Die Deutsche Bank will die Kosten massiv senken. Bis 2020 sollen die operativen Kosten jährlich um zusätzlich 3,5 Milliarden Euro sinken, wie der Dax-Konzern am Montag in Frankfurt mitteilte. Um dies zu erreichen, rechnet das Institut mit einmaligen Aufwendungen von 3,7 Milliarden Euro.
Zu den Einsparungen beitragen soll unter anderem die Schließung von 200 der etwa 750 Filialen bis zum Jahr 2017. Wie viele Stellen von dem Schrumpfkurs betroffen sind, blieb zunächst offen. Ende 2014 zählte der Konzern gut 98 000 Vollzeitstellen. Vergangene Woche einige sich die Deutsche Bank in dem Skandal um Zinsmanipulationen mit den USA und Großbritannien auf einen Vergleich. Deutschlands größte Bank muss die Rekordstrafe in Höhe von 2,5 Milliarden Dollar zahlen.
Der Aufsichtsrat der Deutschen Bank hatte am Freitag in einer mehrstündigen Sondersitzung einen Kurswechsel beschlossen. Die größte Überraschung: Das schwankungsanfällige Investmentbanking ist keine Heilige Kuh mehr, sondern muss Federn lassen und seine Geschäfte reduzieren. Der Konzern kündigte zudem an, seine Auslandsaktivitäten stärker zu konzentrieren. Details will Deutschlands größtes Geldhaus am Montag bekanntgeben.
Eine Abtrennung des Privatkundengeschäfts inklusive der Filialen unter der Kernmarke Deutsche Bank. Der Konzern hätte sich in diesem Modell wie erfolgreiche US-Konkurrenten auf Kapitalmarktgeschäft, Zahlungsverkehr und Vermögensverwaltung für Reiche konzentriert.
Ebenfalls etwas überraschend ist das klare Bekenntnis zum Privatkundengeschäft: Die Deutsche Bank kündigte an, in das Privatkundengeschäft unter der Marke Deutsche Bank zu investieren. Weiter ausgebaut werden soll das erfolgreiche Transaktionsgeschäft für große Kunden. Verschiedentlich war in den vergangenen Wochen spekuliert worden, die DB könnte das Privatkundengeschäft völlig aufgeben. Nun wird nach Informationen der Deutschen Wirtschafts Nachrichten erwartet, dass die Deutsche Bank etliche Filialen schließen wird. Selbst Insider in der Bank räumen ein, dass das Filialnetz zu groß ist. Eine Konzentration auf Schwerpunkt-Filialen dürfte die Konsequenz sein.
Weniger überraschend: Die Deutsche Bank trennt sich sieben Jahre nach ihrem Einstieg bei der Postbank von der Mehrheit an dem Bonner Institut. Die Postbank werde «entkonsolidiert», erklärte die Bank. Damit hält sich das Institut die Art der Trennung offen. Möglich ist ein Komplettverkauf oder auch die Platzierung größere Aktienpakete an der Börse. Die Bank wolle ihren Anteil an dem Bonner Institut «mindestens unter 50 Prozent verringern», erklärte ein Deutsche-Bank-Sprecher.
Die Deutsche Bank reagiert mit ihrer neuen Strategie auf die immer strengeren Anforderungen der Aufseher zum Beispiel in Sachen Kapitalausstattung. Zudem hofft das Management, das eine geschrumpfte Universalbank wieder dauerhaft profitabler sein kann.
Bei der Postbank war die Deutsche Bank mitten in der Finanzkrise im September 2008 mit knapp 30 Prozent als größter Einzelaktionär eingestiegen. Gut zwei Jahre später sicherte sich Deutschlands größtes Geldhaus die Mehrheit an dem Bonner Institut. Zuletzt kontrollierte die Deutsche Bank 94,1 Prozent der Postbank-Anteile.
Mit der Übernahme der auf Privatkunden spezialisierten einstigen Post-Tochter wollte der damalige Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann den Deutsche-Bank-Konzern unabhängiger vom schwankungsanfälligen Kapitalmarktgeschäft machen. Gut sechs Milliarden Euro kostete der Deal, die hohen Erwartungen erfüllten sich jedoch nie. Angestrebt war, den Vorsteuergewinn der um 14 Millionen Kunden erweiterten Privatkundensparte mittelfristig auf drei Milliarden Euro zu steigern. Im vergangenen Jahr waren es gerade einmal 1,3 Milliarden.
Die Beibehaltung des Privatkundengeschäfts macht die DB weniger abhängig vom Investment-Banking. Dieses ist in der ganzen Industrie in den vergangenen Jahren vor allem durch Manipulationen unangenehm aufgefallen. Viele Banken mussten Strafen zahlen, zuletzt einigte sich auch die die DB mit den Aufseher auf eine milliardenschwere Zahlung, um das Thema endlich beenden zu können.