Die französische Großbank Société Générale schätzt, dass Chinas Banken faule Kredite in Höhe von rund 8 Billionen Yuan (rund 1,1 Billionen Euro) in ihren Büchern haben. Dies berge ein enormes Risiko für das Finanzsystem und die Wirtschaft, weil die Verluste damit über 60 Prozent des Gesamtkapitals der Geschäftsbanken, rund 50 Prozent der jährlichen Steuereinnahmen und rund 12 Prozent des Bruttoinlandsprodukts betragen würden.
Mittelfristig, schreibt die Bank in einer Analyse, bestehe eine hohe Wahrscheinlichkeit für eine radikale Umgestaltung des Bankensystems. „China verschuldet sich immer noch rapide. Die Verbindlichkeiten von Unternehmen außerhalb des Finanzsystems belaufen sich auf bis zu 250 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Die Liberalisierungen in der Wirtschaft und im Finanzmarkt hat die Schuldendynamik zu destabilisieren begonnen. Der Beginn der Schuldenrestrukturierung bei Staatsbetrieben – den größten Schuldnern – macht eine Bankenrestrukturierung wahrscheinlicher – ein Szenario, das mittelfristig mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent eintritt“, sagte ein Analyst der Bank.
Die Regierung hat vor einigen Wochen begonnen, hochverschuldete Staatsbetriebe quasi durch die Hintertür zu verstaatlichen. Dazu führte sie ein Programm ein, im Zuge dessen Banken ihre Forderungen gegen die Unternehmen in Aktien umwandeln können. Dadurch werden die Schulden faktisch getilgt und internationale Investoren beruhigt. Die Kehrseite ist, dass die Banken nun mit den oftmals unrentablen Unternehmen operativ als (Mit-)Eigentümer verbunden sind.
Die Banken zu zwingen, Eigentümer jener Unternehmen zu werden die Kredite nicht zurückzahlen können wird die Gewinne dieses Jahr weiter drücken. Statt die Stabilität der Banken zu stützen wird diese durch die Bemühungen untergraben“, wird die Ratingagentur Standard & Poor´s zitiert.
Dem Finanzblog Zerohedge zufolge bleiben zwei Möglichkeiten, wie China die drohenden Verluste minimieren könnte. Zum einen könnte die Regierung Anleihen ausgeben, um die Banken zu rekapitalisieren – dies würde allerdings zu höheren Leitzinsen oder einer Abwertung der Landeswährung Yuan führen. Andererseits könnten die hohen aber sinkenden Devisenreserven eingesetzt werden, um Banken zu retten – dies würde kurzfristig aber einen hohen Aufwertungsdruck auf den Yuan ausüben und langfristig die Fähigkeit der Zentralbank beschneiden, Abwertungen zu verhindern.
In jedem Fall besteht laut Société Générale eine hohe Chance, dass es im Zuge der Umschuldung zu Fehlern komme. Mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 30 Prozent werde es aus Sicht der Bank deshalb mittelfristig zu einem schweren Einbruch der Wirtschaft kommen.