Politik

China schlägt zurück: Die USA sind schuld an dem Börsen-Crash

Lesezeit: 2 min
25.08.2015 18:59
Die chinesische Zentralbank weist die landläufige Darstellung zurück, China sei an dem Crash vom Schwarzen Montag schuld: Der Ausverkauf sei wegen den geplanten Zins-Erhöhung erfolgt und nicht wegen der Yuan-Abwertung. Die G-20 wollen China in die Mangel nehmen. Offenbar hat die Suche nach einem Schuldigen vor dem möglichen nächsten Crash begonnen.
China schlägt zurück: Die USA sind schuld an dem Börsen-Crash

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua meldet eine überraschende Analyse der chinesischen Zentralbank (PBOC) zum Börsen-Crash vom Montag: Der Chefvolkswirt der Zentralbank, Yao Yudong, sagte, die für September erwartete Erhöhung der Sätze der Leitzinsen durch die US-Notenbank Federal Reserve sei der „Auslöser“ des Crashs gewesen. Yao empfahl der Fed, mit einer Zins-Erhöhung zu warten, bis ist Inflation in den USA zwei Prozent erreiche. Die Zentralbank erhielt in ihrer Analyse Unterstützung von Minsheng Securities: Li Qilin von der Investmentfirma sagte, die geringe Abwertung des Yuan vor einigen Tag mag zwar den ersten Crash in China selbst erklären. Für eine derart breite Verkaufswelle wie am Montag wäre die Maßnahme jedoch nicht signifikant genug gewesen.

Capital Economics sagte in einer Notiz an die Kunden, der Crash habe nichts mit wirtschaftlichen Fundamentaldaten zu tun. Eine Wiederholung der Finanz-Krise in Asien werde es nicht geben.

In den USA werden die Ereignisse anders bewertet: Der Experte für Währungskriege, Jim Rickards, sagte in einer Videobotschaft an seine Kunden, die Chinesen hätten mit der Abwertung eine Art „finanzielles Pearl Harbour“ inszeniert. Rickards, der seit langem das Ende der Vorherrschaft des Dollar prognostiziert, sagte, China habe mit seiner Maßnahme bewusst den Währungskrieg verschärft.

China ist in einer für die USA gefährlichen Position: Die Chinesen halten die meisten US-Staatsanleihen. Wenn es zu einem Crash auf dem Bond-Markt käme, den die Chinesen vergleichsweise einfach inszenieren könnten, wäre das höchst unerfreulich für die USA.

Wie nervös die Politiker wegen der Entwicklung sind, zeigt auch die Tatsache, dass das Thema auf dem kommenden G-20-Gipfel besprochen werden soll: Die Finanzminister der 20 größten Industrienationen werden sich auf ihrem Treffen in der Türkei in zwei Wochen der aktuellen Krisen in China und Brasilien annehmen. „Das wir auf dem G20-Gipfel in Ankara zentrales Thema sein“, sagte Deutschlands Finanzminister Wolfgang Schäuble am Dienstag in Salzburg. Sein österreichischer Kollege Hans Jörg Schelling erklärte, die Welt werde sich auf weitere Zuspitzungen ausgehend von den chinesischen Börsen oder anderen Schwellenländern in den kommenden Monaten gefasst machen müssen. Schäuble erklärte, es sei der richtige Weg, Europa als Wirtschaftsraum zu stärken, um es weniger anfällig für Verwerfungen aus Übersee zu machen. „Ob das ausreicht, werden wir sehen“, sagte der CDU-Politiker.

Dass sich ausgerechnet der österreichische Finanzminister Schelling in diesem Zusammenhang als globaler Finanz-Experte betätigt, ist erstaunlich: Schelling war schon einer der verbalen Hardliner gegen Griechenland. Allerdings hat Österreich mit dem Bundesland Kärnten sein eigenes Griechenland. Das Fiasko der Hypo Alpe Adria, die von Jörg Haider in beispielloser Weise ausgemolken und dann von der Bundesregierung in Wien in ebenso beispielloser Panik notverstaatlicht wurde, beschert dem österreichischen Haushalt langfristige Probleme.

Die Suche nach einem Schuldigen ist also für viele – von Wien bis Washington – eine der vorrangigen Aufgaben. Damit wollen sich die politisch Verantwortlichen auf einen möglichen Crash vorbereiten, den Obama-Berater Larry Summers nicht mehr für ausgeschlossen hält. Auch Summers lehnt mittlerweile eine Zins-Wende in den USA ab. Vermutlich wird das Thema beim G-20 zu einer Kontroverse führen. Anders als bei den früheren G-8 werden auch China und Russland am Tisch sitzen. Die G-7 hatten Russlands Präsident Wladimir Putin bei ihrem sündteuren idyllischen Treffen in Bayern nicht eingeladen. Gut möglich, dass Putin für den G-20 einige markige Sprüche im Gepäck haben wird.


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik SPD-Kanzlerkandidat steht fest: Pistorius zieht zurück und ebnet Weg für Scholz
21.11.2024

Nach intensiven Diskussionen innerhalb der SPD hat Verteidigungsminister Boris Pistorius Olaf Scholz den Weg für die erneute...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Prognose: Kryptowährung mit Rekordhoch kurz vor 100.000 Dollar - wie geht's weiter?
21.11.2024

Neues Bitcoin-Rekordhoch am Mittwoch - und am Donnerstag hat die wichtigste Kryptowährung direkt nachgelegt. Seit dem Sieg von Donald...

DWN
Panorama
Panorama Merkel-Buch „Freiheit“: Wie die Ex-Kanzlerin ihre politischen Memoiren schönschreibt
21.11.2024

Biden geht, Trump kommt! Wer auf Scholz folgt, ist zwar noch unklar. Dafür steht das Polit-Comeback des Jahres auf der Tagesordnung: Ab...

DWN
Politik
Politik Solidaritätszuschlag: Kippt das Bundesverfassungsgericht die „Reichensteuer“? Unternehmen könnten Milliarden sparen!
21.11.2024

Den umstrittenen Solidaritätszuschlag müssen seit 2021 immer noch Besserverdiener und Unternehmen zahlen. Ob das verfassungswidrig ist,...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank: Konjunkturflaute, Handelskonflikte, leere Büroimmobilien - Banken stehen vor akuten Herausforderungen
21.11.2024

Eigentlich stehen Deutschlands Finanzinstitute in Summe noch ganz gut da – so das Fazit der Bundesbank. Doch der Blick nach vorn ist...

DWN
Finanzen
Finanzen Von Dividenden leben? So erzielen Sie ein passives Einkommen an der Börse
21.11.2024

Dividenden-ETFs schütten jedes Jahr drei bis vier Prozent der angelegten Summe aus. Wäre das auch was für Ihre Anlagestrategie?...

DWN
Politik
Politik Weltstrafgericht erlässt auch Haftbefehle gegen Netanjahu und Galant - wegen Kriegsverbrechen im Gaza-Streifen
21.11.2024

Der Internationale Strafgerichtshof hat Haftbefehle gegen Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, den früheren...

DWN
Politik
Politik US-Staatsapparat: Tech-Milliardär Elon Musk setzt auf Technologie statt Personal - Unterstützung bekommt er von Trump
21.11.2024

Elon Musk soll dem künftigen US-Präsidenten Trump dabei helfen, Behördenausgaben zu kürzen und Bürokratie abzubauen. Er gibt einen...