Politik

Umfrage: Deutsche wollen normales Verhältnis zu Russland

Lesezeit: 1 min
26.10.2016 17:22
Zwei Drittel der Deutschen halten nichts von der Scharfmacherei gegen Russland. Sie fürchten keinen Krieg und lehnen die Ausgrenzung von Präsident Putin ab.
Umfrage: Deutsche wollen normales Verhältnis zu Russland

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Zwei Drittel der Deutschen (64 Prozent) haben laut einer am Mittwoch veröffentlichten forsa-Umfrage für das Magazin "stern" keine Angst, dass es zu einem Krieg mit Russland kommen könnte. Nur ein Drittel der Deutschen hält es einer Umfrage zufolge für möglich, dass es einen militärischen Konflikt mit Russland gibt, berichtet Reuters.

Die fortgesetzte negative Beurteilung Russlands durch die deutsche Politik und ihre entsprechende Rezeption in einschlägigen TV-Sendern ist demnach nicht wirklich effektiv gewesen: Denn die Deutschen sehen in Russland mit überwältigender Mehrheit keinen Aggressor - wie auch dieselben Befragten offenkundig davon ausgehen, dass die Nato kein Interesse an einem ersten Schritt zu einem Krieg hat.

Diese Einschätzung deckt sich mit der Aussage eines Putin-Vertrauten, der einen heißen Krieg zwischen den USA und Russland für unwahrscheinlich hält.

Dass die öffentliche Zuspitzung nicht spurlos am Verhältnis zu Russland vorübergegangen ist, erstaunt nicht: Nur sechs Prozent der Befragten schätzen das Verhältnis zwischen Russland und der EU im Moment als gut ein. 41 Prozent halten es für schlecht, 51 Prozent für weniger gut. Noch kritischer wird das Verhältnis zwischen den beiden Atommächten Russland und USA gesehen.

84 Prozent der Bundesbürger wollen, dass Angela Merkel den russischen Präsidenten Wladimir Putin nicht ausgrenzt, sondern mit ihm spricht. Vergangene Woche hatten Merkel Putin im Kanzleramt empfangen. Besonders die Anhänger der Grünen (95 Prozent) und der Linken (92 Prozent) fanden dies richtig. 87 Prozent der AfD-Wähler fanden das richtig. Im Parteiprogramm der AfD findet sich ein klares Bekenntnis zur Nato, es gibt in der Partei aber auch eine Fraktion, die sich ostentativ für ein gutes Verhältnis zu Russland einsetzt.

Interessant in diesem Zusammenhang: Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier, der als Exponent des fortgesetzten Dialogs mit Russland gesehen wird, hat in Umfragen bessere Werte als Merkel und als einziger die Chance, Merkel als Bundeskanzlerin abzulösen.

Das Gespräch verlief allerdings eher frostig - zumindest, was die öffentlichen Statements betrifft. Allerdings erwies sich vor allem der aggressive Ton von Francois Hollande als reines Gehabe - beim EU-Gipfel spielte der auslaufende französische Präsident keine Rolle mehr.

Interessant: Nur 14 Prozent der Befragten teilen die Einschätzung der US-Geheimdienste, dass Gespräche mit Putin sinnlos sind. Hier müssen die Dienste also noch Überzeugungsarbeit leisten. Zuletzt hatte die CIA angekündigt, verdeckte Angriffe gegen Syrien starten zu wollen. US-Vizepräsident Joe Biden hatte eine "bloßstellende Botschaft" an Putin versprochen.

Für die Umfrage interviewte Forsa am 20. und 21. Oktober 1001 Bundesbürger.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Quiet Quitting: Der stille Job-Rückzug mit gefährlichen Folgen
22.12.2024

Ein stiller Rückzug, der Unternehmen erschüttert: Quiet Quitting bedroht die Substanz deutscher Betriebe. Warum immer mehr Beschäftigte...

DWN
Technologie
Technologie DWN-Sonntagskolumne: Künstliche Intelligenz Hype Cycle - Zwischen Revolution und Enttäuschung
22.12.2024

Ist künstliche Intelligenz nur ein Hype oder der Beginn einer Revolution? Zwischen hohen Erwartungen, Milliardeninvestitionen und...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Psychische Gewalt am Arbeitsplatz: Ursachen, Folgen und Lösungen
22.12.2024

So können Unternehmen gegen verbale Übergriffe aktiv werden- Beleidigungen, Drohungen und Beschimpfungen: Rund ein Drittel der...

DWN
Finanzen
Finanzen Kindergeld beantragen: Tipps und wichtige Infos für 2025
22.12.2024

Wussten Sie, dass Sie Kindergeld bis zu sechs Monate rückwirkend erhalten können? Dies gilt sowohl für Ihr erstes Kind als auch für...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Märchen vorbei? Steht Deutschlands Automobilindustrie vor dem Aus?
22.12.2024

Volkswagen in der Krise, Mercedes, BMW & Co. unter Druck – und hunderttausende Jobs stehen auf dem Spiel. Wie kann der Kampf um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Credit Suisse-Debakel: Ausschuss sieht Schuld bei Bank
22.12.2024

Die Nervosität an den Finanzmärkten war im Frühjahr 2023 groß - drohte eine internationale Bankenkrise? Für den Schweizer...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Volkswagen-Deal: Worauf sich VW und die IG Metall geeinigt haben
22.12.2024

Stellenabbau ja, Werksschließungen nein: Mehr als 70 Stunden lang stritten Volkswagen und die IG Metall um die Sparmaßnahmen des...

DWN
Technologie
Technologie Webasto-Geschäftsführung: „Der Einsatz von KI ist eine strategische Notwendigkeit“
22.12.2024

Angesichts des wachsenden Drucks durch die Transformation hin zur Elektromobilität und steigender Kosten in der Branche sprechen Markus...