Der Privatsender ProSiebenSat.1 will bei dem erwarteten Duell großer Medienkonzerne um die Bundesliga-Übertragungsrechte ab 2017 an der Seitenlinie bleiben. "Die großen Sportechte sind für uns nicht wirtschaftlich", sagte Vorstandschef Thomas Ebeling am Donnerstag auf der Bilanz-Pressekonferenz. Er machte deutlich, dass sich die Kosten teurer Sportrechte etwa für die Bundesliga oder die Olympischen Spiele im werbefinanzierten Fernsehen aus seiner Sicht nicht wieder einspielen lassen. Das sei eher etwas für gebührenfinanzierte öffentlich-rechtliche Sender oder für Pay-TV. ProSiebenSat.1 sei offen für kleinere Rechtepakete und wolle sich auch künftig auf weniger breitenwirksame Sportarten konzentrieren.
Wohin die Millionen im internationalen Fußball fließen, zeigte am Mittwoch eine sehr interessante ZDF-Doku (Video am Anfang des Artikels). Was die Doku leider nicht erwähnt: Das Millionen-Spiel der FIFA-Korruption ist nur möglich, weil die öffentlich-rechtlichen Sender das Spiel mit den Zwangsgebühren befeuern. Zu diesem Zwecke haben sich die Sender jahrelang auf die Ikone Franz Beckerbauer verlassen, der lapidar erklärt habe, es gäbe eine Grundrecht auf Fußball und daher müssten die Gebührenzahler zahlen.
Beckenbauer steckt nun ebenfalls mitten in der Korruptionsaffäre und muss sogar mit rechtlichen Konsequenzen rechnen.
ARD und ZDF haben bisher noch keinen Gedanken daran verschwendet, sich aus diesem dubiosen Milieu zu verabschieden. Die Sender brauchen den Fußball nämlich aus anderen Gründen unbedingt: Einer jüngsten Umfrage zufolge lehnen 70 Prozent der Deutschen die Zwangsgebühr ab. Würden die Sender keinen Fußball mehr bringen, würde man vermutlich ernsthaft beginnen müssen, die Sender in Frage zu stellen. Doch würden die Sender das Geld in seriösen Journalismus stecken, der es bei ARD und ZDF immer schwerer hat, an Ressourcen zu kommen, würde sich die Akzeptanz der Sender vermutlich wieder erhöhen. Doch die Sender-Chefs, allesamt von Politikern ernannt und von diesen in der Folge kontrolliert, ordnen sich dem systemischen "Brot und Spiele" unter.
Angesichts der ethischen Probleme und kriminellen Machenschaften ist es nicht zu rechtfertigen, dass die öffentlich-rechtlichen Sender finanzieren. Auch in Großbritannien ist der Fußball in erster Linie ein PayTV-Geschäft: Der einzelne Kunde kann entscheiden, was ihm das Produkt wert ist. Wer er mit seinem privaten Geld eine moralisch zweifelhaftes Produkt finanzieren will, ist das seine Entscheidung. Öffentlich-rechtliche Sender dagegen haben moralische Grundsätze nicht nur in ihren Nachrichtensendungen zu predigen, sondern sich in ihrer Geschäftspolitik daran zu halten. Die Finanzierung der durch die FIFA-Machenschaften in Verruf gekommenen Are Profi-Fußball ist nicht zu rechtfertigen.
Die Aussage von ProSiebenSat.1 über die obszönen Kosten ist ein Hinweis, dass der Markt nicht bereit ist, die vom Preise zu bezahlen, die ARD und ZDF auf den Tisch legen. Die ZDF-Doku über die FIFA arbeitet schön heraus, dass immer dann, wenn nicht marktkonforme Preise gezahlt werden, etwa für das legendäre Bid-Book, Korruption, Bestechung, Schmiergelder oder Geldwäsche im Spiel ist.