Finanzen

Krankes Kind: Wie lange dürfen Eltern bei der Arbeit fehlen und wann gibt es Kinderkrankengeld?

Ein krankes Kind stellt Eltern oft vor schwierige Entscheidungen: Arbeit oder Pflege? Zwischen Jobpflicht und Fürsorge klafft oft eine Lücke, die rechtlich und emotional herausfordert. Doch wann gibt es Kinderkrankengeld, wie lange dürfen Eltern zu Hause bleiben und wer trägt in dieser Zeit die finanziellen Folgen?
20.10.2025 12:22
Lesezeit: 2 min
Krankes Kind: Wie lange dürfen Eltern bei der Arbeit fehlen und wann gibt es Kinderkrankengeld?
Mutter sitzt am Bett eines jungen Patienten. Was ist Arbeitnehmern erlaubt, wenn das Kind krank ist? (Foto: iStockphoto/FamVeld) Foto: FamVeld

Kind krank: Wie lange darf man im Job fehlen?

Ein krankes Kind benötigt Fürsorge. Für Eltern im Beruf bedeutet das: Arbeit ist nicht möglich. Doch wie lange ist ein Fernbleiben erlaubt? Und wer zahlt das Gehalt? Alles Wichtige im Überblick.

Ist das Kind krank, darf man es selbstverständlich nicht allein lassen – und muss es auch nicht. Denn im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) ist geregelt: Arbeitnehmer dürfen ihre Leistung verweigern, wenn sie unzumutbar ist. "Nicht zumutbar ist sie in der Regel, wenn ein krankes Kind betreut werden muss", erklärt Anneka Ruwolt, Fachanwältin für Arbeitsrecht. Wesentlich ist, dass die Erkrankung dem Arbeitgeber frühzeitig gemeldet wird. Zusätzlich brauchen Eltern ab dem ersten Krankheitstag eine ärztliche Bescheinigung der Kinderarztpraxis – diese dient als offizieller Nachweis gegenüber dem Arbeitgeber.

Dauer der Abwesenheit

Eine starre zeitliche Obergrenze für die Fehlzeit wegen eines kranken Kindes gibt es nicht. Doch: Häufen sich Krankentage über längere Zeiträume, können Arbeitnehmer verpflichtet sein, alternative Betreuungsmöglichkeiten zu finden, um baldmöglichst wieder zur Arbeit zu kommen. Eine Option wäre, dass andere Familienmitglieder einspringen.

Wann genau der Arbeitgeber dies verlangen darf, ist rechtlich nicht konkret bestimmt, so Ruwolt: "Das ist immer einzelfallabhängig, es wird zum Beispiel berücksichtigt, was für eine Krankheit beim Kind vorliegt."

Kinderkrankengeld und Lohnfortzahlung bei Abwesenheit

Ein Anspruch auf Freistellung heißt nicht automatisch, dass auch eine Bezahlung erfolgt, betont Ruwolt. Nach Paragraf 616 BGB ist der Arbeitgeber verpflichtet, weiterzuzahlen, wenn Beschäftigte "für eine verhältnismäßig nicht erhebliche Zeit durch einen in seiner Person liegenden Grund ohne eigenes Verschulden verhindert sind". Meist wird angenommen, dass eine bezahlte Freistellung bis zu fünf Tage umfasst, so die Fachanwältin. Doch: Diese Regelung kann arbeitsvertraglich ausgeschlossen werden.

Und dann? Wird das Gehalt nicht gezahlt, bleibt man nicht zwangsläufig ohne Einkommen. Wenn das Kind jünger als zwölf Jahre ist und niemand im Haushalt die Betreuung übernehmen kann, springt die Krankenkasse ein. Sie zahlt Kinderkrankengeld, in Höhe von in der Regel 90 Prozent des Nettoeinkommens des betroffenen Elternteils.

Kinderkrankengeld der Krankenkasse

Wie lange die Krankenkasse zahlt, ist festgeschrieben: Bei Paaren werden pro Kind 15 Tage pro Jahr übernommen, bei mehreren Kindern maximal 35 Tage. Bei Alleinerziehenden gilt pro Kind ein Anspruch von bis zu 30 Tagen, bei mehreren Kindern maximal 70 Tage.

Der Anspruch besteht nur, wenn ein Elternteil und das Kind gesetzlich versichert sind. Ist ein krankes Kind hingegen privat abgesichert, entfällt dieser Anspruch. Übrigens: Sich selbst krankschreiben zu lassen, obwohl nur das Kind krank ist, kann den Job gefährden, wenn es auffällt.

Zur Person:

Anneka Ruwolt ist Fachanwältin für Arbeitsrecht in Berlin und Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Arbeitsrecht im Deutschen Anwaltverein.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Rüstungsindustrie in Europa: 10 Unternehmen mit stabilen Renditen
09.11.2025

Europäische Verteidigungsunternehmen profitieren von stabilen Aufträgen und steigenden Investitionen. Technologische Kompetenz und lokale...

DWN
Technologie
Technologie Dunkle Wolke aus den USA: Die digitale Gefahr des US CLOUD Acts
09.11.2025

Ein US-Gesetz erlaubt amerikanischen Behörden Zugriff auf Daten in europäischen Clouds – ohne Wissen oder Zustimmung der Betroffenen....

DWN
Finanzen
Finanzen Contrarian Thinking: Wie falsche Narrative unsere Wahrnehmung verzerren – und was das für Anleger bedeutet
09.11.2025

In einer Welt voller Empörung, Filterblasen und ideologischer Schlagzeilen lohnt sich ein zweiter Blick. Wer immer nur der öffentlichen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Verjährung von Urlaubsansprüchen: Wann Resturlaub verfällt – und wann nicht
09.11.2025

Urlaub verfallen? Von wegen. Das Bundesarbeitsgericht (BAG) hat klargestellt: Ohne klare Belehrung bleibt der Urlaubsanspruch bestehen –...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Die Zukunft der Chefetage: Warum mittleres Management an Bedeutung verliert
09.11.2025

Das mittlere Management verliert in vielen Unternehmen an Bedeutung. Wirtschaftliche Unsicherheit, neue Technologien und veränderte...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Wirtschaft unter Druck: Im Spannungsfeld zwischen China und USA
09.11.2025

Globale politische Spannungen und Handelskonflikte belasten derzeit Europas Wirtschaft. Militärische Krisen in der Ukraine und im Nahen...

DWN
Technologie
Technologie Autonomes Fahren in Europa: Pony AI testet Robotaxis mit Stellantis
09.11.2025

Europa steht vor einem neuen Kapitel der urbanen Mobilität. Technologische Entwicklungen und internationale Kooperationen treiben die...

DWN
Technologie
Technologie Phishing schlägt Firewalls: Warum Technik allein nicht schützt
09.11.2025

Firewalls, Verschlüsselung, Millionenbudgets – und doch reicht ein schwaches Passwort oder ein unbedachter Klick, um ein ganzes...