Die Bremer Landesbank beleuchtet das erneut schwache Quartals-Wachstum in den USA und zieht daraus interessante Schlussfolgerungen:
Wer sich vor einigen Monaten kritisch über die angestrebte Zinswende in den USA geäußert hat, war deutlich in der Minderheit. Analog zu den hoch gesteckten Erwartungen an die US-Notenbank waren die Kursentwicklungen im Dollar klar vorherzusehen, ein Absinken unter die Parität galt unter den großen Investmentbanken als gesicherte Erkenntnis und wurde so in den (Wirtschaftsmedien) nur zu gerne weitergetragen.
Nun, wir wissen inzwischen, dass wir mit unserer skeptischen Haltung Recht behielten. Weder konnte der Dollar nur ansatzweise die ihm zugeschriebene Aufwertung zeigen und das hat einen klaren Hintergrund. Das von den Medien schon häufiger an den Rande des Abgrunds geschriebene Europa hat die USA inzwischen vom Wachstum deutlich überholt, wie die letzten Daten nochmals bezeugen.
Rechnerisch vergleichbar stellt sich die Situation wie folgt dar: Während die Wirtschaft in den Vereinigten Staaten im ersten Halbjahr nur um magere 0,24% wuchs, waren es in der Eurozone 0,90%, das entspricht dem Faktor 3,75...Trotz Europas vielfältiger Probleme zeigt sich die Wirtschaft widerstandsfähiger als die amerikanische Wirtschaft – während die europäische Wirtschaft überwiegend aus eigener Kraft zulegen kann, liegen außerhalb Europas die Budgetdefizite deutlich höher.
Dem üblichen Muster folgend, fand eine Revision der letzten Quartale statt, die unter anderem das erste Quartal mit 0,8% nach vorher gemeldeten 1,1% herabsetzte. Wie der Chart verdeutlicht, zeigt sich nach dem Tapering-Abschluss (4Q 2014) eine fortgesetzte Schwäche in der US-Ökonomie. Dabei gilt mehr denn je, dass auch massive Subventionierungen u.a. durch Zinspolitik, Vorkrisen-Kreditstandards oder niedrige Benzinpreise der US-Wirtschaft keinen Auftrieb gegeben haben. Im Gegenteil – nach der Mini-Zinserhöhung im 4Q 2015 wurde das Wachstum fast vollständig abgewürgt.
Besonders aus dem Privatsektor wurden die Abwärtsrevision ausgelöst. Aber damit nicht genug, besonders eine deutliche Revision des zweiten Quartals 2015, das die Datenbasis für die historische Zinserhöhung im Dezember lieferte, wurde aggressiv von 3,9% auf 2,6% revidiert. Man stellt sich angesichts dieser dramatischen Abwärtsrevisionen nach einem Jahr abermals die Frage über die Datenqualität. Es schließt sich unweigerlich die Frage an, warum die Fed auf der vorliegenden Datenbasis (diese Revisionen sind Muster, kein Einzelfall) weitreichende Entscheidungen trifft. Auch in 2016 wird dieselbe Karte gespielt – man möchte auch in der aktuellen Situation datenabhängig entscheiden, ob und wann man die Geldzügel weiter anziehen möchte.
Wie sinnvoll ist die gewollte Abhängigkeit von Daten, die im Nachhinein extrem revisionsanfällig sind?
Dass wir weiter nicht an eine Zinswende (upps, man liest hiervon plötzlich nichts mehr..) glauben, müssen wir nicht gesondert betonen. Im Gegenteil – die Möglichkeit auf eine neue Runde QE sind mit diesen ernüchternden Zahlen wieder angestiegen. In den zurückliegenden drei Quartalen war der Aufschwung so wenig ausgeprägt wie seit 1949 nicht mehr! Das sind keine Geräusche, das sind Alarmsignale aus Washington! Wer nach diesen Zahlen noch den Aussagen einiger Fed-Gouverneure Glauben mag, dass es in den kommenden Monaten zu einer oder zwei Erhöhungen kommen kann, der beweist, dass sein Glaube an die Fed unerschütterlich ist...oder er ein unverbesserlicher Optimist ist.