Technologie

Gegen Überwachung: Entwickler planen Verschlüsselung des gesamten Internets

Lesezeit: 1 min
18.11.2014 10:29
Das IAB-Komitee des weltweiten Internet-Verbands ISOC will die verschlüsselte Kommunikation im Netz zur Regel machen. Entwickler sollen so sämtlichen Datenverkehr vor der Überwachung durch Geheimdienste schützen. Klartext-Übertragungen will der Verband nur noch in Ausnahmefällen zulassen.
Gegen Überwachung: Entwickler planen Verschlüsselung des gesamten Internets

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Ein Entwickler-Komitee des weltweiten Internet-Verbands ISOC, das Internet Architecture Board, fordert in einer gemeinsamen Erklärung ein Umdenken in der Datenübertragung. Demnach soll künftig sämtlicher Datenverkehr im Internet verschlüsselt und so vor Mitlesern geschützt werden. Klartext-Übertragungen will das Internet Architecture Board nur noch in Ausnahmefällen zulassen, die verschlüsselte Kommunikation hingegen zur Regel machen.

Wie Heise berichtet, sei die Erklärung eine Reaktion des Gremiums „auf die Enthüllungen Edward Snowdens zur Massenüberwachung der Internetkommunikation durch die Geheimdienste.“

„Das IAB appelliert dringend an die Protokoll-Entwickler, Vertraulichkeit als Voreinstellung vorzusehen“, heißt es demnach in der „Erklärung zur Vertraulichkeit im Internet“, die am 91. IETF-Treffen in Honolulu veröffentlicht wurde. Auch Netzanbieter werden aufgefordert, künftig ausschließlich verschlüsselte Dienste anzubieten. Firewalls sollen dazu die automatische Blockierung verschlüsselter Daten aufheben.

Die Geheimdienste liefern sich ein regelrechtes Wettrüsten mit den Verschlüsselungs-Experten im Internet: Erst im Oktober hatte der BND angekündigt, zusätzliche Millionen zu investieren, um auch verschlüsselte Verbindungen überwachen zu können. Bis zum Jahr 2020 sollen zu diesem Zweck für ein Programm mit Namen „Strategische Initiative Technik“ (SIT) insgesamt 300 Millionen Euro bewilligt werden.

Um Verschlüsselungen zu knacken soll der BND auch illegal beschaffte Informationen über Sicherheitslücken von Hackern kaufen, um ihre eigene Spähsoftware einzuschleusen. Der Spiegel hatte berichtet, der BND wolle das Wissen über Einfallstore in Computerprogramme ankaufen, um sich Zugriff auf verschlüsselte Informationen zu verschaffen.

Die Geheimdienste sind inzwischen möglicherweise in der Lage, die anonyme Kommunikation über das Tor-Netzwerk zu knacken. Dies halten die Macher des Tor-Projekts selbst für möglich, nachdem die Behörden aus 17 Staaten bei einer gemeinsamen Razzia mehr als 50 im Dark Web versteckte Seiten vom Netz genommen haben.

Dokumente über amerikanische, britische und kanadische Geheimdienste belegen, wie die Ausspähung ganzer Länder funktioniert. Ein Team aus Wissenschaftlern und Journalisten hat kürzlich ausgewertet, wie die Spione das Internet systematisch kartieren und manipulieren. Sie sprechen von einer „Kolonialisierung des Netzes.“

Das FBI hatte die Verschlüsselung von Daten sogar als lebensgefährlich dargestellt, weil die Abhörung im Notfall Leben retten könnte.

 

 

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