Politik

Europäer sollen für US-Visum ihre Internet-Aktivitäten offenlegen

Lesezeit: 1 min
24.10.2016 02:58
Die US-amerikanische Zollbehörde plant, die sozialen Medien gezielt nach persönlichen Informationen über Visa-Antragssteller aus Europa zu durchforsten. Die Maßnahme betrifft auch die ESTA-Anträge aus den EU-Staaten.

Mehr zum Thema:  
USA >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
USA  

Die US-amerikanische Zollbehörde U.S. Customs and Border Protection plant, soziale Foren gezielt nach persönlichen Informationen über Visa-Antragssteller aus Europa (ESTA) zu durchforsten, wie The Intercept berichtet. Die Pläne betreffen demnach Reisende aus „dem größten Teil Europas“ sowie aus einigen anderen Ländern. Schon im Dezember könnten die Auswertungen beginnen, schreibt The Intercept.

Die entsprechende Regulierung ist sehr weitreichend: Demnach könnten auch Antragsteller betroffen sein, deren Verbindungen zu anderen Personen als problematisch angesehen werden. Dies wäre selbst der Fall, wenn der Antragsteller keine Interaktion mit Verdächtigen vorzuweisen hat. Der Denunziation sind auf diesem Weg ebenso Tür und Tor geöffnet wie willkürlichen Ablehnungen.

Scharfe Kritik an den Plänen kommt von Datenschutzvereinen. Diese gehen davon aus, dass die freie Meinungsäußerung in sozialen Medien langfristig unter den Bestimmungen leiden könnte und das die US-Behörden zu viel Macht bekämen darüber zu entscheiden, was als „Risiko für die Vereinigten Staaten“ oder als verdächtige Aktivität gelte. „Es scheint so zu sein, dass auch Verbindungen zu Bekannten oder befreundeten Personen des Visa-Antragsstellers, die nicht regelmäßig mit ihm in sozialen Netzwerken kommunizieren, durchleuchtet werden“, wird aus einem Schreiben von 11 Bürgerrechtsorganisationen zitiert.

Auch der UN-Berichterstatter zur freien Meinungsäußerung beklagte sich, dass der Umfang der abgefragten Informationen „wage und potentiell grenzenlos“ sei. Er sei darüber besorgt, dass durch die Gesetzesänderung „Regierungsbeamte eine uneingeschränkte Autorität bekämen, um persönliche und sensible Informationen über Reisende und ihre Online-Bekanntschaften zu sammeln, zu analysieren, zu teilen und zu speichern.“

Die Zollbehörde sowie das Ministerium für Heimatschutz wiesen hingegen darauf hin, dass das Angebot zur Kontrolle der sozialen Plattformen freiwillig sei und dass die Behörden „nur Zugang zu frei zugänglichen Informationen auf diesen Plattformen haben würden und sich an die Datenschutzbestimmungen der Anbieter halten würden.“

Problematisch ist, dass Unternehmen wie Facebook, Yahoo und Twitter in der Vergangenheit mehrfach dadurch auffielen, dass sie vertrauliche Informationen ihrer Kunden an Regierungsbehörden weitergegeben haben.

Ein Sprecher der Zollbehörde sagte, dass die Pläne dazu dienten, „potentielle Gefahren zu erkennen, weil Kriminelle und Terroristen in der Vergangenheit ihre wahren Absichten häufig unbewusst in den sozialen Netzwerken gezeigt hätten“. Die Daten-Sammlung würde nicht dazu benutzt, die Reise aufgrund der politischen Ansichten, der Rasse oder der Religion des Antragsstellers zu behindern.


Mehr zum Thema:  
USA >

DWN
Politik
Politik Streit ums liebe Geld: UN-Klimagipfel geht in die Verlängerung
22.11.2024

Milliarden für den Klimaschutz – doch wie weit sind die Staaten wirklich bereit zu gehen? Auf der UN-Klimakonferenz in Baku entbrannte...

DWN
Politik
Politik Netanjahu Haftbefehl: Deutschland und die rechtliche Zwickmühle
22.11.2024

Der Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu erschüttert die internationale Bühne. Deutschland sieht sich in einem schwierigen Spagat:...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bosch kürzt 5.550 Stellen - 3.800 davon in Deutschland
22.11.2024

Bosch steht vor massiven Einschnitten: Bis zu 5.550 Stellen sollen wegfallen, davon allein 3.800 in Deutschland. Die Krise in der...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis-Prognose 2025: Nach Kurskorrektur steigt der Goldpreis aktuell - wohin geht die Reise?
22.11.2024

Der Goldpreis steht derzeit im Fokus von Anlegern und Edelmetallexperten. Gerade in unsicheren Zeiten wollen viele Investoren Gold kaufen,...

DWN
Politik
Politik Iranisches Atomprogramm: Teheran will mehr Uran anreichern
22.11.2024

Droht der Iran dem Westen mit neuen Atomwaffen? Die IAEA warnt, Teheran wehrt sich – und eskaliert die Urananreicherung. Jetzt könnten...

DWN
Politik
Politik Dauerbaustelle Autobahn: Sie stehen hier im Stau, weil sich Verkehrsminister Volker Wissing verrechnet hat
22.11.2024

Wenn man im Sommer entspannt durch Frankreich oder Italien über die Autobahnen gleitet, fragt man sich jedesmal aufs Neue: Warum müssen...

DWN
Politik
Politik Krankenhausreform kommt: Lauterbachs Reform passiert den Bundesrat
22.11.2024

Karl Lauterbach freut sich: Der Bundesrat hat das sogenannte "Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz" gebilligt, das Herzensprojekt des...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Rezession droht im Winter, Euro ist im Sinkflug: Was sind die Gründe?
22.11.2024

Stagnation der deutschen Wirtschaft, ein schwächelnder Euro, miese Stimmung in den Unternehmen: Ökonomen befürchten eine...