Hintergrund und Gründe für die Wiederaufnahme
Das KfW-55-Haus zeichnet sich als Gebäude durch einen besonders niedrigen Energieverbrauch aus. Verglichen mit dem gesetzlichen Neubaustandard ist das KfW Haus 55 um 45 Prozent sparsamer und braucht nur 55 Prozent der Energie eines GEG-Neubaus. Die Förderung der KfW für neue Gebäude wurde 2022 eingestellt, doch jetzt werden wieder Fördermittel bereitgestellt. Allerdings ist diese neue Förderung mit der Einhaltung von spezifischen Anforderungen an die Gebäude aus diesem Niedrigpreissegment verbunden.
Der ehemalige Wirtschaftsminister Robert Habeck hatte 2021 beschlossen, die durchaus beliebte Förderung des KfW-Effizienzstandards für Neubauten zu streichen. Anfang 2022 wurde das Förderprogramm dann endgültig auf Eis gelegt, mit der Begründung, dass sich dieser Häusertyp sowieso bereits als Standard durchgesetzt hätten. Gefördert werden seitdem nur noch Häuser nach dem Effizienzstandard 40, der allerdings nochmals strenger und auch deutlich teurer ist.
Rückkehr zum Förderstandard 55 mit bestimmten Auflagen
Im Haushalt 2025 hat die Bundesregierung nun den alten preiswerten Förderstandard 55 wieder neu aufleben lassen. Die Fördermittel, die hierfür eingeplant sind, sind für Bauprojekte vorgesehen, die mit erneuerbaren Energien Wärme erzeugen. Wer sich für eine derartige Förderung interessiert, sollte sich jedoch mit den Förderbedingungen genauer beschäftigen.
Nur bereits genehmigte Bauvorhaben werden gefördert
Die reaktivierte Förderung des Neubaustandards 55 ist nur für bereits genehmigte Wohnprojekte verfügbar, die mit erneuerbaren Energien beheizt werden. Viele dieser Projekte wurden wegen der Einstellung der Förderung im Jahr 2022 erst gar nicht gebaut, was zu einem sogenannten Bauüberhang geführt hat, bei dem genehmigte Bauvorhaben nicht fertiggestellt wurden. Dies soll jetzt geändert werden mit den neuen Fördermitteln.
Besondere Anforderungen an die Förderung von Neubauten nach dem Effizienzstandard 55
Die erneute Förderung des Neubaus beim Effizienzhaus 55 kann nur dann in Anspruch genommen werden, wenn die Anforderungen für ein Gebäude im Niedrigpreissegment erfüllt werden. Dafür dürfen die Wohnräume in Bezug auf die gesamte Wohnfläche nicht zu groß sein und das gesamte Bauprojekt darf nicht zu teuer sein. Wer diese Auflagen erfüllt, kann über die eigenen Hausbank dann ein zinsgünstiges Darlehen aus dem KfW-Programm 296 beantragen.
Förderbar sind dabei dann bis zu 100.000 Euro für eine Wohneinheit, die dann zu einem Zinssatz ab 0,01 Prozent in Anspruch genommen werden können. Dieser Kredit wird zu 100.000 ausgezahlt. Das Geld kann innerhalb von 12 Monaten abgerufen werden, mit einer Verlängerungsmöglichkeit auf 24 Monate. Auch eine vorzeitige Rückzahlung ist möglich, sowohl ganz oder auch teilweise. Wer jedoch vorzeitig das Darlehen vollständig zurückzahlt, muss eine Vorfälligkeitsentschädigung einplanen.
Der Fördertopf für die erneute Neubauförderung ist für 2025 klein
Insgesamt 59 Millionen Euro sind im Fördertopf eingeplant für den Bau der Effizienzhäuser nach dem KfW-Standard 55. Wann die erneute Förderung starten soll, ist allerdings noch nicht ganz klar. Die KfW sprach von einer „Einführung der Förderung in den nächsten Monaten“.
Die 59 Millionen Euro sind im Vergleich zu den in 2021 noch geplanten 6 Milliarden Euro allerdings verschwindend gering, wie auch Aygül Özkan, Hauptgeschäftsführerin des Branchenspitzenverbands ZIA, bemerkte. Michael Voigtländer, Immobilienexperte des Instituts der deutschen Wirtschaft hat errechnet, dass sich mit den Fördergeldern gerade einmal 3.700 Baueinheiten fördern lassen, wenn man davon ausgeht, dass für Kredite bis 100.000 Euro die Zinsen um zwei Prozentpunkte gesenkt werden.
Das Förderprogramm für 2025 hilft beim Abbau des Bauüberhangs aber nicht wirklich. Dieser umfasste ganze 759.000 Wohnungen Ende 2024. Jedoch setzen die Verbände darauf, dass 2026 wieder sehr viel mehr Geld im Haushalt für die Förderung des Effizienzstandards 55 eingeplant werden wird. ZIA-Hauptgeschäftsführerin fordert in diesem Zusammenhang: „Die Förderung für den 55-Standard muss deutlich ausgebaut werden.“ Die Beratungen zum Haushalt 2026 sollen noch im September starten und im November abgeschlossen werden.
Allerdings hat der Immobilienexperte Voigtländer auch für 2026 wenig Hoffnung, dass die Fördermittel für den Effizienzstandard 55 in wirklich wirksamem Maße ausgebaut werden. Nach seinen Berechnungen könnte auch eine Aufstockung des Fördertopfes auf 360 Millionen Euro nur weniger als 25.000 Baueinheiten fördern. Das ist letztendlich keine Lösung für die jährlich benötigten ca. 320.000 Wohnungen, wie Experten schätzen.
Längerfristig könnte die reaktivierte Förderung dem Wohnungsbau wichtige Impulse liefern
Wie Experten der Baubranche schätzen, könnten in den kommenden Jahren durch die Wiedereinführung der Neubauförderung des KfW-Standards 51.000 Wohneinheiten in Mehrfamilienhäusern entstehen. Dafür wäre ein Förderaufwand in Höhe von 1,5 Milliarden Euro über 10 Jahre für Zuschüsse und Zinsverbilligungen notwendig. Özkan hält den Aufwand für überschaubar, aber verspricht sich eine enorme Hebelwirkung für Wohnungsbau davon.
In Bezug auf die Haushaltsplanungen für 2026 sollen Bundesbauministerin Verena Hubertz (SPD) im kommenden Jahr rund 7,6 Mrd. Euro zur Verfügung stehen. Ihr Etat würde damit im Vergleich zum Haushaltsentwurf 2025 um etwa 226 Mio. Euro steigen.


