Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) fordert die Politik auf, gegen die weltweite Zunahme einkommensunsicherer Beschäftigung vorzugehen. Immer weniger Arbeitnehmer hätten eine klassische Vollzeitbeschäftigung mit festem Vertrag und sicherem Gehalt. Ohne politische Maßnahmen könne sich ein «Teufelskreis aus schwacher globaler Nachfrage und langsamen Jobaufbau der Nach-Krisen-Zeit verstetigen», warnt die UN-Sonderorganisation in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht.
Demnach arbeiten mittlerweile drei Viertel aller Erwerbstätigen weltweit in befristeten oder informellen Jobs. Viele würden von Arbeitgebern in eine Pseudo-Selbstständigkeit gedrängt werden oder seien in unbezahlter Familienarbeit beschäftigt. Diese negative Tendenz nehme immer stärker zu, kritisiert die ILO im «Bericht über globale Beschäftigung und gesellschaftliche Entwicklungen 2015». Raymond Torres, Chef der ILO Research, sagt, es handle sich um den tiefgreifendsten Wandel in der Geschichte der modernen Wirtschaft. Die neuen Tagelöhner arbeiten als unbezahlte Familienmitglieder, Teilzeitkräfte oder Selbstständige.
Die ILO fordert umfangreiche politische Strategien, um wirtschaftlichen Nutzen mit dem Wohl aller Arbeitnehmer zu verbinden. Handlungsbedarf bestehe insbesondere bei der Einbeziehung von mehr Menschen in Sozialschutzprogramme wie Arbeitslosenversicherungen. Bislang könnten davon fast ausschließlich die regulär Beschäftigten profitierten.