prozess ein weiteres Mal die Deutsche Bank. Es würden Räume des Instituts in Frankfurt sowie de Privaträume eines Beschuldigten in Hessen durchsucht, sagte ein Sprecher der Behörde am Dienstag. Die Durchsuchungen stünden im Zusammenhang mit dem vierten Ermittlungsverfahren im Fall Kirch, das die Ermittler zuvor bestätigt hatten.
Bei den Ermittlungen gegen Manager der Deutschen Bank wegen Prozessbetrugs sind nun auch deren Anwälte ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten. Die Kanzlei Hengeler Mueller, die die Bank im Verfahren um die Pleite des Medienimperiums von Leo Kirch von Anfang an beraten hatte, bestätigte am Montag eine Durchsuchung ihrer Geschäftsräume in Frankfurt in der vergangenen Woche. Dabei seien auch Unterlagen beschlagnahmt worden. Die Kanzlei hatte die Deutsche Bank und ihren Ex-Vorstandschef Rolf Breuer in dem Fall bis kurz vor dem Vergleich mit den Erben Kirchs begleitet und die Manager auch auf ihre Auftritte vor Gericht vorbereitet.
Die Münchner Staatsanwaltschaft wirft den Bankern vor, sich in dem Verfahren um eine Mitschuld der Deutschen Bank an der Pleite von Kirchs Medienimperium abgesprochen und dabei die Unwahrheit gesagt zu haben. Sie hatte deshalb auch die Zentrale der Deutschen Bank durchsucht. Die Anwälte könnten der Beihilfe zum Prozessbetrug beschuldigt werden. Die Behörde wollte sich nicht dazu äußern, ob es ein Ermittlungsverfahren auch gegen Hengeler Mueller gebe. Die Ermittlungen gegen Breuer, seinen Nachfolger Josef Ackermann und weitere Ex-Vorstände sowie gegen den derzeitigen Co-Chef des Branchenprimus, Jürgen Fitschen, liefen weiter. Ob es zu einer Anklage kommt, ist offen. Einem Bericht des Magazins Der Spiegel zufolge hat Fitschen das Angebot abgelehnt, das Verfahren gegen ihn gegen Zahlung einer Geldbuße einzustellen.
Die Deutsche Bank hatte sich kurz vor dem 925 Millionen Euro teuren Vergleich mit den Erben Kirchs im Februar von Hengeler Mueller getrennt (mehr hier).
Mehrere Anläufe, sich mit Kirch außergerichtlich zu einigen, hatte die Bank platzen lassen, unter anderem, weil sie Regress-Forderungen ihrer Aktionäre fürchtete. Inzwischen fühlen sich die Manager Finanzkreisen zufolge von ihren Rechtsvertretern schlecht beraten. Die Deutsche Bank wollte sich dazu am Montag nicht äußern. Hengeler Mueller hatte über die Jahre eine zweistellige Millionensumme von der Bank kassiert. Im Zuge des Vergleichs gingen zudem rund 40 Millionen Euro an Anwalts- und anderen Kosten an die Kirch-Seite.