Finanzen

EU führt erstmals Meldepflicht für Bargeld und Schmuck ein

Lesezeit: 2 min
01.12.2015 22:48
Alle Griechen müssen künftig ihre Bargeld-Bestände, ihren Schmuck und den Inhalt ihrer Schließfächer offiziell deklarieren. Die von der Troika schon seit langem geforderte Maßnahme wird nun erstmals in einem EU-Land umgesetzt. Man kann davon ausgehen, dass es sich um einen Testlauf handelt.
EU führt erstmals Meldepflicht für Bargeld und Schmuck ein
Das neue Buch von Michael Maier. (Foto: FBV)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Bargeld  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die griechische Regierung setzt per 1. Januar eine Anordnung der Troika um, die diese bereits zur Zeiten der konservativen Regierung von Antonis Samaras vorgelegt hatte: Alle Griechen müssen Bargeld über 15.000 Euro, Schmuck im Wert über 30.000 Euro sowie den Inhalt ihrer Schließfächer deklarieren. Das sieht ein gemeinsames Dekret des Justiz- und des Finanzministeriums vor, berichtet Keep Talking Greece. Damit sollen die Bürger gezwungen werden, ihr Geld auf die Bank zurückzubringen. Zahlreiche Griechen haben während der Krise ihr Geld zu Hause unter der Matratze verstaut – aus gutem Grund: Auf dem Höhepunkt der Krise wurden die Banken geschlossen, die Bürger konnten nur noch kleine Beträge abheben, Kapitalverkehrskontrollen wurden verhängt.

Wie der Wert von Assets ermittelt werden soll ist unklar. Die Maßnahme soll dazu dienen, die Staatseinnahmen aufzubessern. Die griechische Wirtschaft hat sich seit der Euro-Krise im Sommer nicht erholt: Das monatelange Ringen mit den Geldgebern aus der Euro-Zone kommt Griechenland teurer zu stehen als bislang angenommen. Die Wirtschaftsleistung schrumpfte von Juli bis September um 0,9 Prozent zum Vorquartal, wie das Statistikamt am Freitag in Athen mitteilte. Eine erste Schätzung hatte lediglich ein Minus von 0,5 Prozent ergeben. Allerdings ist das Ergebnis immer noch besser als von Analysten vorausgesagt: Diese waren ursprünglich von einem Einbruch von 2,7 Prozent ausgegangen. Noch im Frühjahr war die Wirtschaft um 0,3 Prozent gewachsen. Doch im Sommer wurden die Banken drei Wochen lang geschlossen, was die Konjunktur belastete.

Weil es der Syriza-Regierung von Alexis Tsipras nicht gelungen ist, die großen Steuerflüchtlinge zu fassen und weil die Staatseinnahmen wegen der anhaltend hohen Arbeitslosigkeit mager sind, greift die Regierung nun zu dem drastischen Schritt der Deklarationspflicht. Man kann davon ausgehen, dass dies die Vorstufe zur Konfiszierung von Assets ist – entweder, weil sich die Krise verschärft, oder weil die Bürger bei den Steuern in Verzug sind.

Man kann ebenfalls davon ausgehen, dass es sich um eine Blaupause der finanziellen Repression handelt, die im Krisenfall auch in anderen europäischen Staaten Anwendung findet. Die EU geht in der Regel nach diesem Modell vor. So wurden nach der Gläubigerbeteiligung in Zypern behauptet, dass solches niemals in anderen Staaten Anwendung finden werde. Wenige Monate später war der sogenannte „Bail-In“ geltendes EU-Recht.

***

DWN-Herausgeber Michael Maier erklärt in seinem neuen Buch, warum die finanzielle Repression Teil der modernen Kriegsführung ist. Die Staaten brauchen Geld, um ihre militärischen Abenteuer zu finanzieren. Weil die meisten Staaten pleite sind, müssen sie sich das Geld mit immer schärferen Methoden bei Sparern, Anlegern und Steuerzahlern holen.

Michael Maier: „Das Ende der Behaglichkeit. Wie die modernen Kriege Deutschland und Europa verändern“. FinanzBuch Verlag München, 228 Seiten, 19,99€.

Bestellen Sie das Buch hier direkt beim Verlag.

Oder kaufen Sie es im guten deutschen Buchhandel das Buch ist überall erhältlich. Wir unterstützen den Buchhandel ausdrücklich, er muss gefördert werden!

Oder bestellen Sie das Buch bei Amazon.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Spritpreise: Drittteuerstes Tankjahr - 2025 könnte noch teurer werden
24.12.2024

Das Jahr 2024 war eines der teuersten Tankjahre aller Zeiten, kommendes Jahr sieht nicht besser aus: Zum 1. Januar steigt der C02-Preis von...

DWN
Politik
Politik Nach Amoklauf auf Weihnachtsmarkt in Magdeburg: Sicherheitslücken und Staatsversagen - Ist die innere Sicherheit in Gefahr?
24.12.2024

Nach dem tödlichen Amoklauf in Magdeburg werden wiederholt Defizite bei der Sicherheitslage deutlich. Der Grünen-Politiker von Notz...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Arbeitsmarkt: „Null-Bock-Tage“ im Job? Auszeiten im Arbeitsalltag – ein Arbeitsmodell für Deutschland?
24.12.2024

Der Krankenstand in Deutschland bleibt weiterhin auf einem hohen Niveau. Und das nicht ohne Grund: „Einfach mal durchatmen“ ist für...

DWN
Technologie
Technologie Kirche und Künstliche Intelligenz: KI-Jesus im Beichtstuhl verblüfft Kirchenobere
24.12.2024

Avatar direkt in der Kirche: Eine Schweizer Kirche hat in diesem Jahr mit künstlicher Intelligenz einen sprechenden Jesus kreiert, der in...

DWN
Panorama
Panorama Inklusion im Fußball: Wie Manchester United mit Pflegeprodukten für Männer vorangeht
24.12.2024

Manchester United setzt mit der Einführung von Pflegeprodukten für Männer mit Blasenschwäche ein wichtiges Signal für Inklusion im...

DWN
Politik
Politik Vor der Bundestagswahl und nach dem “D-Day”-Papier: Wie geht es weiter für die FDP? Vier Experten und ihre Einschätzung
24.12.2024

„Alles lässt sich ändern“ lautet das Motto der neuen FDP-Wahlkampagne. Ob und wie Christian Lindner mit seiner Partei Wählerinnen...

DWN
Technologie
Technologie KI im Finanzbereich: Das Potenzial und die Herausforderungen im Überblick
24.12.2024

Künstliche Intelligenz begeistert CFOs weltweit – doch wo liegt das tatsächliche Potenzial? Während 87 Prozent der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Händler setzen auf Apps und Bonusprogramme: So sparen Verbraucher mit digitalen Treueangeboten
23.12.2024

Die großen Handelsketten wie Lidl, Rewe und Penny gehen neue Wege, um Kunden langfristig an sich zu binden. Mit Apps und Treueprogrammen...