Der islamische Prediger Fethullah Gülen hat den Umsturzversuch von Teilen des türkischen Militärs verurteilt und die Anschuldigungen des mit ihm verfeindeten Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zurückgewiesen. Er habe in den vergangenen Jahrzehnten selbst mehrere Militärputsche in seinem Heimatland miterleben müssen, daher sei die Behauptung, er sei in den Staatsstreich verwickelt, „besonders beleidigend“, erklärte der in den USA lebende Geistliche in der Nacht zum Samstag.
„Ich weise solche Anschuldigungen kategorisch zurück“, betonte Gülen. Er verurteile den Putschversuch „auf das Schärfste“. Er bete dafür, dass sich die Lage in der Türkei schnell und friedlich kläre, fügte Gülen hinzu.
Der private US-Geheimdienst Stratfor analysiert, dass der Putschversuch von der Gülen-Bewegung organisiert wurde. Doch für Stratfor sei klar gewesen, dass der Putsch scheitert. „Dieser Putschversuch ist das Produkt einer islamistischen Spaltung innerhalb des Militärs – und Spaltungen innerhalb von Divisionen führen nicht zum Putsch-Erfolg“, so der US-Dienst.
Teile der türkischen Armee hatten am Freitagabend die Übernahme der Macht verkündet, das Kriegsrecht ausgerufen und eine Ausgangssperre verhängt. Erdogan machte die Anhänger seines früheren Verbündeten Gülen für den versuchten Militärputsch verantwortlich. Regierung erklärte den Putsch nach wenigen Stunden für gescheitert.
Wie die Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, wurden landesweit 754 Armeeangehörige festgenommen. Auf Anordnung von Innenminister Efkan Ala seien zudem fünf Generäle und 29 Oberste ihrer Funktionen enthoben worden.
Gülen hatte sich 2013 mit Erdogan überworfen, als die Justiz umfassende Korruptionsermittlungen zu Politikern und Geschäftsleuten aus dem Umfeld des damaligen Regierungschefs eingeleitet hatte. Erdogan warf dem Prediger einen Putschversuch vor und ließ tausende Polizisten, Staatsanwälte und Richter, die angeblich zur Gülen-Bewegung gehörten, entlassen oder versetzen.