Finanzen

Ukraine gefährdet Deal: „Gazprom finanziert Terroristen“

Im Gasstreit mit Russland will Kiew einer ausgearbeiteten Einigung nicht zustimmen. Man wolle kein Geld an Gazprom zahlen, da der Öl-Konzern die „Terroristen“ in der Ostukraine unterstütze. Die Ukraine kann auf Zeit spielen, da bereits klar ist, dass die EU und der IWF die Rechnungen übernehmen werden.
01.10.2014 00:20
Lesezeit: 1 min

Die EU ist daran interessiert, dass die Ukraine noch vor dem Winter einen Gas-Deal mit Russland schließt. Doch Kiew stört sich an den Bedingungen des Abkommens.

Der Vorschlag der EU sieht vor, dass die Frage eines angemessenen Preises bis nach dem Winter vertagt wird. Bis dahin soll die Ukraine 385 US-Dollar pro tausend Kubikmeter bezahlen plus die Schulden für bereits erfolgte Gas-Lieferungen in Höhe von 3,1 Milliarden US-Dollar. Der Internationale Währungsfonds (IWF) solle dafür bürgen.

Dafür liefert Russland 5 Milliarden Kubikmeter Gas ab sofort bis April. Die russische Seite sei grundsätzlich für dieses Abkommen, die Ukraine zögere noch.

Der Marktpreis liege nur bei 250 US-Dollar, so ein ukrainischer Diplomat zum EUobserver. Zudem helfe Gazprom dem Kreml „diesen Krieg zu finanzieren.

Warum sollen wir eine Firma unterstützen, die wiederum die Terroristen in der Ukraine unterstützt und diesen Krieg finanziert?“, so der Diplomat.

Der nun diskutierte Vorschlag wurde am 26. September in Berlin ausgearbeitet und nun in Kiew und Moskau diskutiert. Brüssel hofft, ihn bis Ende der Woche in ein „verbindliches Protokoll“ umzuwandeln.

Nicht nur die Gasversorgung in der Ukraine ist von der Einigung abhängig, auch den östlichen EU-Staaten und dem westlichen Balkan drohen Stromknappheit und Kälte.

Der ukrainische Analyst Michael Gonchar, ein ehemaliger leitender Angestellter bei Ukraine größter Gasgesellschaft Naftogaz, hat einen anderen Kritikpunkt:

Das „Protokoll“ solle im Internationalen Recht verankert werden, so, dass auch Gazprom zur Einhaltung verpflichtet werde. Es sollte genau vereinbart werden, wie viel Gas pro Monat geliefert werden soll, wie viel davon in die EU weitergeleitet wird und wie viel im Land bleibe.

Dieser Deal ist nicht gut für uns, weil es zu vage ist. Gazprom kann damit spielen, um Druck auszuüben“, so Gonchar.

Vor Wintereinbruch muss die Regierung in Kiew eine Lösung finden, wenn sie nicht das eigene Land ins völlige Chaos stürzen will. Die Ukraine bezog zuletzt rund die Hälfte des benötigten Gases aus Russland. Die vorhandenen Speicher reichen aber nicht, um über den Winter zu kommen.

Russland hat stetig signalisiert, dass es bereit wäre, weiterhin Gas an die Ukraine liefern zu wollen –allerdings nur gegen Bezahlung.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Einigung bei historischem Schuldenpaket: Schwarz-rote Grund­ge­setz­än­de­rungen werden grün
14.03.2025

100 Milliarden Sonderschulden für die Grünen und Klimaneutralität bis 2045 im Grundgesetz: Nach zähen Verhandlungen haben Union, SPD...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Du bist mir eine Marke! Der Erfolg von 130 Jahren Falke-Socken
14.03.2025

Franz-Peter Falke leitet das Familienunternehmen im Sauerland in vierter Generation. Zwischen Wahren der Tradition und Wappnen für die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Betriebsbedingte Kündigung: Was gilt für Arbeitgeber und Arbeitnehmer?
14.03.2025

Die andauernde Wirtschaftskrise führt in Deutschland zu immer mehr Firmenpleiten und zunehmenden Stellenabbau bei Unternehmen. Damit...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tesla: Trump-Zölle könnten dem E-Autobauer schaden
14.03.2025

Tesla-Chef Elon Musk gilt als Trump-Unterstützer – doch sein Unternehmen schlägt Alarm. Die Strafzölle der US-Regierung könnten nicht...

DWN
Politik
Politik BSW: neues Wahlergebnis zählt 4.277 Zweitstimmen mehr - trotzdem kein Einzug in den Bundestag
14.03.2025

Das BSW scheitert final am Einzug in den Bundestag: 0,02 Prozent fehlten! Während sich an der Sitzverteilung nichts mehr ändert, treten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Unser neues Magazin ist da: Gesund arbeiten und gesund leben? Die Balance auf der Kippe
14.03.2025

Unsere Arbeitswelt hat sich in den vergangenen Jahren dramatisch verändert. Digitalisierung, Globalisierung und die ständige...

DWN
Unternehmen
Unternehmen BMW-Aktie: Gewinn beim Hersteller BMW sackt ab - die ganz fetten Jahre sind vorbei
14.03.2025

Nach Jahren extremer Erträge geht es für die Autohersteller gerade abwärts. Doch selbst nach den aktuellen Einbrüchen verdienen...

DWN
Politik
Politik Grüne blockieren schwarz-rotes Finanzpaket – Streit um Europas Zukunft
14.03.2025

Die Grünen stellen sich gegen das Finanzpaket von Union und SPD. Fraktionschefin Katharina Dröge fordert, Verteidigungs- und...