Finanzen

Ölpreis-Verfall: IWF und Weltbank müssen erste Pleite-Staaten retten

Repräsentanten von IWF und Weltbank sind in Aserbaidschan eingetroffen, um Notfallkredite in Milliardenhöhe vorzubereiten. Das Land ist aufgrund der niedrigen Ölpreise in akuter Pleite-Gefahr. Ein Zahlungsausfall Aserbaidschans könnte der Anfang einer Serie von Staatspleiten wichtiger Erdöl-Länder sein eine für das Exportland Deutschland gefährliche Entwicklung.
29.01.2016 01:40
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank bereiten sich darauf vor, einem möglicherweise bevorstehenden Zahlungsausfall Aserbaidschans mit Nothilfen in Höhe von rund 4 Milliarden Dollar vorzubeugen, wie Financial Times meldet. Repräsentanten der beiden Washingtoner Organisationen werden demnach vom 28. Januar bis zum 4. Februar in der Hauptstadt Baku sein, um Verhandlungen über Finanzhilfen aufzunehmen. Im Gespräch seinen laut einem Sprecher der Weltbank sowohl kurzfristig wie auch langfristig angelegte Rettungspakete. Außerdem wurde bekannt, dass auch Abgesandte der Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung und der Asian Development Bank in Baku erwartet werden. Die Situation ist brisant, weil eine Pleite Aserbaidschans weitere Zahlungsausfälle nach sich ziehen und die globale Wirtschaft destabilisieren könnte.

Die Wirtschaft des Landes leidet unter den tiefen Ölpreisen. Dies zwang die Zentralbank Ende des vergangenen Jahres dazu, den aserbaidschanischen Manat vom Dollar abzukoppeln. In der Folge büßte die Landeswährung rund 35 Prozent ihres Wertes ein. Die Regierung von Präsident Alijew versuchte daraufhin, die starken Abverkäufe mit einer Sondersteuer von 20 Prozent auf den Export fremder Währungen einzudämmen. Aserbaidschans Wirtschaft ist äußerst stark von Erdöl und Erdgas abhängig, deren Exporte rund 95 Prozent der Gesamtexporte des Landes ausmachen. Die niedrigen Ölpreise haben nach Angaben des Notenbankchefs dazu geführt, dass die Zahlungsbilanz im Verlauf des vergangenen Jahres von 17 Milliarden Dollar auf „praktisch Null“ abgerutscht sei.

Auch innenpolitisch steht die Regierung Alijew unter Druck. Der Wertverfall des Manat führte zu Protestbewegungen in dem autoritär regierten Land am Kaspischen Meer. Für das laufende Jahr rechnet die Ratingagentur Moody’s mit einem Haushaltsdefizit von etwa 5,5 Prozent. „Dies sind schlechte Zeiten für Ölproduzenten und ihre Gläubiger. Die Geschichte zeigt, dass extremer Pessimismus berechtigt ist, was das Vermögen der Ölproduzenten anbelangt und dass gerade aufstrebende Märkte für Pleiten anfällig sind und Preisabschwünge bei den Rohstoffen die häufigsten Gründe für Zahlungsausfälle sind“, zitiert Financial Times eine Analyse von Oxford Economics.

Die Hilfen für Aserbaidschan sind teilweise wohl geopolitisch motiviert. Aserbaidschan ist ein wichtiger Partner des Westens in der Region. Seine Führungsriege verfolgt seit langem eine Westbindung und arbeitet eng mit der NATO zusammen. Die Unterbindung der durch den Ölpreis-Verfall ausgelösten sozialen Unruhen dürften demnach ebenfalls eine Rolle im Kalkül von IWF und Weltbank spielen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Trübe wirtschaftliche Lage lindert Engpass an IT‑Fachkräften
08.08.2025

Die Wirtschaft in Deutschland schrumpft seit über zwei Jahren. Während viele Branchen unter Konjunktursorgen leiden, zeigt sich im...

DWN
Finanzen
Finanzen Börse aktuell: Warum die Börsen im August und September nervös werden
08.08.2025

Historisch gilt der Spätsommer als gefährlichste Zeit für die Aktienmärkte – und die Vorzeichen für August und September sind alles...

DWN
Politik
Politik 39 Prozent US-Zölle auf Schweizer Exporte: Industrie warnt vor Totalschaden
07.08.2025

Die USA verhängen drastische Zölle auf Schweizer Produkte – mit verheerenden Folgen für die Industrie. Die Regierung reist vergeblich...

DWN
Politik
Politik Trump allein mit Putin: Droht Europa der große Ausverkauf?
07.08.2025

Donald Trump plant ein Gipfeltreffen mit Wladimir Putin – ohne Europa am Tisch. Während in Moskau über Waffenruhe gesprochen wird,...

DWN
Technologie
Technologie Uniper schwenkt um und produziert weniger grünen Strom
07.08.2025

Uniper galt lange als Hoffnungsträger der Energiewende. Jetzt rudert der Konzern überraschend zurück: Die selbst gesetzten Ziele für...

DWN
Politik
Politik Sanktionen verpufft: Wie die EU Putins Krieg mitfinanziert
07.08.2025

Öl fließt, Gas strömt, Yachten gammeln in Häfen: Trotz 18 Sanktionspaketen boomt Putins Kriegswirtschaft – auch dank Europas...

DWN
Finanzen
Finanzen Rheinmetall-Aktie rutscht ab: Rüstungskonzern schwächelt beim Wachstum trotz Rüstungsboom
07.08.2025

Die Rheinmetall-Aktie verliert nach einem Rekordlauf überraschend an Schwung – trotz globalem Rüstungsboom. Analysten zeigen sich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlands Exportbilanz: Plus im Halbjahr, aber Gefahr aus den USA
07.08.2025

Deutschlands Exporteure melden ein leichtes Plus – doch die gute Nachricht hat einen Haken. Denn hinter dem Rekordwert brodelt ein...