Wirtschaft

Droht neue Schuldenkrise? Deutschland erhöht die Verschuldung – Südeuropa bangt um Stabilität

Die geplante massive Ausweitung des deutschen Haushalts hat Auswirkungen auf ganz Europa. Besonders betroffen sind hochverschuldete südeuropäische Länder, deren Staatsanleihen seit Anfang März um rund 30 Basispunkte gestiegen sind – ein erheblicher Anstieg. Droht nun eine neue Schuldenkrise?
29.03.2025 16:01
Lesezeit: 1 min
Droht neue Schuldenkrise? Deutschland erhöht die Verschuldung – Südeuropa bangt um Stabilität
Die Flaggen der Europäischen Union, ihrer Mitgliedsstaaten sowie der Ukraine wehen vor dem Gebäude des Europäischen Parlaments (Foto: dpa). Foto: Philipp von Ditfurth

Anstieg der Anleiherenditen löst Sorgen über finanzielle und wirtschaftliche Folgen aus

Die Bundesregierung plant über die nächsten zehn Jahre zusätzliche Ausgaben in Höhe von rund einer Billion Euro. Diese Entwicklung sorgt für Unruhe in Ländern wie Italien, Spanien und Griechenland. Höhere Renditen bedeuten steigende Kosten für den Schuldendienst, was bei ohnehin fragiler Haushaltslage erneut fiskalische Instabilität auslösen könnte – eine Erinnerung an die europäische Schuldenkrise vor mehr als einem Jahrzehnt.

Droht eine neue Schuldenkrise?

Europa bewegt sich in eine Phase expansiver Finanzpolitik, was langfristig höhere Zinsen für Staatsanleihen bedeuten könnte. Dies könnte wiederum die Verschuldungskosten für bereits hoch belastete Länder weiter in die Höhe treiben und wirtschaftliche sowie politische Unsicherheiten verschärfen. Allerdings gibt es mehrere Argumente, die gegen ein solches Krisenszenario sprechen:

Positive wirtschaftliche Impulse aus Deutschland

Die deutschen Investitionen könnten der gesamten EU zugutekommen, insbesondere den südeuropäischen Volkswirtschaften, die stark mit Deutschland verflochten sind. Italien und Spanien gehören zu den Ländern, deren Industrie besonders empfindlich auf wirtschaftliche Entwicklungen in Deutschland reagiert. Ein starker Aufschwung der deutschen Wirtschaft könnte somit auch ihre Wachstumschancen verbessern – und damit die Tragfähigkeit ihrer Schulden.

Keine automatische Zinserhöhung durch Staatsausgaben

Die Sorge, dass die geplanten deutschen Mehrausgaben die Inflation anheizen und dadurch die Zinsen steigen lassen, ist nicht zwangsläufig berechtigt. Viele europäische Industrien arbeiten derzeit unter ihrer Kapazitätsgrenze, sodass zusätzliche Staatsausgaben die Produktion eher ankurbeln, ohne die Preise in die Höhe zu treiben.

Möglichkeit gemeinsamer EU-Schulden

Sollte ein Teil der zusätzlichen Militärausgaben durch gemeinsame EU-Anleihen finanziert werden, könnten die Zinssätze für die Schulden deutlich niedriger ausfallen. Ein Vorbild dafür sind die günstigen Konditionen der im Rahmen des „Next Generation EU“-Fonds ausgegebenen Anleihen. Experten wie der Thinktank Bruegel fordern bereits, dass Verteidigungsausgaben auf EU-Ebene finanziert werden, statt über nationale Schulden.

Die neue Rolle der EZB

Die Europäische Zentralbank hat in den vergangenen zwölf Jahren ihre geldpolitische Strategie verändert. Heute ist die Bereitschaft, bei Vertrauensverlust und Kapitalabfluss durch gezielte Anleihekäufe zu stabilisieren, deutlich größer als während der Eurokrise. Dies könnte als Sicherheitsnetz für hochverschuldete Staaten dienen.

Kein Grund zur Panik – aber Wachsamkeit ist gefragt

Trotz des Renditeanstiegs bleibt das Risiko einer neuen Schuldenkrise in Südeuropa überschaubar. Die expansive deutsche Finanzpolitik könnte sogar positive Wachstumsimpulse liefern, die den Ländern helfen, ihre Haushalte zu stabilisieren. Entscheidend wird jedoch sein, ob die EU eine gemeinsame Strategie zur Finanzierung dieser Ausgaben findet – und wie die EZB auf mögliche Marktverwerfungen reagiert.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Berkshire Hathaway-Aktie: Warren Buffetts Abgang belastet – wie viel Substanz bleibt?
22.06.2025

Berkshire Hathaway verliert nach Buffetts Rückzug an Kurswert. Die Aktie steht unter Druck – und der Markt stellt die Zukunft des...

DWN
Technologie
Technologie Lebensmittel aus dem 3D-Drucker: Revolution am Esstisch und in der Lebensmittelproduktion?
22.06.2025

Gedrucktes Essen statt Herd und Pfanne? Der 3D-Lebensmitteldruck wächst rasant – zwischen nachhaltiger Vision, Gastronomietrend und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Die Deutschen und ihr Bargeld: Wie sich das Bezahlverhalten entwickelt
22.06.2025

Obwohl die Deutschen nach eigenen Aussagen ihr Bargeld lieben, gewinnt das bargeldlose Bezahlen auch hierzulande an Bedeutung. Das...

DWN
Technologie
Technologie Schwedische Innovation soll Wasserkrise in der Ukraine lösen
21.06.2025

Während Europa über Hilfspakete debattiert, liefern schwedische Firmen sauberes Wasser in eine vom Krieg verwüstete Region. Ist Hightech...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Afrikas Migrationspotenzial: Die globale Ordnung steht vor einer tektonischen Verschiebung
21.06.2025

Afrikas Bevölkerung wächst, während der Westen altert. Millionen gut ausgebildeter Migranten verändern schon heute globale...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlands stille Stärke: Wie Rechtsstaat und Verwaltung zum unterschätzten Standortvorteil werden
21.06.2025

Als Max Weber 1922 mit seiner Bürokratie-Theorie die Basis für die deutsche Verwaltung legte, galt sie weltweit als innovatives Vorbild....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Rückschlag für Elektroautos – kommt das Ende wie vor 100 Jahren?
21.06.2025

Vor 100 Jahren verschwanden Elektroautos wegen politischer Entscheidungen von den Straßen. Heute wiederholt sich die Geschichte: Donald...

DWN
Politik
Politik Wie der Westen seine Werte in der Wüste verrät: Big Tech versteckt die Probleme unter glänzenden Fassaden
21.06.2025

Big Tech hofiert autoritäre Regime vom Golf – im Tausch gegen Milliarden, Macht und Rechenzentren. Doch hinter der glitzernden Fassade...