Die Aufwertung des Franken ruft diverse Regierungen in Osteuropa auf den Plan. Grund sind die zahlreichen Franken-Kredite, die sich Osteuropäer vor der Finanzkrise wegen der günstigen Zinsen besorgt hatten. Mit dem starken Anstieg der Schweizer Währung hatten sie damals nicht gerechnet. Doch nun haben sie Probleme, ihre Schulden zurückzubezahlen - denn nachdem die Schweizer Nationalbank ihren Euro-Mindestkurs von 1,20 Franken vergangene Wochen überraschend aufgegeben hatte, hat der Franken im Vergleich zu vielen osteuropäischen Währungen deutlich an Wert gewonnen. Für viele Menschen sind ihre Kreditraten in lokalen Währungen über Nacht nach oben geschnellt.
In Polen, wo neben Österreich besonders viele Menschen Franken-Kredite haben, hatte Notenbank-Gouverneur Marek Belka bereits "außerordentliche" Maßnahmen und eine mögliche Kürzung der Kreditraten angekündigt. Am Dienstag war dazu ein Treffen der Banken mit Aufsehern und dem Finanzminister geplant. Kroatien hat bereits Fakten geschaffen: Am Montag hatte die Regierung angekündigt, den Wechselkurs der Landeswährung Kuna gegen den Franken für ein Jahr festzusetzen.
Beide Länder hätten sich Rat bei der ungarischen Regierung geholt, teilten diese mit. Ungarn hatte Banken bereits davor gezwungen, Frankenkredite zu für sie ungünstigen Wechselkursen in Forintdarlehen zu tauschen. Auf den Verlusten waren die Institute sitzengeblieben. Ob den Banken ähnliches nun auch in anderen Ländern Osteuropas droht, ist offen. Zu den größten Kreditgebern in der Region zählen österreichische Institute wie die UniCredit Bank Austria, Raiffeisen Bank International und Erste Group. Sie wollten sich am Dienstag nicht zu den angekündigten Maßnahmen äußern.
Serbien sieht sich von dem Problem weniger betroffen, sagte Finanzminister Dusan Vujovic. Dennoch würden Banken und die Nationalbank versuchen, betroffenen Kunden über längere Laufzeiten, geringere Zinszahlung oder eine teilweise Umwandlung zu helfen.