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Gespenstisch: 1.000 Männer belästigen in Köln Frauen, ignorieren Polizei

In Köln ist es am Silvesterabend zu einer gespenstischen Aktion gekommen: Etwa 1.000 Männer haben Frauen belästigt. Gleichzeitig wurden den Frauen Wertgegenstände entwendet. Die Polizei musste einschreiten, um eine Massen-Panik zu vermeiden.
04.01.2016 19:10
Lesezeit: 4 min

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Unter dem Titel «Unerträglicher Zustand»: Vielfache Übergriffe auf Frauen schockieren berichtet Kathy Stolzenbach von der dpa über einen besorgniserregenden Vorfall auf dem Kölner Bahnhofsvorplatz am Silvester-Abend:

Sie wollen ausgelassen Silvester feiern - und werden sexuell belästigt und ausgeraubt. Dutzende Frauen werden in Köln rund um den Bahnhof Opfer einer großen Gruppe von Tätern. Die Polizei zeigt sich geschockt über das Ausmaß.

Es sollen ungeheuerliche Szenen gewesen sein, die sich in der Silvesternacht im Schatten des Kölner Doms abgespielt haben. Unzählige Menschen sind nach Köln gekommen, um hier ins neue Jahr zu feiern. Reisende und Feiernde strömen über den Bahnhofsvorplatz in die Stadt. Dann werden Feuerwerkskörper in die Menge abgefeuert. Völlig unkontrolliert, so schildert es Michael Temme, Leitender Polizeidirektor.

Eine Gruppe von rund 1.000 stark alkoholisierten Männern - so beschreibt es die Polizei - verhält sich völlig enthemmt, aggressiv und gänzlich unbeeindruckt von der Anwesenheit der Polizisten. Auf Nachfrage hin betonen die Ermittler am Montag: Ja, auf geschätzt 1.000 Männer sei die Gruppe angewachsen. Die Einsatzleitung fordert Verstärkung an. Um eine drohende Massenpanik zu verhindern, räumt die Polizei zeitweise den Platz.

Erst im Laufe der Nacht und in den Folgetagen wird das Ausmaß der Gewalt deutlich, die von der Gruppe ausgegangen sein soll. Der Kölner Polizeipräsident Wolfgang Albers spricht am Montag von «Straftaten einer völlig neuen Dimension» und «Sexualdelikten in sehr massiver Form». «Es ist ein unerträglicher Zustand, dass mitten in der Stadt solche Straftaten begangen werden», so Albers. Frauen seien begrapscht, belästigt und ausgeraubt worden, auch von einer Vergewaltigung ist die Rede.

Bei den Tätern solle es sich dem Polizeipräsidenten zufolge um Männer handeln, die «dem Aussehen nach aus dem arabischen oder nordafrikanischen Raum» stammen, so hätten es Zeugen übereinstimmend beschrieben. Die Männer sollen zwischen 15 und 35 Jahre alt sein. Konkreteres weiß die Polizei am Montag nach eigenen Angaben nicht.

Bei der Polizei melden sich 80 Menschen, die angeben, Opfer von Straftaten geworden zu sein. 60 Anzeigen wegen Sexualdelikten und Diebstählen liegen vor. «Wir gehen von weiteren Taten aus, die uns noch nicht angezeigt wurden», sagt Albers. Die Ermittlungsgruppe «Neujahr» wird aufgestockt, um den Tätern auf die Spur zu kommen. Unter anderem werten sie Handyvideos und Material aus Überwachungskameras aus.

Polizeidirektor Temmes Angaben zufolge waren «alle Einsatzkräfte, die wir zur Verfügung hatten», vor Ort. Doch die Beamten bemerkten anscheinend nichts von den sexuellen Übergriffen und Diebstählen. «Wir haben erst durch die Anzeigen davon erfahren», sagt Wolfgang Wurm, Präsident der zuständigen Bundespolizeistation Sankt Augustin.

Wie schon nach den schweren Ausschreitungen von Hooligans im Oktober 2014 auf dem Bahnhofsvorplatz, die bundesweit für Schlagzeilen gesorgt hatten, muss sich der Polizeipräsident rechtfertigen: «Es gibt in Köln keinen rechtsfreien Raum. Wir waren mit starken Kräften im Einsatz», betont er.

«Das ist eine völlig neue Dimension der Gewalt. So etwas kennen wir bisher nicht», sagt der NRW-Landesvorsitzende der GdP, Arnold Plickert. «Ein Täter hat einer Zivilpolizistin in die Hose gefasst», so Plickert. Bei den am Einsatz beteiligten Polizeibeamten herrsche eine «tiefe Betroffenheit».

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) bezeichnet die Vorfälle als «ungeheuerlich». Es könne nicht sein, dass Besucher, die nach Köln kommen, Angst haben müssten, überfallen zu werden, sagte Reker dem «Kölner Stadt-Anzeiger» (Dienstag). Sie hat für diesen Dienstag ein Krisentreffen zu den Übergriffen angesetzt. Dabei soll es auch darum gehen, ob die Video-Überwachung im Hauptbahnhof ausgeweitet werden soll.

Im Hinblick auf den bevorstehenden Karneval kündigt Polizeipräsident Albers an: «Wir werden alles dafür tun, damit sich so etwas nicht wiederholt.»

Die Pressemitteilung der Polizei:

Übergriffe am Bahnhofsvorplatz - Ermittlungsgruppe gegründet

Im Laufe des Neujahrtages (1. Januar) erhielt die Polizei Köln Kenntnis über unterschiedliche Vorfälle bei denen Frauen Opfer von Übergriffen geworden sind.

In der Silvesternacht nutzten Tätergruppen das Getümmel rund um den Dom und begangen Straftaten unterschiedlicher Deliktsbereiche. Die Polizei Köln hat eine Ermittlungsgruppe zur Aufklärung der Fälle eingerichtet.

Bei der Polizei Köln und der Bundespolizei erstatteten bis zum jetzigen Zeitpunkt knapp 30 Betroffene Anzeige und schilderten in diesen Fällen die gleiche Vorgehensweise der Täter. Die Geschädigten befanden sich während der Neujahrsfeier rund um den Dom und auf dem Bahnhofsvorplatz, als mehrere Männer sie umzingelten. Die Größe der Tätergruppen variierte von zwei bis drei, nach Zeugenaussagen nordafrikanisch Aussehenden bis zu 20 Personen. Die Verdächtigen versuchten durch gezieltes Anfassen der Frauen von der eigentlichen Tat abzulenken - dem Diebstahl von Wertgegenständen. Insbesondere Geldbörsen und Mobiltelefone wurden entwendet. In einigen Fällen gingen die Männer jedoch weiter und berührten die meist von auswärts kommenden Frauen unsittlich.

Zur Klärung der Taten und Tatzusammenhänge hat die Polizei Köln eine Ermittlungsgruppe gegründet. Zur Arbeit der Ermittler gehört unter anderem die Auswertung umfangreicher Videoaufnahmen.

Weitere Geschädigte, die sich in der Silvesternacht am Bahnhofsvorplatz und um den Dom in der Zeit zwischen Mitternacht und vier Uhr aufgehalten haben und noch keine Anzeige erstattet haben, werden gebeten sich mit der Polizei in Verbindung zu setzen.

Hinweise nimmt das Kriminalkommissariat 12 unter der Rufnummer 0221/ 229-0 oder per E-Mail an poststelle.koeln@polizei.nrw.de entgegen

Der Kölner Express zitiert Aussagen des Polizeipräsidenten Wolfgang Albers auf der Pressekonferenz:

• Wolfgang Albers: «Es hat dort in zahlreicher Anzahl Sexualdelikte gegeben. Auch in sehr massiver Form. Frauen sind angefasst, angegangen worden.»

• Wolfgang Albers: «Die Straftaten sind begangen worden, aus einer Gruppe von Menschen, die von ihrem Aussehen her überwiegend aus dem nordafrikanischen bzw. arabischen Raum stammen.»

• Wofgang Albers: «Das ist ein völlig unerträglicher Zustand – dass in Köln solche Straftaten begangen werden. An Menschen, die hier nach Köln gekommen sind, um fröhlich den Jahreswechsel zu begehen.»

Der nordrhein-westfälische Innenmninister Ralf Jäger sagte dem Express:

«Wir nehmen es nicht hin, dass sich nordafrikanische Männergruppen organisieren, um wehrlose Frauen mit dreisten sexuellen Attacken zu erniedrigen. Deshalb ist es notwendig, dass die Kölner Polizei konsequent ermittelt und zur Abschreckung Präsenz zeigt. Das sind wir den Frauen schuldig und zugleich den nordafrikanischen Flüchtlingen, die friedlich bei uns leben wollen.»

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